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Chaos an den Märkten

26.06.2011  |  Klaus Singer
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Die Preisentwicklung bei Assets gestaltet sich aktuell angesichts der Rahmenbedingungen von Real- und Geld-Wirtschaft chaotisch: Gestern tauchten S&P 500 und Dow intraday so stark ab wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Sie testeten fast auf den Punkt genau wichtige Marken, bevor ein beeindruckender Rebound einsetzte. Gleichzeitig zeigte der NDX, gestützt durch den SOX, relative Stärke, er schloss im Plus. Heute legen alle wieder den Rückwärtsgang ein.

Vorgestern kollabierten auch die Ölpreise, Anlass war die Nachricht, dass zahlreiche Industrieländer strategische Ölreserven freigeben, um Angebotsengpässe zu kompensieren. Die Preise für Edelmetalle und andere Rohstoffe korrigierten daraufhin ebenfalls deutlich.

"Safe heaven" heißt die Devise - der Dollar-Index erstarkt. Er testete gestern zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Pegel bei 75,80 (siehe Chart!). Genau dort stand er, als die Fed Anfang November 2010 QE2 startete. Aktuell verläuft hier auch die Obergrenze einer längerfristigen, abwärts gerichteten Keilformation. Ein Ausbruch hieraus würde ein Aufwärtspotenzial bis rund 84 signalisieren. Ein festerer Dollar ist wie in den zurückliegenden Jahren auch weiterhin eine "unbullische" Begleitmusik.

Betrachtet man mal abseits aller vermeintlichen oder tatsächlichen Bedenken die "Causa Griechenland", so bleibt festzuhalten:

Die Probleme Griechenlands sind isoliert betrachtet "Peanuts". Das ändert sich, wenn Spanien und Italien angesteckt werden. Aber selbst dann ließen sich die Probleme noch in den Griff bekommen, wenn man deren Lösung JETZT angeht. Und das heißt "Schuldenschnitt" und Ausgliederung aus der Euro-Zone (vielleicht in Verbindung mit einer "Süd-Euro"-Schiene). Je länger man mit dieser unausweichlichen Konsequenz zögert, je schlimmer wird es.

Genauso wird aber es aber nicht laufen. Wahrscheinlich wird man sich in Brüssel und anderswo jetzt noch einmal durchwursteln und weiter Steuerzahler-Milliarden in Fässern ohne Boden versenken. Dann dürfte sich die Lage zunächst wieder beruhigen - bis zum nächsten Mal. Und mit jedem nächsten Mal werden die Probleme größer. Nouriel Roubini hat recht, wenn er einen unvermeidlichen Kollaps der Euro-Zone kommen sieht.

Die Probleme der Schuldenwirtschaft stellen sich umso schwerwiegender dar, je schlechter sich die Realwirtschaft entwickelt. Insofern sollte man den Akt, strategische Ölreserven frei zu geben, auch als verzweifelten Versuch ansehen, Reserven zu mobilisieren, um die Auftriebskräfte der Wirtschaft noch etwas zu unterstützen. Denn der Manövrierspielraum für staatliche Stützungsmaßnahmen ist angesichts der hohen Verschuldung der Industrieländer eng.

In einer solchen Situation entfaltet der Immobiliensektor dann auch wieder sein ganzes Gefährdungspotenzial. Robert Shiller zufolge könnten die US-Hauspreise noch um weitere zehn bis 25 Prozent in realen Preisen sinken. Damit gibt er als Zielregion für den CSXR-Hauspreis-Index den Bereich um "Top minus 41 %" an (siehe Chart!).

Gehen wir also mal davon aus, dass das griechische Parlament am nächsten Dienstag das Sparpaket verabschiedet, woraufhin weitere Milliarden aus Brüssel Richtung Athen fließen und ein weiteres Hilfsprogramm von rund 120 Mrd. Euro für Griechenland verabschiedet wird. Dann ist die Zeit reif für einen neuerlichen, aus technischer Sicht mehr als überfälligen Expansionsschub an den Finanzmärkten. Fragt sich nur, wie lange der hält.

Erwähnte Charts können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de/Blog


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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