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Der Aufstieg der Tauschwirtschaft

16.07.2011  |  Peter Schiff
Stellen Sie sich vor, Sie gehen eines Tages Milch kaufen und Sie fragen an der Kasse nach dem Preis und dort heißt es: "Das macht dann eine zehntel Unze Silber." In Zeiten eines zunehmend verfallenden US-Dollars gibt es im Land Initiativen, die diese Vision verwirklicht sehen wollen.

Dinge mit Gold oder Silber zu bezahlen, ist aus historischer Sicht recht gewöhnlich. Wir leben nur zufällig in einer ungewöhnlichen Zeit und an einem ungewöhnlichen Ort, wo Generationen aufwuchsen, die Handel nur in Papierform abwickelten. Meine Eltern benutzten damals noch Dimes aus Silber; wir leben aber nun schon seit Jahrzehnten komplett ohne Edelmetallanteil in den offiziellen Münzen. Doch das Giral-Staatsgeldsystem ist untragfähig geworden.

Zwar hat die Praxis des Tauschhandels, bei dem Güter und Dienstleistungen gegen Edelmetalle getauscht werden, auch in den vergangenen Jahrzehnten in engem Rahmen weiterexistiert, doch seit den 2000ern wird die Wiederbelebung von Gold und Silber als Geld wieder organisiert angestrebt.


Der Liberty Dollar

Ein solcher Versuch ging beispielsweise vom exzentrischen Münzmeister Bernard von NotHaus aus Hawaii aus. Liberty Dollar nannte er sein Projekt, in dessen Mittelpunkt privat geprägte Gold- und Silbermünzen standen als auch Einlagezertifikate für Edelmetalle, die in den Tresoren der Firma gelagert wurden.

Ich hatte viele Vorbehalte, was die Umsetzung des Projekts betraf: Man prägte Münzen mit einem festen US-Dollarbetrag, zu welchen diese später zirkulieren sollten. Der Dollarbetrag lag weit über dem Spotpreis der Metalle, und autorisierten "Lieferanten" war die Mitnahme der Differenzbeträge gestattet (was häufig dazu führte, dass die Käufer weitaus mehr Geld für ihr Gold bezahlten, als beispielsweise beim Kauf von, sagen wir, Canadian Maple Leafs.) Ich halte NotHaus' Idee dennoch für eine gute, auch wenn das Produkt überteuert war. Dass die öffentliche Teilnahme, trotz der offensichtlichen Fehler, ab 1998 stetig wuchs, spricht schon für sich. 2007 wurden die Büros von Liberty Dollar schließlich durch Bundesbeamte aufgrund erfundener Anschuldigungen wegen Geldfälschung gestürmt.

Man beschuldigte NotHaus der Konkurrenz zum exklusiven US-Dollar-Monopol, weil er tatsächlich ein besseres Produkt anbot. Folgendes ist dabei noch anzumerken: Der Prozess gegen NotHaus wurde um den Umstand herum konstruiert, dass seine Münzen den offiziellen US-Münzen ähnelten (obgleich keiner den Liberty Dollar mit US-Währung verwechselt hätte); offiziell ging es nicht um die Tatsache, dass er Menschen ermutigt hatte, Edelmetalle als Umlaufwährung einzusetzen.


Digitales Gold

Als nächstes kam eine Anzahl von internetbasierten Währungen, die durch Gold und Silber gedeckt wurden. Die bekanntesten unter ihnen sind eGold und GoldMoney. Beiden waren so ausgelegt, dass die Kunden Online-Konten eröffnen konnten, welche in physischem Gold und Silber bewertet und durch dieses gedeckt wurden.

eGold war vielleicht das bekanntere Unternehmen von beiden, bis auch dieses von der US-Regierung dicht gemacht wurde, wegen Geldwäsche. eGold sollte von der Konzeption her eher als System für Online-Zahlungen dienen und weniger als physische Edelmetallverwahrung. Da die Transaktionen im Grunde anonym liefen - darin glich es dem Bezahlen mit Bargeld - behaupteten die Behörden, das System werde von kriminellen Unternehmungen für deren illegale Kapitaltransaktionen benutzt. Aber meistens wurde es von ganz normalen Menschen genutzt, die in einer Geldform sparen und Handel betreiben wollten, welche seinen Wert behält. eGold hatte ein transparentes System jährlicher Audits und Transaktionskontrollen waren für jeden Kunden in Echtzeit möglich, um das System redlich und rechtschaffen zu halten. Auch eGold konnte auf ein robustes Wachstum verweisen und als starker Konkurrent von PayPal auftreten, bis die staatlichen Stellen einschritten.

GoldMoney, gegründet von meinem Freund James Turk, blieb im Geschäft, da man die primären Bestandteile des operativen Geschäfts im Ausland ansiedelte und den beschwerlichen und belastenden US-Finanzaufsichtsverordnungen im vollen Umfang entgegenkam. Das Unternehmen bietet ähnliche Dienstleistungen wie eGold, wobei der Schwerpunkt allerdings auf langfristiger Lagerung liegt. GoldMoney setzt sich von herkömmlichen Lagereinrichtungen ab, indem das Unternehmen im nicht-amerikanischen Ausland lagert, Zugang zu den Online-Konten in Echtzeit sowie Extraliquidität bietet. Diese Dienstleistungen haben jedoch auch ihren Preis. Dennoch haben sich die Anlagen bei GoldMoney in den letzten 10 Jahren auf über 2 Milliarden $ aufsummiert. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass es viele Leute gibt, die eher mit Gold und Silber Handel treiben wollen.

Digitales Gold ist eine Dienstleistungsnische, doch die schnelle Annahme dieser Projekte in der Öffentlichkeit - sie sind nicht älter als 10 Jahre - zeigt meiner Meinung nach, dass Anleger im Gold und im Silber mehr sehen, als bloße Rohstoffe; beide Metalle scheinen erneut als Geldformen zu gelten. Damit könnte sich ein Paradigmenwechsel zurück zur Tradition ankündigen - gute Nachrichten für jeden Edelmetallhalter.




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