Gold kapituliert
27.02.2013 | Adam Hamilton
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Dieser Verlauf war von der "Risk-On, Risk-Off”-Dynamik bestimmt, die an den Märkten in den Jahren seit der Aktienpanik 2008 vorherrschte. Wenn die Händler positiver gestimmt waren, kauften sie alles. Wenn sie negativ gestimmt waren, verkauften sie alles. Daher erlebten Gold und der SPX im September einen massiven Zuwachs, als die EZB und die Fed neue Monetarisierungskampagnen ankündigten.Im November begann jedoch eine Umkehr dieser Korrelation, die zunächst auf die US-Wahlen zurückzuführen war. Als Obama die Wahlen gewann, erlebten die Börsen einen starken Sell-Off, Gold hingegen einen Anstieg. Obamas Sieg bedeutete vier weitere Jahre extremer Mehrausgaben, Defizite und Schuldenwachstum, die die Fed monetarisieren müssen, sodass die Zinssätze nicht zu ihrem weitaus höheren, normalen Mittelwert zurückkehren.
Nachdem der SPX bis Mitte November bis auf überverkaufte Werte gefallen war, erlebte er wie erwartet einen Zuwachs. Nachdem der anfängliche Schwung schon bald verloren war, setzte der SPX seinen Anstieg mit überschaubaren täglichen Gewinnen fort. Auch wenn die Gewinne überschaubar waren, gab es nur wenige Tage, an denen Verluste verzeichnet wurden. Der Optimismus überstieg daher schnell die Angst von Anfang November. Trotz der Furcht vor einer massiven Steuererhöhung durch die Fiskalklippe setzten die Aktienmärkte ihren beachtlichen Aufwärtstrend fort.
Je höher der SPX kletterte, desto optimistischer wurden die Investoren und desto unbeliebter wurden Alternativinvestitionen. Diese Situation wurde durch Fonds-Verkäufe verschärft. Als sich Investoren mit hohem Einkommen vor der massiven Steuererhöhung fürchteten, begannen sie, ihre Gewinne infolge der auslaufenden Zinssätze 2012 zu realisieren. Sie forderten Rücknahmen und Fonds mussten zur Cash-Beschaffung Anteile verkaufen.
Einige entschieden sich dabei für den Verkauf von Gold, dem liquidesten Vermögenswert. Das Metall musste Ende November und Mitte Dezember daher einen Schlag hinnehmen. Der Sell-Off, den ich in unseren Newslettern genauer unter die Lupe nehme, begann, das Goldmarktklima für die Kapitulation der letzten Woche vorzubereiten. Anschließend erholte sich Gold rasant und erlebte von Ende Dezember bis Anfang Februar insgesamt einen Zuwachs. Der neue Goldaufschwung blieb intakt.
Zum Ende der vergangenen Woche wurde ein Goldpreiseinbruch ausgelöst, als der SPX weitere, scheinbar endlose Höchstwerte innerhalb des zyklischen Bullenmarktes erreichte. Das Handelsvolumen war überschaubar, da die meisten asiatischen Märkte infolge der Neujahrsfestivitäten geschlossen waren. Amerikanische Baissiers ergriffen daher die Gelegenheit eines Bear Raids (dt. Baisse-Manöver), um Gold zu einem Zeitpunkt zu verkaufen, als die Welt nicht zusah. Es kam daher zu einem Goldpreisrückgang.
Für jeden Tag, an dem der Goldpreis fiel, gab es auch diesmal eine Rechtfertigung der Baissiers, die ich detailliert in unseren Newslettern beschreibe. Dies hatte zur Folge, dass Gold begann, wichtige technische Linien zu durchbrechen. Zuerst scheiterten der Support des neuen Aufschwunges sowie der gleitende 200-Tages-Durchschnitt. Mit jedem weiteren technischen Durchbruch wuchs die Angst. Bis zur Veröffentlichung des FOMC-Sitzungsprotokolls am Mittwoch vergangener Woche glich das Marktklima bereits einem Pulverfass.
Als Gold an jenem Morgen unter 1600 USD infolge der Furcht der Händler vor der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls fiel, war der letzte Strohhalm für viele verbleibende Haussiers verloren. Sie stießen an ihre Grenzen und verkauften. Natürlich sorgen Verkäufe für weitere Verkäufe. Je mehr Verkäufer es gibt, desto weiter fallen die Preisen, wodurch wiederum eine weitere Händlerschar zum Verkauf veranlasst wird. Dieser Kreislauf führte zu einer Kapitulation.
Der Höhepunkt jeder Kapitulation signalisiert den Höhepunkt der bärischen Stimmung, wenn alle voll und ganz davon überzeugt sind, dass der fallende Preis auf unbestimmte Zeit fallen wird. Am Mittwoch gab es in der Tat eine Reihe von äußerst bärischen Zukunftsprognosen für Gold. Zahlreiche Analysten behaupteten, dass sich der säkulare Goldbullenmarkt dem Ende nähert. Diese Behauptung brachte mich etwas zum Schmunzeln, da das letzte vorübergehende Hoch im August 2011, vor 18 Monaten, stattfand. Höchstwerte und nicht neue Tiefstwerte sind der Zeitpunkt, wenn man bärisch gestimmt sein sollte.
Die Kapitulation in der vergangenen Woche war die Folge eines mehrmonatigen Prozesses, der damit begann, dass die Alternativinvestitionen im November an Beliebtheit verloren. Beachten Sie, dass Gold und der SPX von Januar bis Oktober 2012 eine positive Korrelation von 0,55 hatten. Von November bis zur vergangenen Woche erlebte dieser Wert eine Umkehr und erreichte eine negative Korrelation von 0,74. Die maßgebliche Rally der Aktienmärkte beeinträchtigte die Stimmung am Goldmarkt.
Dies allein ist ein äußerst bullisches Omen. Der SPX erlebt infolge des kommenden, neuen, zyklischen Bärenmarktes ein Topping. Der im März 2009 beginnende zyklische SPX-Bullenmarkt ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Bis vergangene Woche war er innerhalb von 47 Monaten um beeindruckende 126,3% gestiegen. Und es gibt keine Spur von Complacency mehr, dem vorherrschenden Indikator für ein Topping.
Die Wahrscheinlichkeit eines großen Sell-Offs an den Börsen ist also unglaublich hoch. Wahrscheinlich wird es zu einem neuen zyklischen Bärenmarkt kommen, der den Wert des SPX in den kommenden Jahren halbieren wird. Alternativinvestitionen verlieren an Beliebtheit, wenn an den Börsen ein Hoch erreicht wird und sie gewinnen an Beliebtheit, wenn der Bärenmarkt an den Börsen immer bedeutender wird. Diese Dynamik ist für Gold derzeit sicherlich äußerst bullisch. Gold hat sich im Laufe vergangener zyklischer Bärenmärkte an den Börsen als Alternativinvestition bewährt.