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Die Schuldenkrise bleibt Preistreiber für Gold und Silber

17.07.2011  |  Manfred Gburek
Am Freitag fragte mich eine alte Bekannte, von der ich weiß, dass sie ihr Geld gut gestreut hat, was mit dem Euro los sei. Ich bat sie, ihre Frage zu präzisieren. Doch sie musste passen und bemerkte nur, dass die Berichterstattung der Medien zu diesem Thema sie ganz nervös mache. Also sagte ich ihr, eigentlich gebe es zum Euro - außer dass Politiker und Notenbanker sich medienwirksam, aber ohne Ergebnis von Tag zu Tag mit den Schuldenproblemen einzelner Euro-Länder auseinandersetzen - kaum Neues zu berichten. Das sei ja am seit Wochen fast unveränderten Verhältnis zum Dollar abzulesen.

Allerdings hätten Euro und Dollar im Verhältnis zum Goldpreis inzwischen neue Tiefststände erreicht. Nur sei das den meisten Menschen nicht so recht bewusst, weil sie - wenn überhaupt - eher auf die Rekordpreise des Goldes in Euro und Dollar starren als auf die durch den Höhenflug des Goldes manifestierte allmähliche Wertvernichtung der beiden Währungen. Immerhin werden sie in Werbespots der DAB Bank und nun auch wieder in Focus Money mit der Nase auf das Edelmetall gestoßen.

Meine Bekannte wirkte ein wenig irritiert - was ich gut verstehen konnte, denn meine Erklärungsversuche waren offenbar wieder einmal zu kompliziert. Also von vorn, jetzt ganz einfach: Die meisten Euro-Länder sind überschuldet, die USA erst recht. Alle suchen nach einer Lösung für ihre Schuldenprobleme, finden sie aber nicht. Das lässt die Anleger zur ultimativen Währung greifen, zum Gold.

Zugegeben, diese Interpretation wird der Komplexität des Themas nicht ganz gerecht, aber sie trifft den Kern: Währungen sind, symbolisch ausgedrückt, Papier. Oder besser gesagt, nicht einmal das, sondern Billionen-Buchungen jenseits jeglicher Vorstellungskraft nicht nur der normalen Anleger, sondern auch der verantwortlichen Politiker und Notenbanker. Das heißt, denen ist die Fiskal- bzw. Geldpolitik längst entglitten.

Damit kommt eine massenpsychologische Komponente ins Spiel, die Gustave Le Bon in seinem bereits vor genau hundert Jahren erschienenen Bestseller "Psychologie der Massen" wie folgt beschrieben hat: "Die Entscheidungen von allgemeinem Interesse, die von einer Versammlung hervorragender, aber verschiedenartiger Leute getroffen werden, sind jenen, welche eine Versammlung von Dummköpfen treffen würde, nicht merklich überlegen."

Das bedeutet, übertragen auf die kommenden Entscheidungen zur Fiskal- und Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks: Es kann nichts Gescheites herauskommen. Oder konkret: Die Euro-Länder werden sich auf eine Transfer-Union zu Lasten Deutschlands einigen, diesen Begriff aber um jeden Preis vermeiden und stattdessen lieber von Einheit oder Solidarität faseln. Und die USA werden ihre Schuldenobergrenze im Gefolge eines Verfahrens erhöhen, bei dem sowohl die Demokraten unter Präsident Barack Obama wie auch die Republikaner samt Tea Party ihr Gesicht wahren werden.

Die für Anleger besonders spannende Frage ist indes: Was kommt danach? Am wahrscheinlichsten: Verhandlungen ohne Ende, denn die europäische Transfer-Union und die höhere amerikanische Schuldengrenze bedeuten nicht die Lösung des Problems, sondern sind jeweils das Problem an sich. Endlose Verhandlungen haben die Märkte noch nie beruhigt, und so wird es kommen, wie es kommen muss: Papiergeld wird im Vergleich zum Gold weiter an Wert verlieren, bzw. umgekehrt betrachtet wird der Goldpreis in Euro, Dollar und in den meisten anderen Währungen weiter steigen. Der Silberpreis wird sich ihm mit heftigeren Ausschlägen anschließen.

Der zeitliche Ablauf ist ebenso schwer einzuschätzen wie der Rhythmus der Preisbewegungen. Jedenfalls wurden die Goldbären, also die auf einen fallenden Goldpreis spekulierenden Anleger, zuletzt kalt erwischt, als die Preisbewegung im Zuge der Schuldenkrise schlagartig nach oben ging. Die Goldbullen, die auf einen steigenden Preis spekulieren, befinden sich in einer günstigen Ausgangsposition. Denn das aktuelle Hin und Her des Preises auf hohem Niveau bedeutet nichts anderes, als dass er Schwung für den nächsten Gipfel holt.

Spätestens hier drängt sich die Frage nach dem Preisziel auf. Doch sorry, außer dass die Skala bis auf Weiteres nach oben offen ist, gibt es keine plausible Antwort. Auch das Timing ist jetzt schwer abzuschätzen. Eines steht allerdings fest: Solange Europäer und Amerikaner an ihren Schuldenproblemen herumwursteln, ohne sie einer Lösung näher zu bringen, solange EZB-Präsident Jean-Claude Trichet von Woche zu Woche hilfloser wirkt und solange seinem Pendant Ben Bernanke jenseits des Atlantiks nichts Besseres einfällt, als noch mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen, so lange wird der aufwärts gerichtete Trend des Goldpreises anhalten. Zwischendurch mögen Preisschwankungen auftreten, das Ende des Aufwärtstrends deutet sich jedoch in keiner Weise an.

Ich schreibe diese Zeilen zunächst für alle, die sich rechtzeitig mit Gold - und Silber - eingedeckt haben, wie meine eingangs erwähnte alte Bekannte. Aber wie soll sich jemand verhalten, der/die noch keines der Edelmetalle besitzt? Naheliegende Antwort: Solange der Aufwärtstrend des Preises anhält, adäquat zu den Goldbesitzern. Was in diesem Fall bedeutet: Zwischenzeitliche Preisrückgänge für die Anlage in Goldbarren und/oder Anlagemünzen nutzen und um Anlagemünzen in Silber ergänzen (Auswahl mit aktuellen Preisen auf goldseiten.de).

Etwas kniffliger wird es bei Edelmetallaktien, -fonds und -zertifikaten. Das lässt sich so erklären: Die Kurse der Aktien schwanken viel stärker als die Edelmetallpreise und entwickeln sich oft zeitversetzt. Die Erfolge der Fonds hängen stark vom Glück und Geschick der Manager ab. Und Zertifikate sind Schuldverschreibungen, also Papiergeld; im Übrigen ist ihre Konstruktion allzu oft unnötig kompliziert.

Wer bisher genug Erfahrungen mit Aktien jeglicher Art gesammelt hat, kann einen spekulativen Einsatz bei Gold- und Silberaktien wagen, sollte aber wegen deren schon fortgeschrittener Kursentwicklung das Timing beachten. Dafür bieten sich zum einen einige Favoriten der Fonds an, wie Goldcorp, Newmont, Silver Wheaton, Fresnillo u.a., zum anderen Junioraktien, von denen, wie hier schon früher erwähnt, einige im McEwen-Index enthaltenen interessant zu bleiben versprechen. (www.mcewencapital.com) Wer wenig oder gar keine Erfahrung mit Aktien hat, ist dagegen mit Goldbarren oder Anlagemünzen aus Gold und Silber gut bedient.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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