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Moment der Klarheit

15.03.2013  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Ich stimme voll und ganz zu, dass die Bank JP Morgan schon immer so viele neue Short-Kontrakte verkauft hat, wie sie es zur Begrenzung der Silberkursentwicklungen für nötig hielt. Eindringliche Beweise dafür fanden sich zu zwei Anlässen - im Rahmen der zweimonatigen Silberkurs-Rally Ende 2011, als Silber um 10 $ stieg und im Rahmen der Silberkurs-Rally letzten Sommer bis in den frühen Winter, als Silber um 8 $ stieg. In beiden Fällen stoppte JP Morgan, als einziger Leerverkäufer, im Alleingang eine Ausweitung der Aufholbewegung. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht ausschließen, dass JP Morgan auch bei der nächsten Kurs-Rally wieder der einzige Leerverkäufer sein wird. Aber genau das ist der wichtigste Punkt für die zukünftige Entwicklung der Silberkurse. Ich meine damit Folgendes: Es stimmt, dass die dreckigen, verlogenen Betrüger bei JP Morgan Silber in der Vergangenheit immer wieder aus der Bahn geworfen haben, und sie könnten das auch wieder tun. Auf der anderen Seite kann JP Morgan nicht ewig so weiter machen, vielleicht ist schon beim nächsten Mal Schluss - weil ein anderer Faktor zum Tragen kommt.

Und dieser "andere Faktor“ hat mit dem speziellen Wesen jener Instrumente zu tun, denen sich JP Morgan bei der Kontrolle und Manipulation der Silberkurse bedient. Wenn die Bank unbegrenzte Mengen COMEX-Silberkontrakte zur Kurskontrolle verkauft, verpflichtet sie sich gleichzeitig auch zur physischen Lieferung dieser Metalle, die unter sehr einfach vorstellbaren Bedingungen gefordert werden könnte. Die Federal Reserve kann monatlich Wertpapiere im Umfang von 45 Mrd. $ ankaufen oder aber 450 Mrd. $, die Folgen dieser Maßnahmen lassen sich unmöglich präzise veranschlagen. Im Fall von Leerverkäufen regulierter Rohstoffterminkontrakte, bei denen den Käufern die Option physischer Lieferung zugesichert wird, ließen sich die Folgen für den Fall einer Rohstoffknappheit allerdings problemlos darstellen. Und der COMEX-Silberkontrakt ist ein solcher Terminkontrakt mit physischer Auslieferungsoption.

Sollte sich beim Silber also eine ausgeprägte physische Knappheit ausbilden, und die Anzeichen dafür mehren sich meiner Meinung nach, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bevor die Besitzer voll bezahlter COMEX-Silberterminkontrakte die physische Auslieferung dieser Kontrakte fordern werden. Deswegen ist die COMEX hinsichtlich der Silberpreisfindung auch zum Dreh-und Angelpunkt geworden. Ihre wachsende Bedeutung für die Silberpreisfindung blieb aber nicht ohne unbeabsichtigte Konsequenzen (warum haben immer jene Dinge, die es eigentlich gar nicht erst geben sollte, unbeabsichtigte Konsequenzen?). Bei den COMEX-Silberkontrakten gibt es unter anderem eine unbeabsichtigte Konsequenz: Die meisten Silbermarktteilnehmer, darunter Verbraucher aus der Industrie und Großinvestoren, wissen, dass sie, wenn es eng wird, physische Auslieferung fordern können - indem sie einwilligen und den Terminkontrakt für das zu liefernde Metall komplett bezahlen.

Ich weiß zwar, dass letztendlich nur ein sehr kleiner Prozentsatz (1% bis 3%) aller Terminkontrakte für physische Rohstoffe zur Lieferung angefordert wird. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es bei physischen Rohstoffen prozentual betrachtet, nur sehr, sehr selten zu einer wirklichen Knappheit kommt. Im Fall einer wirklichen Rohstoffknappheit muss davon ausgegangen werden, dass, abhängig vom Preis, eine sehr große Nachfrage nach physischer Auslieferung des knappen Rohstoffs entsteht. Man muss ebenfalls davon ausgehen, dass die Verkäufer dieser Kontrakte auch genauso zögerlich mit der Auslieferung sein werden, ansonsten würde es erst gar keine Knappheit geben.

Das ist auch das Problem am Silbermarkt: Der größte Leerverkäufer, JP Morgan, hat die Preise derart in die Tiefe getrieben, dass man im Fall einer sich abzeichnenden Knappheit davon ausgehen muss, dass immer mehr Kontraktkäufer physische Auslieferung fordern werden - wodurch die Lieferunfähigkeit JP Morgans aufgedeckt wird. Das werden wir aber erst erfahren, wenn es schon so weit ist - wenn JP Morgan nicht mehr in der Lage ist, physisches Silber zu liefern. Dann werden die staatlichen Aufsichtsbehörden und die betrügerischen "Selbst-Regulierer“ von der CME Group bekanntgeben, dass sich plötzlich ein ganz spezielles Problem ergeben habe, das einen Ausfall der Kontrakte notwendig mache. In Wahrheit existiert dieses Problem auch heute schon in Form der konzentrierten Short-Position JP Morgans; es fehlt allein noch die Bestätigung einer physischen Knappheit.

Dass wir ins unserem Land jetzt schon so weit sind, dass ein führender Gesetzeshüter zugibt, das Justizministerium zögere aus Angst vor den Folgewirkungen, Strafverfolgung einzuleiten, erklärt schließlich auch, warum die CFTC am Silbermarkt nicht hart gegen JP Morgan vorgeht. Doch diese Erklärung hat nicht mit dem zu tun, was passieren wird, wenn die Silberknappheit mit voller Kraft zuschlägt. Nichts, was der Generalstaatsanwalt, die CFTC, JP Morgan oder jede andere Institution dieser Welt sagen oder machen werden, wird dann noch die weltweite Kaufkraft aufhalten können, die nach der Aufdeckung der Silberknappheit in Silbermarkt strömt.

Eine abschließende Bemerkung: Es wird zunehmend darüber geredet, dass eine Silber- und Goldknappheit zu Kontraktausfällen an der COMEX führen könnte. Ich weiß nicht, worauf sich dieses Gerede über eine Goldknappheit beziehen soll. Gold wird nicht in der Industrie verbraucht - es ist also buchstäblich unmöglich, dass sich beim Gold eine wirkliche Knappheit entwickelt kann. Ich weiß ja selbst, dass die Silber- und Goldkurse dank der COMEX-Spiele manipuliert werden, ich halte es aber auch für wichtig, zwischen beiden Metallen, auf Grundlage von Fakten, zu unterscheiden. Ja, der Goldpreis kann steigen, sogar deutlich höher als ich es erwarte, aber eine physische Knappheit ist eine ganz andere Kategorie. Und diese Aussichten auf eine Silberknappheit stecken auch hinter meinen Mantra, man möge von Gold zu Silber wechseln.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 11.03.2013 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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