Meine Damen und Herren: An die Druckerpressen!
09.03.2013 | John Browne
In seinem Rechenschaftsbericht vor dem US-Kongress in Washington nahm sich der Chef der US Federal Reserve, Ben Bernanke, letzte Woche die Zeit, die Bedeutung einiger abweichender Stimmen im Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) herunterzuspielen. Seine Aussagen und auch die noch gemäßigteren Äußerungen, die gegen Anfang der Woche von der Vize-Chefin Janet Yellen zu hören waren, bestätigen deutlich, dass die Fed weiterhin zu ihren unbefristeten quantitativen Lockerungen im Umfang von 85 Mrd. $ monatlich steht. (Überraschend nur, dass diesen Zahlen nicht dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wie jenen 85 Mrd. $, die im Rahmen der "Zwangssparmaßnahmen“ während des Haushaltsjahres eingespart werden sollen.)
Doch die Aktienmärkte hatten die Botschaft klar und deutlich verstanden und kletterten tagtäglich auf neue Rekordstände. Die augenscheinlichen Triumpfe, die die Federal Reserve beim "Aufpumpen“ der Aktienmarktkurse und Immobilienpreise, ohne gleichzeitige Dollar-Kursstürze oder aber ersichtliche Inflation, für sich zu verbuchen hatten, sind auch den internationalen Beobachtern nicht entgangen.
Für viele galten die letzten 10 Jahre schon als Zeit des “easy money“, des billigen, leichterhältlichen Geldes und Kredits. Wie sich jetzt aber zeigt, könnte diese Einschätzung ein wenig verfrüht gewesen sein. Mit Blick auf die heranrückende Generation von Zentralbankern, die bald die Kontrolle des Weltfinanzsystems übernehmen dürften, könnte das Zeitalter des easy money wohl gerade erst begonnen haben.
Viele gehen davon aus, dass Bernanke nach Ablauf seiner Amtszeit im Januar 2014 durch die noch weniger strenge Yellen ersetzt wird. Das ist aber nur der Anfang. Innerhalb kurzer Zeit wird dann eine ganze Reihe ernstzunehmender Gelddrucker an die Spitzen der großen Zentralbanken dieser Welt gelangen.
Im Januar dieses Jahres wurde der kanadische Banker Mark Carney, ein entschiedener Keynesianer, als Nachfolger Mervyn Kings für den obersten Posten bei der Bank of England ausgewählt, der im Juli 2013 neu besetzt wird. Obgleich sich auch in Großbritannien, mit einer Bevölkerung von 63 Millionen Menschen, durchaus andere potentielle Nachfolger hätten finden lassen, soll nun zum ersten Mal in der Geschichte der Zentralbank ein Ausländer den Chefposten übernehmen. Mit einem Gehalt von 1.200.000 $ pro Jahr wird er mehr verdienen als die Chefs der Fed und der EZB zusammen. Carney kann ein solches Gehalt auch verlangen, da er erwartungsgemäß ganz nach Bernankes Vorbild synthetische Pfund Sterlings schöpfen würde. Schon jetzt redet er über eine künftige Erhöhung der Inflationsgrenze für Großbritannien, die aktuell noch bei 2% liegt.
Um den Wert des Geld noch weiter zu verfälschen, überlegte der stellvertretende Chef der Bank of England, Paul Tucker, kürzlich sogar schon, wie sich negative Zinssätze erzeugen ließen. Mit all diesen Maßnahmen soll die Wirklichkeit auf Abstand gehalten werden.
Das seit mehr als einem Jahrzehnt von wirtschaftlicher Stagnation geplagte Japan hat vor kurzem Shinzo Abe zum Premierminister gewählt, der buchstäblich die expansionistischste Geldpolitik in der entwickelten Welt versprochen hatte. Shinzo löste seine Wahlversprechen dahingehend ein, dass er schon einmal Mr. Haruhiko Kuroda als nächsten Chef der Bank of Japan nominierte. Damit Er ist ein weiterer großer Keynesianer mit monetären Geldschöpfungsambitionen im Bernanke-Format. Die Wahrscheinlichkeit außergewöhnlicher geldpolitischer Maßnahmen in Japan hat sich zudem mit der anschließenden Ernennung Kikuo Iwata zum stellvertretenden Chef erhöht. Diese Woche erzählte Herr Iwata den japanischen Gesetzgebern, er favorisiere Änderungen im japanischen Recht, die Bank of Japan solle die von der Regierung gesetzten Inflationsziele erreichen; gegebenenfalls müsste die Satzung der BoJ abgeändert werden. Mit einer Gesamtschuldenlast von ohnehin schon mehr als 200% des BIP dürfte Japan damit in unbekanntes Gebiet vorstoßen.
In der EZB sitzt unterdessen der bekannte keynesianische Geldexpansionist und Schöpfer unbegrenzter synthetischer Euro-Mengen schon bequem und sicher in seinem Amt. Er scheint auch auf dem besten Weg, die dem deutschen Vorschlag folgende Austeritätspolitik in der Eurozone zu beseitigen. Es macht zudem den Anschein, als würde auch die sogenannte “Troika“ aus Internationalem Währungsfonds, der Europäischen Kommission und der EZB von den ursprünglichen Forderungen Deutschlands nach wirtschaftspolitischer Austerität und stärkeren Banken abrücken.
Die Ereignisse der letzten Monate vermitteln rückblickend den Eindruck, als hätte sich die Politik Bernankes auf die ganze Welt ausgebreitet. Ich glaube, dass wir uns auf eine Zeit enormer Booms bei Vermögensanlagen zubewegen, denen ein Schulden- und Bankenkollaps ungekannter Brutalität folgen wird.
John Brown ist Senior Economic Consultant bei Euro Pacific Capital. Wenn Sie mit ihm über dieses oder andere Themen sprechen wollen, rufen Sie bitte Mike Finger unter der Nummer 001-917-719-6333 an oder schreiben Sie eine E-Mail an mfinger@europac.net.
© John Browne
Senior Market Strategist
Der Artikel wurde am 06.03.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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Doch die Aktienmärkte hatten die Botschaft klar und deutlich verstanden und kletterten tagtäglich auf neue Rekordstände. Die augenscheinlichen Triumpfe, die die Federal Reserve beim "Aufpumpen“ der Aktienmarktkurse und Immobilienpreise, ohne gleichzeitige Dollar-Kursstürze oder aber ersichtliche Inflation, für sich zu verbuchen hatten, sind auch den internationalen Beobachtern nicht entgangen.
Für viele galten die letzten 10 Jahre schon als Zeit des “easy money“, des billigen, leichterhältlichen Geldes und Kredits. Wie sich jetzt aber zeigt, könnte diese Einschätzung ein wenig verfrüht gewesen sein. Mit Blick auf die heranrückende Generation von Zentralbankern, die bald die Kontrolle des Weltfinanzsystems übernehmen dürften, könnte das Zeitalter des easy money wohl gerade erst begonnen haben.
Viele gehen davon aus, dass Bernanke nach Ablauf seiner Amtszeit im Januar 2014 durch die noch weniger strenge Yellen ersetzt wird. Das ist aber nur der Anfang. Innerhalb kurzer Zeit wird dann eine ganze Reihe ernstzunehmender Gelddrucker an die Spitzen der großen Zentralbanken dieser Welt gelangen.
Im Januar dieses Jahres wurde der kanadische Banker Mark Carney, ein entschiedener Keynesianer, als Nachfolger Mervyn Kings für den obersten Posten bei der Bank of England ausgewählt, der im Juli 2013 neu besetzt wird. Obgleich sich auch in Großbritannien, mit einer Bevölkerung von 63 Millionen Menschen, durchaus andere potentielle Nachfolger hätten finden lassen, soll nun zum ersten Mal in der Geschichte der Zentralbank ein Ausländer den Chefposten übernehmen. Mit einem Gehalt von 1.200.000 $ pro Jahr wird er mehr verdienen als die Chefs der Fed und der EZB zusammen. Carney kann ein solches Gehalt auch verlangen, da er erwartungsgemäß ganz nach Bernankes Vorbild synthetische Pfund Sterlings schöpfen würde. Schon jetzt redet er über eine künftige Erhöhung der Inflationsgrenze für Großbritannien, die aktuell noch bei 2% liegt.
Um den Wert des Geld noch weiter zu verfälschen, überlegte der stellvertretende Chef der Bank of England, Paul Tucker, kürzlich sogar schon, wie sich negative Zinssätze erzeugen ließen. Mit all diesen Maßnahmen soll die Wirklichkeit auf Abstand gehalten werden.
Das seit mehr als einem Jahrzehnt von wirtschaftlicher Stagnation geplagte Japan hat vor kurzem Shinzo Abe zum Premierminister gewählt, der buchstäblich die expansionistischste Geldpolitik in der entwickelten Welt versprochen hatte. Shinzo löste seine Wahlversprechen dahingehend ein, dass er schon einmal Mr. Haruhiko Kuroda als nächsten Chef der Bank of Japan nominierte. Damit Er ist ein weiterer großer Keynesianer mit monetären Geldschöpfungsambitionen im Bernanke-Format. Die Wahrscheinlichkeit außergewöhnlicher geldpolitischer Maßnahmen in Japan hat sich zudem mit der anschließenden Ernennung Kikuo Iwata zum stellvertretenden Chef erhöht. Diese Woche erzählte Herr Iwata den japanischen Gesetzgebern, er favorisiere Änderungen im japanischen Recht, die Bank of Japan solle die von der Regierung gesetzten Inflationsziele erreichen; gegebenenfalls müsste die Satzung der BoJ abgeändert werden. Mit einer Gesamtschuldenlast von ohnehin schon mehr als 200% des BIP dürfte Japan damit in unbekanntes Gebiet vorstoßen.
In der EZB sitzt unterdessen der bekannte keynesianische Geldexpansionist und Schöpfer unbegrenzter synthetischer Euro-Mengen schon bequem und sicher in seinem Amt. Er scheint auch auf dem besten Weg, die dem deutschen Vorschlag folgende Austeritätspolitik in der Eurozone zu beseitigen. Es macht zudem den Anschein, als würde auch die sogenannte “Troika“ aus Internationalem Währungsfonds, der Europäischen Kommission und der EZB von den ursprünglichen Forderungen Deutschlands nach wirtschaftspolitischer Austerität und stärkeren Banken abrücken.
Die Ereignisse der letzten Monate vermitteln rückblickend den Eindruck, als hätte sich die Politik Bernankes auf die ganze Welt ausgebreitet. Ich glaube, dass wir uns auf eine Zeit enormer Booms bei Vermögensanlagen zubewegen, denen ein Schulden- und Bankenkollaps ungekannter Brutalität folgen wird.
John Brown ist Senior Economic Consultant bei Euro Pacific Capital. Wenn Sie mit ihm über dieses oder andere Themen sprechen wollen, rufen Sie bitte Mike Finger unter der Nummer 001-917-719-6333 an oder schreiben Sie eine E-Mail an mfinger@europac.net.
© John Browne
Senior Market Strategist
Der Artikel wurde am 06.03.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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