Seltene-Erden-Aktien
13.06.2011 | Scott Wright
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Viele Jahre war China die einzige REE-Quelle, da China keine Konkurrenz am Seltene-Erden-Markt hatte. Die kostengünstige und unkontrollierte Produktion in den riesigen Lagerstätten Chinas hat in den letzten Jahrzehnten zur Schließung fast aller REE-Minen außerhalb Chinas geführt. Aus diesem Grund ist China heute für 95 Prozent des globalen REE-Angebots verantwortlich. Interessanterweise hat das REE-Monopol Chinas zu keinem schwerwiegenden Problem im Konsumentenbereich geführt. Es gab keinen Mangel an Seltenen Erden, sodass der Bedarf großer High-Tech-Industrienationen wie Japan und die USA gedeckt werden konnte. Diese Situation ist jedoch vor kurzem aus dem Gleichgewicht geraten, sodass sich die Suche nach neuen Seltenen Erden immer schwieriger gestaltet.
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde das Gleichgewicht am einst so verlässlichen REE-Markt durch die rasant wachsende Nachfrage und Chinas Angebotsdefizit gestört. Im Technologiezeitalter gewinnen die Seltenen Erden immer mehr an Bedeutung. Die Zahlen sprechen für sich: Lag die Nachfrage in den 1950er Jahren noch bei 1 000 Tonnen, betrug sie im vergangenen Jahr bereits 135 000 Tonnen.
Es deutet nichts darauf hin, dass dieses Nachfragewachstum in naher Zukunft zum Stillstand kommt. Schätzungen zufolge wird die REE-Nachfrage bis 2015 um 50 Prozent (auf ungefähr 200 000 Tonnen) und um weitere 50 000 Tonnen bis 2020 steigen. Dieser erhebliche Anstieg übt einen enormen Druck auf die einzige REE-Quelle aus. Leider hat China nicht das notwendige Produktionsvolumen, um diesen Anforderungen nachzukommen.
Dennoch stellen Infrastruktur und die Kapazitätseinschränkungen Chinas nur ein Problem dar, mit dem Verbraucher konfrontiert werden. Das größte Problem ist China selbst, da dieses rohstoffreiche Land kürzlich beschlossen hat, seine Exporte erheblich zu reduzieren. Im vergangenen Jahr ging die jährliche REE-Ausfuhrquote Chinas um 37 Prozent zurück. Anschließend gab China eine weitere Verringerung seiner Exporte um 35 Prozent zu Beginn der ersten Jahreshälfte 2011 bekannt.
Warum hat China diese Entscheidung getroffen? Die Antwort hängt davon ab, wem Sie diese Frage stellen. Die chinesische Regierung wird Ihnen sagen, dass Exporteinbußen zugunsten der eigenen natürlichen Ressourcen notwendig sind, wodurch China ermöglicht wird, seine Rohstoffe für den Eigenverbrauch zu nutzen. Dies scheint sinnvoll, denn das interne Nachfragewachstum Chinas steigt schneller als in allen anderen Ländern der Welt.
Weiterhin behauptet China, sich der durch den Abbau von Seltenen Erden entstandenen Umweltschäden anzunehmen und gegen illegalen Bergbau hart vorzugehen. Viele Minen haben der Umwelt erheblich geschadet. Sogar die "legalen" Minen sind umwelttechnisch oft sehr rückschrittlich, wodurch sich die REE-Produktion äußerst kostengünstig gestaltet.
Auch wenn ich gern glauben würde, dass sich China um das Wohl der Umwelt sorgt, können die meisten von uns zwischen den Zeilen lesen. Es mag vielleicht ein Funken Wahrheit an der offiziellen Erklärung zur Exportverminderung sein, aber überzeugend klingt sie für mich nicht. China hat seine wachsende Bedeutung für das globale REE-Angebot erkannt und verstanden, dass andere Länder mehrere Jahre brauchen, um ausreichend Seltene-Erden-Lagerstätten zu entwickeln, um nicht mehr vom REE-Angebot Chinas abhängig zu sein. Warum also nicht von der Situation profitieren, indem man den auf den Rest der Welt Druck ausübt?
Die erhebliche Einschränkung der Exporte hat erstens dazu geführt, dass die REE-Preise in die Höhe geschossen sind. Im Februar 2011 lag der Preis der exportierten Seltenen Erden bei mehr als 100 000 Dollar pro Tonne. Dies entspricht einem Rekordhöchstwert und einem Preisanstieg von mehr als 600 Prozent in nur sieben Monaten. Ein Ende dieses Wachstums ist derzeit nicht in Sicht!