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Gold-Futures als Kontraindikator (Teil 2)

18.03.2013  |  Adam Hamilton
Der technische Einbruch des Goldpreises, der sich im Kapitulations-Sell-Off vor kurzem bemerkbar machte, hat eine enorm bärische Stimmung verbreitet. Händler sind davon überzeugt, dass diese trostlose Performance erst der Anfang war und uns das Schlimmste erst noch bevorsteht. Weit und breit ist der Pessimismus zu spüren, sogar unter Futures-Händlern. Ihre Handelstendenzen gelten jedoch eigentlich als starker Kontraindikator. Ihre bärische Stimmung erreicht kurz vor dem Beginn großer Rallys ihren Höhepunkt.

Futures-Spekulanten werden im Allgemeinen für die feinsinnigsten Händler gehalten. Angesichts ihres hohen Leverage-Effekts, ihrer Einschusssätze, begrenzter Laufzeiten und ihrer Rolle als Nullsummenspiel stellen Futures ein weitaus höheres Risiko und größere Herausforderung als Aktien dar. Daher ist der Durchschnitts-Futures-Händler viel besser informiert und kapitalkräftiger als der durchschnittliche Aktienhändler. Unerbittliche Termingeschäfte trennen schnell die Spreu vom Weizen.

Nichtsdestotrotz sind die Gewinner unter den Futures-Händlern menschliche Wesen. Sie kämpfen mit denselben gefährlichen Emotionen wie Aktienhändler, Gier und Angst. Insgesamt werden Futures-Händler nach einem zu großen und zu schnellen Preisanstieg zu euphorisch und gierig. Daher gehen sie long, wenn sich der Preis einem Hoch nähert. Im Anschluss an einen zu großen und zu rasanten Preisrückgang verlieren sie ihren Mut jedoch. Daher gehen sie short, wenn sich der Preis einem Tief nähert.

Letzteres war vor kurzem aufgrund der Goldpreiskapitulation der Fall. Infolge einer unglücklichen Kettenreaktion aus Nachrichtenmeldungen und Marktstimmung, die wir in unserem neuesten monatlich erscheinenden Newsletter genauer unter die Lupe nehmen, wuchs die bärische Stimmung der Futures-Händler ins Unermessliche. Daher setzten sie auf einen Goldpreisrückgang, was im Futures-Handel bedeutet, dass man auf der Short-Seite des Kontraktes steht. Die Anzahl dieser Shorts erreichte extrem hohe Werte.

Der Futures-Handel in den USA wird von der Commodity Futures Trading Commission der US-Regierung reguliert. Auch wenn die CFTC wie alle Regulierungsbehörden ein wahrer Fluch sein kann, hat sie auch einen positiven Aspekt, denn sie veröffentlicht wöchentlich den Commitments of Traders Report. Dieser wird jede Woche am späten Freitagnachmittag publiziert und gibt Aufschluss darüber, welche Positionen die verschiedenen Händlerkategorien bis zum vorherigen Dienstag gehalten haben.

Termingeschäfte sind ein Nullsummenspiel, auf jeder Long-Seite und auf jeder Short-Seite eines Kontraktes befindet sich jeweils ein Händler. Jeder Dollar Gewinn bedeutet daher einen direkten Dollar Verlust für die gegenüberliegende Seite. Demzufolge gibt es für jeden Rohstoff einschließlich Gold immer gleich viele Longs und Shorts. Es gibt keine Short-Position ohne Long-Position.

Während die Gesamtzahl an Gold-Shorts und –Longs immer übereinstimmt, unterscheidet die CFTC drei Kategorien von Futures-Händlern, die kommerziellen Händler (Hedger, die physische Rohstoffe direkt für geschäftliche Zwecke nutzen), nicht kommerzielle Händler (Großspekulanten) und nicht berichtspflichtige Händler (Kleinspekulanten). Die von jeder Kategorie gehaltenen Positionen können massiv variieren.

Im Gold-Futures-Handel nehmen die kommerziellen Hedger meist die Short-Seite der Kontrakte ein. Diese Hedger sind größtenteils Bergbauunternehmen, die ihren künftigen Verkaufspreis festschreiben wollen. Sowohl Klein- als auch Großspekulanten entscheiden sich für die jeweilige Long-Seite dieser Kontrakte. Wenn die gesamten Longs und Shorts für jede Kategorie zusammengerechnet werden, ergibt sich eine Netto-Long- oder eine Netto-Short-Position. Somit kann die generelle Marktstimmung eingeschätzt werden.

Je größer die Netto-Long-Position der Spekulanten ist, desto bullischer sind sie bezüglich Gold gestimmt. Sie würden dieses riskante Spiel nicht wagen, wenn sie nicht davon überzeugt wären, dass ein Goldpreisanstieg wahrscheinlich ist. Dies ist meist der Fall, wenn sich der Preis einem wichtigen Topping im Anschluss an einen großen Aufschwung nähert. Desto kleiner die Netto-Long-Position der Spekulanten ist, desto bärischer sind sie bezüglich Gold. Sie würden nicht auf einen Goldpreisanstieg spekulieren, nachdem das Metall eine lange, trostlose Korrektur erlebt hat.

Im ersten Chart sind die gesamten Positionen jeder Händlerkategorie in Gold-Futures abgebildet. Die Netto-Short-Positionen der kommerziellen Hedger sind in Gelb hervorgehoben. Ohne sie würde es keinen Handel mit Gold-Futures geben. Die Netto-Long-Positionen der Groß- und Kleinspekulanten sind in Orange und Rot dargestellt. Wenn Sie neben all diesen Positionen den Goldpreisverlauf betrachten, erkennen Sie deutlich, dass sie als starker Kontraindikator dienen.

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Auch wenn die kommerziellen Händler während eines langfristigen Bullenmarktes immer die Netto-Short-Positionen und die Spekulanten immer die Netto-Long-Positionen darstellen, ist die Anzahl dieser Positionen äußerst aussagekräftig. Wenn Spekulanten außergewöhnlich bullisch oder bärisch bezüglich Gold sind, steigen und fallen ihre Netto-Long-Positionen dementsprechend. Trotz ihres wohl verdienten Rufes als feinsinnige Händler treffen Futures-Händler fast immer die falsche Entscheidung, wenn sich der Goldpreis einem Extremwert nähert.




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