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Goldkurse: Ein Durchbruch und ein Einbruch

09.04.2013  |  Przemyslaw Radomski
Dieser Artikel basiert auf dem Premium Update vom 5. April 2013. Weitere Artikel zum Thema Gold und Silber finden Sie in unserem Archiv unter gold & silver articles.

Wie es scheint, nimmt das kollektive Erinnerungsvermögen ständig ab. Gerade erst haben wir zwei wichtige Feiertage der judeo-christlichen Tradition begangen, mit denen Ereignissen gedacht wird, die vor tausenden von Jahren stattgefunden hatten. Große Ereignisse scheinen im Zeitalter des Internets aber schon nach Wochen oder Tagen wieder in Vergessenheit zu geraten. Angesichts der Kursentwicklungen an den Edelmetallmärkten muss wohl auch in Vergessenheit geraten sein, dass Zypern erst vor zwei Wochen nicht nur fast die Auflösung der Europäischen Union eingeleitet hätte, sondern auch die Auflösung der sakrosankten Grundlagen des partiellen Reservesystems der Banken. Diese Krise zeigte ganz deutlich die Bruchlinien beider Systeme.

Am Mittwoch letzter Woche rutschte der Silberkurs (für sofortige Lieferung) um ganze 1,3% auf 26, 9175 $ pro Unze ab; das war der niedrigste Stand seit dem 25.Juli letzten Jahres. Gold sank unter das vor der Zypern-Krise herrschende Niveau und bewegt sich auf ein 2-Monate-Tief zu.

Es gibt einen Unterschied zwischen einer Baisse und einer Korrektur, bei welcher es sich um einen kurzfristigen Trend handelt, der eine "Haltbarkeitsdauer" von weniger als zwei Monaten hat. In einem Bärenmarkt sorgt weitverbreiteter Pessimismus für eine sich selbst erhaltende Dynamik. Der Einstieg in die Baisse beginnt für viele bei einem Kursrückgang von 20% oder mehr über einen Zeitraum von mindestens 2 Monaten hinweg. Für den Edelmetallsektor können wir uns dieser Definition aber nicht anschließen. Der langfristige Bullenmarkt bleibt unserer Meinung nach solange intakt, wie auch die fundamentalen Faktoren bestehen bleiben - und das ist auch beim Silber ganz klar der Fall.

Laut eines am Mittwoch veröffentlichten Berichts der Credit Suisse Group haben die weltweit initiierten staatlichen Stimulusprogramme die Wahrscheinlichkeit weiterer Banken- und Liquiditätskrisen sinken lassen und somit auch die Notwendigkeit und den Wunsch nach vermögensschützenden Maßnahmen. Die Bank senkte ihre Goldpreisprognosen um 9,2% auf 1.580 $, auch die Prognosen für den Silberpreis wurden um 11% nach unten korrigiert - auf 28,50 $.

Wir müssen wohl davon ausgehen, dass auch die Leute von Credit Suisse schon vergessen haben … Erst letzten Dienstag hatten die zyprischen Banken ihre Schalter wieder geöffnet, allerdings mit streng rationierter Geldausgabe. Die normalen Bürger konnten von ihren Bankenkonten nur 300 Euro pro Tag abheben, uneingeschränktes Einlösen von Schecks und die Bezahlung von Lieferanten, die Kunden anderer Banken sind, waren hingegen nicht möglich. Innerhalb nur weniger Wochen verlor Zypern seinen Status als Offshore-Bankenzentrum, dessen Volumen das zyprische BIP um das Siebenfache überstieg.

Mit diesen Einschränkungen soll dem Vernehmen nach verhindert werden, dass die Zyprioten ihre Bankkonten in Folge der angekündigten Rettungsprogramme leerräumen. Dies würde den überdimensionierten Bankensektor des Landes enorm austrocknen, welcher durch Einlagen aus den Staaten der ehemaligen UdSSR aufgebläht wurde. Auch wenn die sehr kontroverse Idee einer allgemeinen Abgabe auf alle Bankeneinlagen verworfen wurde, so werden Einleger und Anleihehalter der Banken noch nicht bezifferte Verluste hinnehmen müssen. Noch sind die Entscheidungen in Zypern ganz frisch. Wir zumindest haben die Botschaft laut und deutlich vernommen: Gold und Silber sind die ultimativen Geldanlagen. Jetzt müssen wir noch darauf warten, dass auch alle anderen sie verstehen, ohne zwischenzeitlich selbst bis aufs letzte Hemd ausgezogen zu werden.

Da die Botschaft bei uns direkt angekommen ist, wollen wir nun einen Blick auf die Markttechnik beim gelben Metall werfen. Fangen wir mit dem langfristigen Chart an (mit freundlicher Genehmigung durch http://stockcharts.com.)

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Wir haben einen deutlichen Kursrücksetzer hinter uns.

Auch wenn die Situation auf lange Sicht nach wie vor positiv bleibt (denn Gold hält sich weiterhin über den langfristigen Unterstützungslinien), so macht es doch den Eindruck, als ob der nächste langfristige Wendepunkt für das Metall möglicherweise durch ein großes Tief und kein Top markiert werden könnte.

Das soll aber nicht automatisch heißen, dass sich die Situation mittelfristig negativ gestaltet (wir behalten das Abwärtsziel dennoch im Auge und sind auch darauf vorbereitet). Das RSI-Niveau ist nach wie vor überverkauft, Gold dürfte also nicht deutlich fallen.

Im Market Alert von letzten Donnerstag hatte wir unseren Abonnenten Folgendes geschrieben: “Gold könnte im Grunde sogar bis auf 1.350 $ oder 1.100 $ pro Unze zurückfallen, ohne seinen langfristigen Bullenmarkt zu verlassen (Mitte der 1970er zog sich Gold sogar um 50% von seinem zuvor erreichten Hoch zurück). Aber keine Panik, eine solche Entwicklung ist nicht wahrscheinlich. Die Konsolidierung dauert nun fast schon zwei Jahre (im Fall von Silber sind es zwei Jahre); die Investoren sind schon jetzt sehr entmutigt und die fundamentale Situation (unter anderem QE) ist unserer Meinung nach zudem günstiger als in den 70ern.“




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