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Seltene Erden - ein Update

06.03.2013  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Da gibt es natürlich einiges zu bedenken. Da ist vor allem die Entscheidung, welche der Seltenen Erden im Mittelpunkt des Interesses stehen sollten. Und da kommt ein neues Arbeitspotential auf uns zu. Denn wir müssen nicht nur den derzeitigen Stand der Nachfrage eruieren, sondern auch einen Blick in die Zukunft werfen. Das ist viel Arbeit, denn man sollte sich bemühen, die Ansätze zu neuen Anwendungen zu ermitteln und diese genauestens zu verfolgen. Denn wir kaufen ja nie die Vergangenheit und kaum die Gegenwart, sondern fast immer nur die Zukunft. Welche Seltenen Erden haben denn eine interessante technologieorientierte Zukunft, das wird die wichtigste Entscheidung sein, die wir zu fällen haben.

Aus meiner Sicht sind dies Terbium, Europium, Dysprosium, Yttrium und mit gewissen Einschränkungen auch Neodym. Wenn eine neue Kältetechnologie sich irgendwann einmal durchsetzen sollte, dann zähle ich auch Gadolinium zu meinen Favoriten (das muss man aber sehr genau verfolgen).

Die nächste Frage ist, welche Qualitäten kauft man und wo? Meine Antwort darauf ist - und da kommen mir meine schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit zugute: Nur die höchste Qualität zählt. Der Fachmann nennt dies "maximale Neuner" und meint, dass in den Reinheitsprozenten so viele Neuner wie möglich stehen sollten. Also ist eine Reinheit bei Yttrium von 99,99% wesentlich besser als eine solche von 99%. Warum dies so ist? Die Unreinheiten können die Wirkungsweisen der Seltenen Erden erheblich belasten, also wird immer das reinere Mineral gesucht, denn die Seltenen Erden sind ja immer die Leistungsverstärker und wenn diese unrein sind, verstärken sie die Wirkungen nicht, sondern belasten das Produkt.

Und wo kaufen? Wenn das Meiste aus China kommt, dann wird es angesichts der doch sehr undurchsichtigen Handlungsweisen im Reich der Mitte problematisch. Wir müssen immer daran denken, dass - so wird uns dies offiziell von der Politik in China mitgeteilt - dass es neben einem genehmigten Exportkontingent von ca. 30.000 Tonnen p.a. auch noch "schwarze" Exporte von geschätzt fast 40.000 (!!!) geben soll, die derzeit den Markt belasten und dies von vielen kleineren Unternehmen, die sich derzeit noch den staatlichen Kontrollen entziehen. Beachten Sie die Relation von offiziellen und inoffiziellen Exporten: 30.000 Tonnen gegen 40.000 Tonnen. Das Risiko, dass Sie von den 40.000-Tonnen-Exporteuren bedient werden (dies vielleicht morgen gar nicht mehr geben wird, weil sie der starke Arm aus Peking "geholt" hat) und dann vielleicht minderwertige Minerale gekauft haben, ist nicht niedrig: Also nur beste Lieferanten, auf deren Qualitätsbestätigungen man sich verlassen kann.

Zurück zu den Exportkontingenten: Ich rechne damit, dass die Zentralregierung angesichts drakonischer Strafen es schaffen wird, die 40.000 Tonnen pro Jahr extrem zu reduzieren. Dann wird sich die Nachfrage am Markt langfristig und dynamisch durchsetzen.

Sie werden mich fragen, wo lagert man seine Seltenen Erden? Da ich davon ausgehe, dass Besitzeinschränkungen, die durchaus bei den Edelmetallen bei fortschreitender Finanzkrise denkbar sind, für Industriemetalle und -Minerale nicht zu erwarten sind (das ist für die Zukunft ein gutes und wichtiges Argument für den Erwerb von Seltenen Erden), ist die professionelle Lagerung bei Fachunternehmen sinnvoll. Kommt der physische Besitz irgendwann einmal in Probleme, wenn der überschuldete Staat auf seine Bürger zugeht (nette Formulierung, nicht wahr?) und dort um milde Gaben bittet oder diese fordert, dann ist immer noch Zeit, sich über eine Alternative zu unterhalten und die erworbenen Minerale sich ausliefern zu lassen.

Oder - wenn Sie Ihr Engagement doch in größeren Beträgen niederschlägt - wäre es eine bedenkenswerte Alternative, für sich eine kleine GmbH zu gründen, deren Geschäftszweck der Handel mit Metallen und Mineralen ist. Die Umsatzsteuer bekäme man zurück, den Handel und den Besitz wird man aus industriestrategischen Gründen nicht einschränken können und im schlimmsten Falle können Sie ja Ihre Metalle auch ins Ausland verkaufen. Zugegeben, das mag schon um drei Ecken gedacht sein, aber genau so müssen Sie vorgehen, denn die Krise ist noch lange nicht vorbei und Vorausschauen ist gerade jetzt in der Krise die wichtigste Tugend.

Lassen Sie mich meine Gedanken zusammenfassen:

• 1. Der Markt für Seltene Erden ist nicht überschaubar, die Nachfrage wird nicht extrem zusammenbrechen und die Versorgung außerhalb Chinas ist nicht gesichert.

• 2. Verlassen Sie sich nicht auf die Versorgung mit den schweren Seltenen Erden aus nichtchinesischer Produktion.

• 3. Verlassen Sie sich nicht auf Informationen aus China direkt und auf Interpretationen aus solchen Informationen: China wird sich das Monopol, das sie derzeit halten, nicht nehmen lassen und daher die industrielle Welt zwingen, ihre Produktion möglichst in China aufzunehmen. Alle anderen Industriebetriebe, die Seltene Erden benötigen, werden sich arg nach dem Rohstoff strecken müssen. Wenn Sie von China nicht im Rahmen des Kontingents beliefert werden, müssen sie jeden Preis akzeptieren. Und das wirkt sich extrem auf die Preise aus.

• 4. Kaufen Sie physisches Material von bester Qualität und aus zuverlässigen Quellen.

• 5. Verfolgen Sie wissenschaftliche Ausarbeitungen, die wegweisend für neue Anwendungen für Seltene Erden sind. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Heute sind die Nachfrage von Morgen.

• 6. Kaufen Sie die Seltenen Erden in Portionen, die handelsüblich von der Industrie nachgesucht werden. Es hilft Ihnen nichts, z.B. Dysprosium für € 10.000 und dann 11,356 Kilogramm DYS zu haben, wenn die Industrie Gebinde von 25 Kilogramm handelt. Im schlimmsten Falle haben Sie dann einen fiktiven Anteil an einem Gebinde mit 25 Kilogramm von z.B. 45,4% und müssten dann Ihren Miteigentümer um Genehmigung für eventuelle Dispositionen fragen … Wer kauft schon gern einen 45,3%-igen Anteil an einem gut erhaltenen MB 300 SL?

• 7. Lagern Sie die Rohstoffe nicht zu Hause (einige sind bei bestimmten Temperaturen problematisch) sondern nutzen Sie die umsatzsteuer- und zollfreie Lagerung bei erfahrenen und professionell geführten Unternehmen in Deutschland. Wenn man jemals einen staatlichen Zugriff in Deutschland befürchtet (ich meine für mich: Das wird nicht geschehen), dann könnten auch Lagerstätten im Nicht-EU-Ausland sinnvoll sein

Ganz zum Schluss der Hinweis eines in Jahrzehnten gebrannten und daher gereiften Kindes namens Dietmar S.: Kaufen Sie dann, wenn alle anderen Sie für verrückt halten. Mein früherer Börsenchef (Makler an der Düsseldorfer, Frankfurter und Berliner Börse) riet mir zu Beginn meiner Börsenkarriere vor fast 50 Jahren „Dietmar, Du musst rennen, wenn alle langsam tun und verschnaufen, wenn alles rennt“ Und das im schönsten Schwäbisch. Oder wie sagte wohl der legendäre Herr Rothschild "Kaufe, wenn die Kanonen donnern ...". Und die donnern nun schon in diesem Spezial-Markt seit mehr als 12 Monaten.

Meine aktuelle Meinung: "Schwäbisch Handeln und denken".


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de
www.emuro.de



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