Die Gelddruckmaschinen rotieren
07.04.2013 | Manfred Gburek
Heute beginne ich mit einer scheinbaren Kleinigkeit in Sachen Steuern, die in Wahrheit aber typisch dafür ist, wie raffiniert der Staat uns auch aus geringfügigem Anlass teilenteignet: Aktionäre von Südafrikas Goldkonzern Gold Fields bekamen zuletzt aus Anlass eines Spinoffs Aktien von Sibanye gutgeschrieben, einer Ausgliederung südafrikanischer Konzernteile. Also eine Realteilung, die dazu führte, dass der Kurs von Gold Fields danach mit einem Abschlag gehandelt wurde. Das heißt, die Aktionäre bekamen nichts geschenkt. Trotzdem behandelten die depotführenden Banken und Sparkassen den Fall so, als handelte es sich um Einkünfte aus Kapitalvermögen. Und tatsächlich, sie konnten sich auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom 22. Dezember 2009 berufen (Randziffer 113-116, IV C 1 - S2252/08/10004).
Wer es sich antut, die unendlich erscheinenden Schreiben aus dem Haus Schäuble zu studieren, stößt noch auf viele andere Passagen, mit denen Ministerialbeamte in vorauseilendem Gehorsam zu Ungunsten der Steuerzahler entschieden haben. Der Staat will es einfach so, und das Schlimmste werden wir nach der Bundestagswahl zu spüren bekommen. Dann dürfte, wenn ich ernst zu nehmende Stimmen aus Berlin richtig interpretiere, bereits nach kurzer Zeit die Abgeltungsteuer auf Zinsen, Dividenden, Kursgewinne und eben auch auf vermeintliche, aber nicht wirkliche Einkünfte vom Typ Sibanye erhöht werden. Der absolut lächerliche Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Person, damit für Eheleute 1602 Euro, mag dann bleiben oder sogar erhöht werden, mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein wird er nie sein.
Diese Art Umgang mit Anlegern, die Geld zur Seite legen, um privat für die Ausbildung ihrer Kinder, für größere Anschaffungen oder fürs Alter vorzusorgen, ist typisch für einen Staat, der am liebsten die ganze Privatsphäre seiner Bürger verstaatlichen möchte. Ansätze dazu gibt es ja genug. Man denke nur an die Riester- und die Rürup-Rente, aber auch - unter umgekehrten Vorzeichen - an die seit Anfang 2009 geltende, auf Kursgewinne aus Wertpapieren erweiterte Abgeltungsteuer oder an die Doppelbesteuerung von Aktien. Wie durch ein Wunder ist die Abgeltungsteuer auf Wertsteigerungen aus physischem Gold, Silber usw. nach über einem Jahr Haltedauer ausgenommen. Oder vermutlich treffender formuliert: durch die Schusseligkeit der verantwortlichen Beamten. Es lohnt sich, diese Gesetzeslücke ganz legal zu nutzen, solange sie gilt.
Womit wir auf Umwegen zur Frage gekommen sind: Was ist eigentlich mit den Preisen von Gold und Silber einschließlich der zuletzt arg gebeutelten Edelmetallaktien los? Zwar mag es für manchen in Euro denkenden und investierenden Anleger tröstlich sein, dass die jüngste Euro-Abwertung zum Dollar die vorübergehenden Verluste in Grenzen gehalten hat, aber dadurch verschwinden diese nicht von heute auf morgen aus der Welt. Allerdings sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass es wirklich nur vorübergehende Verluste sind, wie der Preissprung nach oben am Freitag ja wieder einmal gezeigt hat. Warum? Weil die - bildlich gesprochen - mit hohen und demnächst, wie bereits jetzt in Japan, mit höchsten Drehzahlen rotierenden Gelddruckmaschinen zur Geldentwertung im Verhältnis zu anderen Werten führen werden, unter anderem zu Edelmetallen.
Der Rücksetzer der Edelmetallpreise in den ersten Apriltagen wurde von relativ vielen Marktbeobachtern charttechnisch begründet; man verfolge dazu nur die vielen Kommentare in angelsächsischen Medien nach dem Motto: Widerstandslinie bei 1600, 1580, 1550 Dollar etc. nach unten durchbrochen, folglich noch Abwärtspotenzial bis zum nächsten Widerstand bei so und so viel Dollar. Doch das ist eher eine Spielerei, die sich daran orientiert, dass die Computer sogenannter Algotrader bei bestimmten Preisen auf Verkaufssignale reagieren, indem sie verkaufen. Das funktioniert analog bei aufwärts gerichteten Preisen.
So weit die kurzfristige Betrachtung. Sie hat nichts damit zu tun, dass die Edelmetalle mittel- bis langfristig von den rotierenden Gelddruckmaschinen profitieren, ja zwangsläufig profitieren müssen. Nur war es zuletzt so, dass Anleger weltweit Aktien statt Edelmetalle favorisierten. Ihr Argument: Das viele Geld hält die Zinsen tief unten im Keller; deshalb lohnen sich Aktien mit Dividendenrenditen über der Inflationsrate mehr als Anleihen mit Renditen darunter.
Doch diese Betrachtungsweise ist einseitig, weil sie die Gefahr einer mit rückläufigen Unternehmensgewinnen und dadurch auch Aktienkursen verbundenen konjunkturellen Abschwächung ausblendet. Eine solche Gefahr ist zumindest im Euroraum akut - ein Grund, warum EZB-Chef Mario Draghi sich zuletzt ausdrücklich Maßnahmen zur weiteren Lockerung der Geldpolitik vorbehalten hat.
Kann Amerika uns retten, weil dort die durch das Fracking niedrigen Energiepreise angeblich einen Konjunkturaufschwung auslösen und damit auch deutsche Exporte in die USA begünstigen werden? Warten wir es ab. Fürs Erste wird über diesen Aspekt eher nur palavert. Konkrete Daten über die Fracking-Auswirkungen auf die amerikanische, geschweige denn auf die europäische Konjunktur gibt es jedenfalls noch nicht.
Dafür tritt seit einigen Monaten ein anderer Aspekt in den Vordergrund. Der hat wieder sehr viel mit der ausufernden Geldpolitik zu tun: In Japan dreht die Gelddruckmaschine total durch, und dabei wird es nach Aussagen des dortigen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda bleiben. Demzufolge will die Notenbank erst einmal monatlich für umgerechnet jeweils fast 60 Milliarden Euro Geld drucken, indem sie Staatsanleihen kauft. Im nächsten Jahr soll dieser Betrag sich nahezu verdoppeln. Als Ziel gibt sie an, die Inflationsrate des seit vielen Jahren unter einer schlimmen Deflation leidenden Landes in nur zwei Jahren auf zwei Prozent hochzuschleusen.
Doch hinter dieser Zielvorgabe steckt ein Trick: In Wahrheit will Japan den im Vergleich zu anderen Währungen jahrelang überbewerteten Yen so weit nach unten drücken, dass die heimische Industrie dadurch Wettbewerbsvorteile erhält und so wieder mehr exportieren kann. Dementsprechend sind die japanischen Aktienkurse schon explodiert, Fortsetzung mit nur kurzen Unterbrechungen wahrscheinlich.
Das wirft wieder einmal die Frage auf, ob wir es mit einem Währungskrieg zu tun bekommen, indem alle führenden Wirtschaftsnationen versuchen könnten, durch die immer schneller rotierenden Gelddruckmaschinen und damit die Abwertung ihrer Währungen Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Man muss das ja nicht gleich als Krieg bezeichnen. Aber dass die Kaufkraft der Währungen dabei auf der Strecke bleibt, ist offensichtlich - und dass Edelmetalle entsprechend an Kaufkraft gewinnen, dass also ihre Preise gemessen in den Währungen steigen, ebenfalls.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Wer es sich antut, die unendlich erscheinenden Schreiben aus dem Haus Schäuble zu studieren, stößt noch auf viele andere Passagen, mit denen Ministerialbeamte in vorauseilendem Gehorsam zu Ungunsten der Steuerzahler entschieden haben. Der Staat will es einfach so, und das Schlimmste werden wir nach der Bundestagswahl zu spüren bekommen. Dann dürfte, wenn ich ernst zu nehmende Stimmen aus Berlin richtig interpretiere, bereits nach kurzer Zeit die Abgeltungsteuer auf Zinsen, Dividenden, Kursgewinne und eben auch auf vermeintliche, aber nicht wirkliche Einkünfte vom Typ Sibanye erhöht werden. Der absolut lächerliche Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Person, damit für Eheleute 1602 Euro, mag dann bleiben oder sogar erhöht werden, mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein wird er nie sein.
Diese Art Umgang mit Anlegern, die Geld zur Seite legen, um privat für die Ausbildung ihrer Kinder, für größere Anschaffungen oder fürs Alter vorzusorgen, ist typisch für einen Staat, der am liebsten die ganze Privatsphäre seiner Bürger verstaatlichen möchte. Ansätze dazu gibt es ja genug. Man denke nur an die Riester- und die Rürup-Rente, aber auch - unter umgekehrten Vorzeichen - an die seit Anfang 2009 geltende, auf Kursgewinne aus Wertpapieren erweiterte Abgeltungsteuer oder an die Doppelbesteuerung von Aktien. Wie durch ein Wunder ist die Abgeltungsteuer auf Wertsteigerungen aus physischem Gold, Silber usw. nach über einem Jahr Haltedauer ausgenommen. Oder vermutlich treffender formuliert: durch die Schusseligkeit der verantwortlichen Beamten. Es lohnt sich, diese Gesetzeslücke ganz legal zu nutzen, solange sie gilt.
Womit wir auf Umwegen zur Frage gekommen sind: Was ist eigentlich mit den Preisen von Gold und Silber einschließlich der zuletzt arg gebeutelten Edelmetallaktien los? Zwar mag es für manchen in Euro denkenden und investierenden Anleger tröstlich sein, dass die jüngste Euro-Abwertung zum Dollar die vorübergehenden Verluste in Grenzen gehalten hat, aber dadurch verschwinden diese nicht von heute auf morgen aus der Welt. Allerdings sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass es wirklich nur vorübergehende Verluste sind, wie der Preissprung nach oben am Freitag ja wieder einmal gezeigt hat. Warum? Weil die - bildlich gesprochen - mit hohen und demnächst, wie bereits jetzt in Japan, mit höchsten Drehzahlen rotierenden Gelddruckmaschinen zur Geldentwertung im Verhältnis zu anderen Werten führen werden, unter anderem zu Edelmetallen.
Der Rücksetzer der Edelmetallpreise in den ersten Apriltagen wurde von relativ vielen Marktbeobachtern charttechnisch begründet; man verfolge dazu nur die vielen Kommentare in angelsächsischen Medien nach dem Motto: Widerstandslinie bei 1600, 1580, 1550 Dollar etc. nach unten durchbrochen, folglich noch Abwärtspotenzial bis zum nächsten Widerstand bei so und so viel Dollar. Doch das ist eher eine Spielerei, die sich daran orientiert, dass die Computer sogenannter Algotrader bei bestimmten Preisen auf Verkaufssignale reagieren, indem sie verkaufen. Das funktioniert analog bei aufwärts gerichteten Preisen.
So weit die kurzfristige Betrachtung. Sie hat nichts damit zu tun, dass die Edelmetalle mittel- bis langfristig von den rotierenden Gelddruckmaschinen profitieren, ja zwangsläufig profitieren müssen. Nur war es zuletzt so, dass Anleger weltweit Aktien statt Edelmetalle favorisierten. Ihr Argument: Das viele Geld hält die Zinsen tief unten im Keller; deshalb lohnen sich Aktien mit Dividendenrenditen über der Inflationsrate mehr als Anleihen mit Renditen darunter.
Doch diese Betrachtungsweise ist einseitig, weil sie die Gefahr einer mit rückläufigen Unternehmensgewinnen und dadurch auch Aktienkursen verbundenen konjunkturellen Abschwächung ausblendet. Eine solche Gefahr ist zumindest im Euroraum akut - ein Grund, warum EZB-Chef Mario Draghi sich zuletzt ausdrücklich Maßnahmen zur weiteren Lockerung der Geldpolitik vorbehalten hat.
Kann Amerika uns retten, weil dort die durch das Fracking niedrigen Energiepreise angeblich einen Konjunkturaufschwung auslösen und damit auch deutsche Exporte in die USA begünstigen werden? Warten wir es ab. Fürs Erste wird über diesen Aspekt eher nur palavert. Konkrete Daten über die Fracking-Auswirkungen auf die amerikanische, geschweige denn auf die europäische Konjunktur gibt es jedenfalls noch nicht.
Dafür tritt seit einigen Monaten ein anderer Aspekt in den Vordergrund. Der hat wieder sehr viel mit der ausufernden Geldpolitik zu tun: In Japan dreht die Gelddruckmaschine total durch, und dabei wird es nach Aussagen des dortigen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda bleiben. Demzufolge will die Notenbank erst einmal monatlich für umgerechnet jeweils fast 60 Milliarden Euro Geld drucken, indem sie Staatsanleihen kauft. Im nächsten Jahr soll dieser Betrag sich nahezu verdoppeln. Als Ziel gibt sie an, die Inflationsrate des seit vielen Jahren unter einer schlimmen Deflation leidenden Landes in nur zwei Jahren auf zwei Prozent hochzuschleusen.
Doch hinter dieser Zielvorgabe steckt ein Trick: In Wahrheit will Japan den im Vergleich zu anderen Währungen jahrelang überbewerteten Yen so weit nach unten drücken, dass die heimische Industrie dadurch Wettbewerbsvorteile erhält und so wieder mehr exportieren kann. Dementsprechend sind die japanischen Aktienkurse schon explodiert, Fortsetzung mit nur kurzen Unterbrechungen wahrscheinlich.
Das wirft wieder einmal die Frage auf, ob wir es mit einem Währungskrieg zu tun bekommen, indem alle führenden Wirtschaftsnationen versuchen könnten, durch die immer schneller rotierenden Gelddruckmaschinen und damit die Abwertung ihrer Währungen Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Man muss das ja nicht gleich als Krieg bezeichnen. Aber dass die Kaufkraft der Währungen dabei auf der Strecke bleibt, ist offensichtlich - und dass Edelmetalle entsprechend an Kaufkraft gewinnen, dass also ihre Preise gemessen in den Währungen steigen, ebenfalls.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).