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Der Goldreport: Interview mit Uwe Bergold

08.07.2011  |  Redaktion
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Hannes Huster: In Ihren Fonds verfolgen Sie auch eine gewisse Trendfolgestrategie und setzen auf aktuell gut laufende Sektoren. Was sind hier ihre Favoriten?

Uwe Bergold: Wir beachten nur die strategisch langfristige Makrozyklik (seit dem Millenniumswechsel Rohstoff-Investments statt Standardaktien) und die taktisch mittelfristigen Trends (seit spätestens 03/2009 sind diese in allen Risikoklassen Aktien, Immobilien und Rohstoffe aufwärts gerichtet). Die kurzfristige Volatilität, die im Minensektor nicht unerheblich ist, wird von uns nicht gehandelt. Da trotz der kurzfristig dynamischen Konsolidierung noch immer die mittelfristigen Trends aller Teilsektoren aufwärtsgerichtet sind, sind wir mit einem Anlagemix aus Edel- und Basismetallaktien weiterhin in unseren Fonds voll investiert.

Trotz des doch extrem schwachen ersten Halbjahrs der Edelmetallaktien, liegen nur sie - in USD betrachtet - kurz unter ihrem Allzeithoch aus dem Jahre 2008. Den Energie- und Basismetallaktien fehlen noch 40 bzw. 45 Prozent zu ihren alten Höchstständen vor drei Jahren. Aufgrund dieser mittelfristig relativen Stärke und der gleichzeitig starken Überverkauftheit, präferieren wir für das zweite Halbjahr weiterhin den Edelmetallsektor.


Hannes Huster: Wie schätzen Sie die Lage für den Uransektor derzeit ein? Ist die Industrie nach dem Reaktorunglück in Japan auf dem absteigenden Ast oder sollten Anleger in ausgewählte Titel antizyklisch investieren?

Uwe Bergold: Wir haben unser Uran-Exposure direkt nach dem Unglück in Japan quasi auf Null gefahren. Der Uranaktien-Sektor ist der einzige Rohstoffaktienbereich, der seinen mittelfristigen Aufwärtstrend gebrochen hat. Dem entgegen, befindet sich der Uranpreis selbst jedoch taktisch noch immer in einer Hausse. Es wird entscheidend sein, wie sich diese Divergenz auflöst. Solange sich die Uranaktien mittelfristig nicht wieder in einem intakten Aufwärtstrend befinden, solange sollten sich nur Trader, aber nicht Investoren mit diesem Sektor befassen.


Hannes Huster: Stichwort Griechenland. Wie schätzen Sie das Verhalten von EZB, IWF und den Euro-Mitgliedstaaten bei diesem Thema ein und gibt es den Euro in 10 Jahren noch?

Uwe Bergold: Griechenland ist doch nur das Vorspiel für etwas historisch Einmaliges, was in diesem Jahrzehnt noch auf uns wartet. Es gibt kein Griechenland-, sonder ein Weltverschuldungsproblem. Und diese Entwicklung ist eine Exponentialfunktion, welche gleichzeitig die Basis der Inflationsproblematik darstellt. Exponentialfunktionen haben die Eigenschaft, dass sie sich in den ersten 80 Prozent der Zeitachse wie Linearfunktionen verhalten (gleichmäßiger Anstieg verursacht Kontrollillusion), um dann in den noch verbleibenden 20 Prozent der Zeit zu explodieren. Wir befinden uns seit 2009 definitiv im letzten Teil der Zeitachse, also in der senkrecht nach oben verlaufenden Amplitude.


Hannes Huster: Wenn ich mir die großen US-Börsenkanäle anschaue, wird ebenfalls viel über Griechenland diskutiert, obwohl die USA genug eigene Probleme haben. Welche Möglichkeiten haben die FED und die US-Regierung überhaupt noch, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen obwohl die Zinsen seit Jahren künstlich niedrig sind und QEII nur den Finanzmärkten geholfen hat?

Uwe Bergold: Ein auf Giralkredit basiertes Wirtschaftswachstum ist wie ein Drogenabhängiger, der immer höhere Dosen (Kredite) in immer kürzeren Abständen braucht. Die kurzfristige Partystimmung (inflationär illusorischer Aufschwung) wird durch eine langfristige Schädigung (Vernichtung der Eigentumssubstanz) erkauft. Entweder beendet man diese Abhängigkeit durch schmerzhaften Entzug (Währungsreform mit Schuldenschnitt) mit anschließendem Neuanfang oder man vergiftet den Körper (Wirtschaft) weiter, bis er letztendlich komplett zusammenbricht (Entzivilisierung).


Hannes Huster:Zum Abschluss noch einige konkrete Zahlen. Wo sehen Sie den Goldpreis, den Silberpreis und den AMEX GOLD BUGS INDEX in 5 Jahren?

Uwe Bergold: Ich kann Ihnen nur markttechnisch abgeleitete Erwartungen für das Ende der Edelmetall-Hausse in diesem Jahrzehnt nominal nennen: Goldpreis über 10.000 USD, Silberpreis über 600 USD und AMEX GOLD BUGS über 6.000 Punkte. Gleichzeitig werden wir Inflationsraten in historischem Ausmaß erleben, was die Kursziele real (bezogen auf die Kaufkraft) wieder relativiert.


Hannes Huster: Herr Bergold, vielen Dank für Ihre Zeit und das sehr interessante Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft und immer ein goldenes Händchen bei Ihren Investments.


© Hannes Huster
Der Goldreport






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