Gold-Futures als Kontraindikator (Teil 2)
18.03.2013 | Adam Hamilton
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In diesem Essay werden wir uns mit der bärischen Seite beschäftigen, den wenigen Netto-Long-Positionen, da diese momentan für Gold relevant sind. Im Wochen-Chart, der mit dem Jahr 2005 beginnt, habe ich wichtige Tiefstwerte der Netto-Long-Positionen der Spekulanten in Blau hervorgehoben. Insgesamt waren die Futures-Händler zu diesen Zeitpunkten am bärischsten bezüglich Gold und sie wollten nicht auf eine Hausse spekulieren, weil sie davon überzeugt waren, dass das Metall zu einer Abwärtsspirale verdammt ist. Die CoT-Zahlen zu Gold-Futures-Positionen sind besonders aufschlussreich, wenn sie direkt mit dem Goldpreis zum jeweiligen Zeitpunkt verglichen werden. Beachten Sie, dass sich der Goldpreis jedes Mal einem wesentlichen Tief näherte, wenn die Netto-Long-Positionen der Spekulanten auf neue Tiefstwerte fielen. Spekulanten waren am wenigsten bullisch und demzufolge am bärischsten gestimmt, kurz nachdem Gold eine große Korrektur oder Konsolidierung erlebt hatte.
Das Hauptziel an den Märkten besteht zweifellos darin, zu Tiefstpreisen zu kaufen und zu Höchstpreisen zu verkaufen. Dies ist die einzige Möglichkeit der Vermögenssteigerung. Wenn die Gold-Futures-Spekulanten dieser Strategie folgen würden, wären ihre Netto-Long-Positionen am höchsten, wenn sich Gold einem Tief nähert und am geringsten, wenn sich Gold einem Hoch nähert. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall, denn die Spekulanten lassen sich von ihrer Angst leiten, wenn sich Gold einem Tief nähert und sie werden von ihrer Gier übermannt, wenn sich Gold einem Hoch nähert.
Seit Bullenmarktbeginn begann Gold kurz nach jedem wichtigen Tiefstwert der Netto-Long-Positionen der Gold-Futures-Spekulanten, schon bald in einer neuen Rally oder einem Aufschwung nach oben zu klettern. Im Großen und Ganzen haben sie ihre eigene Gier und Angst nicht in den Griff bekommen, genauso wie die Aktienhändler. Die klügste Entscheidung, wenn sich der Preis einem Extremwert nähert, liegt immer noch darin, das Gegenteil von dem zu tun, was die Spekulanten tun. Wenn ihre Netto-Long-Positionen am geringsten sind, ist ein Goldpreisanstieg am wahrscheinlichsten.
Die Kapitulations-Sell-Off des Goldpreises vor kurzem hat für eine übermäßig bärische Stimmung gesorgt, die am 11. Februar begann, sich bemerkbar zu machen. In der anschließenden Woche verschlimmerte sich die Situation und sie gipfelte am 20. Februar, als die Federal Reserve das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung veröffentlichte. Wenn Sie im Detail nachvollziehen wollen, welche Nachrichtenmeldungen zur Kapitulation beigetragen haben, kann ich Ihnen unseren monatlich erscheinenden Newsletter empfehlen. Das Ereignis erstreckte sich über sieben Handelstage.
Ungefähr sechs Zehntel des gesamten Gold-Sell-Offs fanden innerhalb der ersten sechs Handelstage statt, während sich die verbleibenden vier Zehntel am 20. Februar zum Kapitulationshöhepunkt an einem Mittwoch vollzogen. Im wöchentlichen CoT-Bericht zur Positionsverteilung werden die Zahlen jedoch bis zum vorherigen Dienstag erhoben. Die Werte vom 19. Februar waren daher die nächstliegenden Richtwerte für den Höhepunkt der bärischen Stimmung während des Sell-Offs. Und die Positionen, die Gold-Futures-Spekulanten an jenem Tag hielten, deuteten bereits auf ein extremes Ausmaß an Angst hin.
Großspekulanten hielten die Long-Seite von 196 000 Kontrakten und die Short-Seite von 92 000 Kontrakten. Dies entsprach einer Netto-Long-Position von weniger als 104 000 Kontrakten und somit einem 50-Monats-Tief. Gold-Futures-Spekulanten waren seit Dezember 2008 nach der Börsenkrise nicht mehr so bärisch gestimmt gewesen. Sie können sich vielleicht noch daran erinnern, dass Gold von den Verkäufen an den Börsen beeinträchtigt wurde und seine Rolle als Zufluchtsort somit nicht erfüllen konnte.
Die bärische Stimmung bezüglich Gold war daher Ende 2008 extrem groß, als der Goldpreis bei 776 USD lag. Gold konnte nicht einmal ein wenig von der größten und schlimmsten Angstwelle, die wir je erleben werden, profitieren, sondern fiel um 27,2% in nur weniger als vier Monaten. Fast alle, einschließlich kluger Futures-Händler, glaubten, dass der Goldbullenmarkt zu Ende sei. Daher fielen ihre Netto-Long-Positionen auf trostlose Tiefstwerte.
Lagen sie richtig mit ihrer konventionellen Einstellung? War ihre extrem bärische Einstellung gerechtfertigt? Auf keinen Fall! Das Tief der Netto-Long-Positionen fand statt, als Gold bereit für einen dramatischen Anstieg war. Von jenem Tag bis zum August 2011 erlebte Gold einen Zuwachs von 144%. Die bärische Stimmung am Gold-Futures-Markt fand zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt statt, als es zu einem wesentlichen Tiefstwert kam, kurz bevor ein neuer Aufschwung begann.
Auch wenn die Krise das wohl extremste Beispiel dieses Bullenmarktes darstellt, kommt es anlässlich jedes wesentlichen Tiefs der Netto-Long-Positionen der Gold-Futures-Spekulanten zu diesem Phänomen. Sie sind am bärischsten, wenn Gold am bullischsten ist, zum besten Kaufzeitpunkt. Es ist daher sehr aussagekräftig, dass die Netto-Long-Positionen der Großspekulanten ihren tiefsten Wert seit der Aktienkrise am 19. Februar 2013 erreichten. Die Netto-Long-Positionen der Kleinspekulanten standen selbst kurz vor einem 49-Monats-Tief.
Seit Bullenmarktbeginn ist es immer erfolgversprechend gewesen, am bullischsten bezüglich Gold zu sein, wenn Futures-Spekulanten am bärischsten sind. Da die Grundvoraussetzungen für Gold angesichts der Angebot- und Nachfragetendenzen derzeit äußerst bullisch sind, setzen kluge Querdenker darauf, entgegen der Futures-Spekulanten zu handeln. Die Goldpreiskapitulation vor kurzem könnte sich vielleicht als beste Kaufgelegenheit seit der Aktienpanik herausstellen.
Neben der Analyse des wöchentlichen CoT-Reports kann man die Daten auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Diese Perspektive unterstützt die Theorie, dass die Futures-Spekulanten insgesamt als starker Kontraindikator dienen. Anhand dieser Methode werden die gesamten Long- und Short-Seiten der Kontrakte, die sowohl von Groß- als auch von Kleinspekulanten gehalten werden, zusammengerechnet. Auch diese Methode zeigt, dass es sich um eine außergewöhnliche Kaufgelegenheit handelt.
Die gesamten Long- und Short-Positionen in Gold-Futures sind in Grün und Rot abgebildet. Auf der einen Seite gibt dieser Chart einen unverfälschteren Einblick in die Gesamtstimmung, da die Extremwerte nicht durch die Kalkulationsmethode verfälscht werden. Auf der Käuferseite kombiniert dieser Kontraindikator zwei Aspekte. Wenn ein Hoch der Short-Positionen und ein Tief der Long-Positionen gleichzeitig stattfinden, erreicht der Goldpreis im Vorfeld einer Rally ein Tief.
Auch in diesem Chart sind diese Ereignisse in Blau hervorgehoben, um einen einfachen Vergleich mit den Goldpreisen zu ermöglichen, die zeigen, was passierte, nachdem die Futures-Spekulanten so bärisch wurden. Selbstverständlich stieg der Goldpreis dramatisch und ein neuer Aufschwung begann schon bald, nachdem der Höhepunkt der bärischen Stimmung der Futures-Händler überwunden war. Das extremste Beispiel ist auch in diesem Chart anhand der Börsenkrise 2008 zu erkennen. Im Vergleich dazu wurden die Werte auf der Short-Seite im vergangenen Monat jedoch weit überstiegen.