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Gold- und Silberaktien reizen zum Timing

24.02.2013  |  Manfred Gburek
Anleger warten gespannt auf den Ausgang der Wahl in Italien, weil sie befürchten, dass davon das Schicksal des ganzen Euroraums abhängen könnte. Das ist allerdings nur ein Teilaspekt in dem Kuddelmuddel, der uns noch bevorsteht. Denn von der breiten Öffentlichkeit kaum beachtet gerät die Europäische Zentralbank EZB zunehmend unter politischen Druck. Das ist das Fazit aus den derzeit stattfindenden Verhandlungen hinter verschlossenen Türen.

Worum es geht, hat Bundesbank-Präsident Jens Weidmann schon am 11. Februar aus Anlass seiner Freiburger Rede in Gedenken an den großen Nationalökonomen Walter Eucken klar zum Ausdruck gebracht: "Die Staaten entscheiden autonom über die Verschuldung, die Gemeinschaft haftet für die Folgen. Diese Konstellation begünstigt erneute Fehlentwicklungen.“ In letzter Konsequenz könnten dann "Staatsinsolvenzen nicht ausgeschlossen werden“. Weidmann geht noch weiter: "Das Eurosystem wird zum einzigen handlungsfähigen Akteur auf europäischem Boden stilisiert.“ Es sei jedoch nicht in der Lage, die Krise zu bewältigen, das könne "nur die Politik“.

Dass Weidmann damit nicht ungeteilte Zustimmung erhält, liegt auf der Hand. Man stelle sich nur vor, das Quartett Merkel/Hollande/Rajoy und einer der italienischen Wahlkandidaten, möglicherweise sogar der dubiose Strippenzieher Berlusconi, würde versuchen, die angesprochenen Fehlentwicklungen aus der Welt zu schaffen. Das ist allein schon aufgrund der weit auseinanderklaffenden Interessen der vier größten Länder des Euroraums nicht möglich.

Was bedeutet das? 1. Die Unruhe um den Euro bleibt. 2. Sie ist Teil des Abwertungswettlaufs, vielfach als Währungskrieg bezeichnet. 3. Sie lenkt von den Problemen anderer ab, etwa von der hoffnungslosen Verschuldung der USA und Japans. 4. Die Unfähigkeit der europäischen Politiker, mit dem Europroblem, also mit extrem unterschiedlichen Ausgangslagen und Interessen der Mitglieder des Euroraums, fertig zu werden, lenkt die Last der Verantwortung zwangsläufig auf die EZB. 5. Je länger diese Prozedur dauert, desto mehr wird Europa von Nordamerika und vor allem von Asien wirtschaftlich abgehängt.

Dabei sollte man noch den folgenden Aspekt beachten: Die EZB schöpft zugunsten der - überwiegend maroden - Großbanken Geld, mit dem diese beispielsweise italienische und spanische Anleihen kaufen. Das Geld ist also unproduktiv angelegt, denn die Anleihen dienen ja nicht dazu, die Produktivität von Fabriken in den betreffenden Ländern zu steigern, sondern weitgehend zur Umschuldung staatlicher Kredite. Das Ganze erinnert ein wenig an den Neuen Markt und die Nasdaq Ende der 90er Jahre, als Banken Geld schöpften, indem sie massenweise Börsengänge von Unternehmen lancierten, die in erster Linie aus heißer Luft bestanden.

Der Vergleich mit dem Neuen Markt mag Ihnen auf Anhieb seltsam vorkommen, aber so seltsam ist er gar nicht. Wie der Schweizer Anlagestratege Felix Zulauf vor kurzem in einem Handelsblatt-Interview vorgerechnet hat, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis zehnjähriger Bundesanleihen rechnerisch bei 70. Analysten würden Aktien mit einem derart hohen Gewinnmultiplikator heute automatisch auf die Abschussliste setzen. Und nicht einmal die edelsten Immobilien in der Münchner City bringen es auf eine so abartige Bewertung.

Geldschöpfung aus dem nichts führt schließlich ebenso zur Geldvernichtung wie seinerzeit das Unwesen mit den Börsengängen aus heißer Luft. Davor müssen Sie sich schützen, das kann nicht oft genug betont werden: Mit Gold, Silber, dem eigenen Dach über dem Kopf und später auch mit Aktien, sobald deren Kurse tief genug gefallen sind. Das dürfte für Sie als Leser dieser Kolumne längst nichts Neues mehr sein. Doch es gibt noch einen Punkt, auf den ich Sie heute besonders aufmerksam machen möchte: das richtige Timing.

Beispiel Edelmetalle, speziell Goldaktien: Deren Kurse sind zuletzt fast ausnahmslos in die Tiefe gerauscht. Als Auslöser wurden immer wieder genannt: die fallenden Edelmetallpreise, die auf die Kurse zusätzlich drückende Hebelwirkung der Minen und die Hinwendung der Goldanleger zu Exchange Traded Funds (ETF), wie SPDR Gold Trust. Lassen wir das mal so stehen, auch wenn die Ursachen komplexer sind.

Ich beobachte nun seit Tagen, dass sich in den Edelmetallindizes XAU und HUI etwas Neues tut: Die Aktien der führenden Goldkonzerne Barrick, Newmont und zeitweise auch AngloGold glänzen mit relativer Stärke. Das heißt, ihre Kurse entwickeln sich besser als die der anderen Edelmetallaktien. Sollte diese Tendenz anhalten, dürfte das ein untrügliches Zeichen dafür sein, dass Großanleger, etwa die Manager führender Investmentfonds, hier interessante Kurschancen sehen. Und in der Tat ist nicht zu verkennen, dass relativ viele Gold- und Silberaktien nach den Kursrückgängen der vergangenen Monate mittlerweile derart niedrig bewertet sind, dass der Aufbau größerer Aktienpositionen lohnend erscheint. Das gilt außer für die genannten natürlich auch für andere Aktien, etwa für Royal Gold oder Silver Wheaton.

Im Edelmetallsektor engagierte Anleger haben sich zuletzt, vor allem in der abgelaufenen Woche, immer wieder gefragt, ob die Edelmetallpreise eventuell nicht doch schon zum Abwärtstrend übergegangen sind. Dazu nur zwei Anmerkungen: 1. Allein der Abwertungswettlauf der Währungen spricht dagegen. 2. Der langfristige Aufwärtstrend des Goldpreises ist nach wie vor intakt, und die seit eineinhalb Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung mit Unterstützungslinien etwas unterhalb von 1600 Dollar ändert nichts daran. Die stärker schwankenden Silber-, Platin- und Palladiumpreise können kaum daran rütteln.

Schließlich noch ein paar Worte zum Thema Barreserve. Der bereits zitierte Felix Zulauf hat sich diesbezüglich im Handelsblatt klar geäußert: "Ich sitze auf Cash.“ Das ist in unruhigen Börsenzeiten wie jetzt sicher nicht verkehrt, aber man sollte dabei auf Folgendes achten: Auch Gold in Form von Barren und Anlagemünzen ist Cash, wenngleich von anderer, das heißt höherer Qualität als Geld auf dem Konto. Und Cash ist dazu da, zur richtigen Zeit investiert zu werden. Das kann nicht allein ein bestimmter Zeitpunkt sein, weil das Timing auf den Punkt genau nur selten gelingt, sondern sollte eine Zeitspanne umfassen. Also Geld hier anlegen, warten, Geld dort anlegen, wieder warten, und so weiter. Es ist immer wieder verblüffend, welche Erkenntnisse man bei Anwendung dieser Methode gewinnt. Versuchen Sie es damit jetzt bei Edelmetallaktien.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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