Ist dies eine einmalige Verkaufsgelegenheit?
16.09.2005 | Dr. Marc Faber
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Inflation falsch berichtetIm letzten Monatsbericht zitierte ich meinen Freund Bill King sehr ausgedehnt, der aufzeigte wie die amerikanische Regierung die Wirtschaftsstatistiken fälscht. Vor ein paar Tagen, bot Bill weitere Beweise für die Regierungsmanipulation und Missinterpretation von Statistiken - dieses Mal bei den Inflationszahlen. Bill zitierte eine Studie von Tom McManus von der Bank of America Securities, welche die Zusammensetzung der Inflation zeigte.
Das Büro für Arbeitsstatistiken (BLS) hat kalkuliert, dass die Inflation bei der Gesundheitsvorsorge in den letzten 10 Jahren durchschnittlich 4% pro Jahr betrug. Wir wissen jedoch aus privaten Studien, dass die Kosten für Gesundheitsvorsorge um mehr als 10% pro Jahr in den letzten Jahren gestiegen sind. Des Weiteren beträgt die Gewichtung des Gesundheitswesen durch das BLS im CPI nur 6%, während sie, so betont Bill King, laut dem Bureau of Economic Analysis des US Commerce Department 17% der Ausgaben betragen.
Ich denke, dass es kein besseres Beispiel gibt, um die fortlaufenden Lügen der amerikanischen Regierung über die Gesundheit der Wirtschaft aufzuzeigen. Durch das Verständnis der Konsumentenpreisinflation wird der Rentenmarkt getäuscht und das reale Wirtschaftswachstum wird künstlich erhöht, da das reale BIP dem nominalen BIP abzüglich der Inflationsrate entspricht. Wenn somit das nominale BIP um 6% steigt und die Inflation anstatt um durchschnittlich 3% pro Jahr vielmehr um durchschnittlich 5% stiegt, dann wächst das reale BIP nicht um 3% sondern um 1% pro Jahr!
Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass ich immer skeptisch gegenüber dem Erwerb von Inflationsgesicherten Anleihen (TIPS) war, ganz einfach weil die Rendite von den Inflationsgebundenen Wertpapieren von der Konsumentenpreisinflation abhängt. Da die Regierung immer die wahre Inflationsrate kaschiert, wird der Käufer der TIPS ewig verlieren. Des Weiteren denke ich, dass eines Tages in der Zukunft, der Rentenmarkt endgültig die Tatsache begreifen wird, dass die Inflation gedrückt wird und wird massiv einbrechen.
In der Tat müssten Sie der weltgrößte Optimist (à la Abby Cohen oder Larry Kudlow) sein, eine 30jährige amerikanische Staatsanleihe in US-Dollar mit einer Rendite von nur 4,5% und dem Blick auf die Fälligkeit der Anleihe zu erwerben. Sie müssten annehmen, dass die amerikanische Inflation innerhalb der nächsten 30 Jahre niemals über 4,5% steigen würde und das der US-Dollar seine Kaufkraft beibehalten würde. Meiner Meinung nach, kein wahrscheinliches Szenario (kurzfristig jedoch, könnten Anleihen noch mehr steigen, wenn die Wirtschaft schwäche zeigt).
Aber es gibt eine weitere Begründung, warum ich angefangen habe darüber zu sprechen, dass sich Märkte vor den Nachrichten bewegen. Kürzlich wollte ein Mitglied eines Beirates einer dieser Asset Allocation Fonds, für die ich ebenfalls als Berater tätig bin, die Aktienquote auf Grund einer Wirtschaftsstudie verdoppelt, die aufzeigt, dass die Weltwirtschaft erstarkt und, dass das Gewinnwachstum stark bleiben wird.
Die erstarkende Wirtschaft ist eine alte Nachricht
Nun, ich argumentiere nicht zwingend, dass die Studie falsch ist, Wer weiß? Aber eine erstarkende Weltwirtschaft ist wahrscheinlich eine "alte Nachricht" soweit der amerikanische Aktienmarkt betrachtet wird und nicht zu steigenden Aktienpreisen führt. Der Markt hat diese guten Nachrichten mit seinem Anstieg seit April möglicherweise bereits diskontiert.
Wenn ich außerdem auf die aktuelle Performance von wichtigen Aktien in Bezug auf Ihre Marktkapitalisierung schaue, so wie Wal-Mart, GE, IBM, Citigroup, Dell und Finanzaktien im allgemeinen, die alle schwach sind, dann sagt der Aktienmarkt das Gegenteil von dem, was die bullische Wirtschaftsstudie aussagt.
Und ganz ehrlich, wenn ich mir aussuchen kann, wem ich vertrauen will - der Marktbewegung oder der Vorhersage von Strategen, Ökonomen und Analysten, dann wähle ich zu jeder Zeit die Marktbewegung. Ich sollte ebenfalls hinzufügen, dass die jüngste Schwäche bei den Kreditgebern für schlechte Bonität und den Eigenheimaktien nicht gerade auf eine kreditgetriebene Stärke in den nächsten sechs Monaten schließen lässt. Die Unternehmensgewinne sollten daher enttäuschen.
Als letzten Punkt: Angesichts der Verwüstung im Golf von Mexiko, sollte die immer verheerend intervenierende Fed ihre Zinserhöhungen bald einstellen. Dies wird sich in einer wiederkehrenden Dollarschwäche und einem steigenden Goldpreis widerspiegeln.
© Dr. Marc Faber
Der Originaltext ist am 13. September 2005 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong ) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.