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Wodurch wird Geld "gedeckt"?

11.06.2011  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 05. Juni 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.


Alle großen Zentralbanken halten Währungsreserven in Form von Gold oder anderen Landeswährungen; aber es aber nicht im strikten Sinn richtig, dass diese Reserven die betreffenden Währungen "decken". Sollten zum Beispiel die Goldreserven der USA morgen verschwinden oder Japans US$-Reserven, so wären der US$ und der Yen keinen Deut weniger wert als heute. Aber durch was sind dann die heutigen Fiat-Währungen gedeckt?

Das ist eine Fangfrage, denn Geld ist durch nichts gedeckt. Geld ist, was es ist: Das weitverbreiteste und am meisten genutzte, endgültige Zahlungsmittel innerhalb der Wirtschaft. Als die USA während der letzten 25 Jahre des 19 Jh. beispielsweise ein Währungssystem hatten, das ungefähr einem echten "Goldstandard" entsprach, war Gold Geld, und dieses Gold war durch nichts gedeckt. Papierzettel, bekannt als Dollars, zirkulierten während dieser Zeit in der Wirtschaft, aber die Papier-Dollars waren kein Geld, sondern sie waren Belege oder Quittungen für Geld (Gold), das irgendwo in Tresoren verwahrt wurde. Natürlich stellten die Banken mehr Geldquittungen her, als es eigentlich Geld gab, aber diese betrügerische Praxis - bekannt als partielles Reservesystem - ist ein separates Thema.

Einige werden jetzt zweifellos argumentieren, dass das Gold-Geld auch durch gar nichts gedeckt sein muss, weil Gold über einen "intrinsischen Wert" verfüge, wohingegen Papier oder elektronisches Geld durch etwas gedeckt sein muss, weil es eben über keinen solchen "intrinsischen Wert" verfüge. Das Problem mit diesem Argumentationsmuster ist aber, dass Gold und Papiergeld genau denselben "intrinsischen Wert" besitzen: Null. Jeder Wert ist subjektiv.

Was zu Beispiel wäre physisches Gold wert, wenn Sie alleine auf einer leeren Insel gestrandet wären - ohne Hoffung, jemals gerettet zu werden? In dieser Situation würde möglicherweise ein Baum, der regelmäßig Kokosnüsse liefert, viel mehr Wert haben, als eine Million Unzen Gold in Ihrem Besitz. Würde man jedoch in einer modernen Ökonomie leben und die Regierung würde so handeln, dass es garantiert zur Zerstörung von Vermögen und zu einem deutlichen Verfall der Kaufkraft des offiziellen Gelds kommen würde, dann wäre Gold Ihnen wahrscheinlich sehr viel wert. Daher liegt der Wert eines jeden Objektes im Auge des Betrachters, er ist dem Objekt nie inhärent.

Sobald irgendetwas die Funktion des Geldes übernommen hat, wird sein Wert, wie auch der Wert aller anderen Dinge, vom seinem Angebot-Nachfrage-Verhältnis bestimmt. Es gibt aber folgenden Unterschied: Beim Geld ist vor allem das Angebot entscheidend; auch wenn Veränderungen bei der Nachfrage kurz- bis mittelfristig bedeutend sein können, wird doch der langfristige Trend der Kaufkraft von Geld so gut wie immer von der Veränderung des Geldangebots dominiert.*

In Anbetracht der Tatsache, dass Zentralbanken im heutigen Währungssystem die langfristige Wachstumsrate des Geldangebots festlegen, kann man mit gutem Recht behaupten, dass die Zentralbank (in den USA die Fed) den bei Weitem größten Einfluss auf den Wert des modernen Geldes hat. Die Zentralbank ist jedoch wiederum nur ein Werkzeug der Regierungen und des Bankensystems. Wenn wir die ganze Sache also auch einer gewissen Distanz betrachten, können wir erkennen, dass die Fähigkeit des heutigen Geldes zur Erhaltung seines Geld-Nutzens zum großen Teil von den politischen Entscheidungen und Maßnahmen der Regierung sowie der privaten Großbanken anhängig ist.

Und dort liegt das Problem. Das Problem ist nicht, dass das heutige Geld durch kaum etwas "gedeckt" ist (so in Form von Reserven); das Problem ist, dass der Wert IHRES Geldes durch das Handeln ethisch-bankrotter Institutionen bestimmt wird.


* Anmerkung: Wir wollen damit nicht zum Ausdruck bringen, es gäbe eine lineare Beziehung zwischen den Veränderungen des Geldangebots und Veränderungen der Kaufkraft des Geldes, weil das auch definitiv nicht der Fall ist. Veränderungen des Geldangebots haben eine nicht-uniforme Wirkung auf die Preise innerhalb der Wirtschaft, und es kommt häufig zu langen und schwankenden Verzögerungen zwischen den Veränderungen des Geldangebots und den daraus entstehenden Veränderungen der Kaufkraft von Geld. Wir sagen einfach nur, dass die langfristigen Verschiebungen in der Kaufkraft einer Währung hauptsächlich durch die Veränderungen des Währungsangebots bestimmt werden.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.


Dieser Artikel wurde am 06. Juni 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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