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Sicherheitsstrategie kontra Schuldenkarawane

24.07.2011  |  Manfred Gburek
Da Sie an dieser Stelle wahrscheinlich ein Fazit zur sog. Griechenland- und Euro-"Rettung" erwarten, hier ist es kurz und bündig: Die Würfel für die Euroland-Transferunion sind gefallen; sie laufen auf eine Art von Europäischem Währungsfonds hinaus, wie er schon vor einem Jahr diskutiert wurde. Alle am Krisengipfel vom vergangenen Donnerstag Beteiligten dürfen sich mal mehr, mal weniger als Sieger brüsten. Da Steuerzahler nicht beteiligt waren, werden sie die Verlierer sein. Und die Gewinner? In erster Linie die Halter von Edelmetallen, später - nach erheblichen Turbulenzen an den Finanzmärkten und heftigen Rückschlägen der Aktienkurse - auch Anleger, die bis dahin mit ihrem Tagesgeldkonto auf günstige Einstiegschancen bei Aktien spekulieren.

Bezeichnenderweise feierten die Aktionäre nach dem Krisengipfel dessen Ergebnis in Form eines von niemandem mehr durchschaubaren Hin- und Her-Geschiebe von schließlich 109 Milliarden Euro erst einmal mit Kursgewinnen, bis ihnen die unerwartet schwachen ifo-Konjunkturdaten die Party vermasselten. Mit den Edelmetallpreisen verhielt es sich umgekehrt: Erst leicht abwärts, weil einige Angsthasen in der vermeintlichen Griechenland-"Rettung" bereits das Ende des Goldes in seiner Funktion als sicherer Hafen wähnten, doch danach wieder aufwärts. Wahrscheinlich sah da bereits ein Teil der Anleger im fortwährenden Streik der griechischen Taxifahrer und im viel gravierenden, immer noch nicht gelösten Schuldenproblem der USA neues Ungemach auf die Finanzmärkte zukommen und damit eine Rückkehr in den sicheren goldenen Hafen.

Die ganze Sache ist für Anleger viel zu ernst, als dass ich es bei dem kurzen Fazit vom Beginn meines heutigen Beitrags bewenden lassen könnte. Denn auf einmal tritt nach den Turbulenzen vor fast drei Jahren der Aspekt der Sicherheit wieder derart in den Vordergrund, dass es opportun erscheint, ihn zu konkretisieren. Da ist zunächst das bekannte Postulat der Streuung: einerseits in Anlagen (Liquidität auf dem Tagesgeldkonto, Währungen, Wertpapiere, Edelmetalle, Immobilien und Sonstiges), andererseits durch das Verteilen der Anlagen (Ausnahme: Immobilien) auf verschiedene Institute oder Schließfächer im In- und Ausland.

Auch ohne dass ich hier auf Steuern, auf Kredite oder auf die unterschiedlichen Gegebenheiten beim Privat- und Betriebsvermögen eingehe, haben wir es schon mit einem komplexen System von Entscheidungen zu tun: Aufnahme des Ist-Zustands, Definition des Anlageziels und Abschätzen der Zeit bis zu seinem Erreichen, Sammeln von Informationen zu den genannten Anlagen, Festlegung von deren Struktur, ständiges Beobachten der Märkte und schließlich Timing - das alles unter Abwägung von Chancen und Risiken. Was den letzten Punkt betrifft, geht es nicht um mathematische Formeln, die mit pseudowissenschaftlichem Ansatz gern von Analysten und Bankern benutzt werden, sondern um Daumenregeln aufgrund bisheriger Erfahrungen.

Nun zu einigen Tipps aus der Praxis. Nicht auf Banker hören, weil deren Empfehlungen in der Regel provisionsgesteuert sind. Welcher Abgrund der Kundenverachtung sich diesbezüglich auftut, hat zuletzt die renommierte Focus-Redakteurin Alexandra Kusitzky in der Ausgabe vom 18. Juli beschrieben. - So viele Kurse bzw. Preise im Internet verfolgen, wie die eigene Zeit hergibt. Besonders interessant sind Charts, also Kursgrafiken, wie sie etwa auf goldseiten.de, comdirect.de oder onvista.de zu finden sind. - Beim Verfolgen der Charts immer daran denken, dass ein hoher Kurs- bzw. Preisanstieg, wie der von Gold, Silber und Edelmetallaktien, nicht per se das Ende eines Trends bedeutet.Das gilt analog auch für einen starken Kursrückgang, etwa in den Fällen der Aktien von Commerzbank, Eon, RWE, Air Berlin, IVG u.a., wobei in diesen Fällen das ständige Beobachten und spätere Ausloten von Kaufkursen am Ende eine lukrative Beschäftigung sein kann. - Mit offenen Augen und Ohren ins Ausland reisen, um die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. - Möglichst viel mit Praktikern aus der Wirtschaft kommunizieren, speziell aus Unternehmen. Denn so lassen sich Informationen aus dem Verfolgen von Charts ideal um sog. fundamentale Daten ergänzen. -. An Anlagemessen und -kongressen teilnehmen, wie zum Beispiel an der Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse von goldseiten.de.

Niemand nimmt Ihnen das alles ab. Das heißt, Sie sind zum Beobachten, Denken, Reisen, Kommunizieren und Handeln gezwungen, falls Sie erfolgreich mit Geld umgehen wollen. Ein solches Verhalten sollte die Grundlage für Ihre Sicherheitsstrategie bilden. Und zwar auch deshalb, weil Sie auf diese Weise wenigstens die ganz großen Fehler vermeiden und so den Risiken der Geldanlage weitgehend ausweichen (emotionales Handeln, zu wenig Streuung oder das Gegenteil, das Verzetteln, Kauf auf Kredit oder, s.o., auf Banker hören).

Wahrscheinlich fragen Sie sich in letzter Zeit häufiger, warum Gold - und mit ihm Silber - noch Preispotenzial nach oben haben soll, wo doch die Bild-Zeitung am vergangenen Mittwoch mit einer Schlagzeile zum Gold (in diesem Fall zur Goldsuche) aufgemacht hat, was man ja durchaus als Kontra-Indikator interpretieren kann. Dazu zwei Antworten: 1. Die Amerikaner werden ihr Schuldenproblem nicht in den Griff bekommen, sodass weitere Geldspritzen der US-Notenbank Fed unausweichlich erscheinen und damit m Gegenzug Gold noch mehr als bisher die Rolle als sicherer Hafen übernehmen wird. 2. Bevor am vergangenen Donnerstag die Entscheidung über die Griechenland-Hilfe fiel, war sogar schon die rechnerische Rendite zweijähriger griechischer Anleihen auf 40 Prozent gestiegen. Wenn nun also dem Land von anderen Euro-Ländern, vom Internationalen Währungsfonds, von der EZB und von Finanzkonzernen geholfen wird, ist das nichts anderes als der Beginn einer Transferunion, die zu Lasten des Euro-Werts gehen wird. Die ohnehin reichlich mit fragwürdigen Euro-Staatsanleihen eingedeckte EZB wird im Zweifel eine ähnliche Geldpolitik betreiben wie die Fed.

Lassen Sie sich deshalb auch in nächster Zeit nicht von vermeintlichen Erfolgsmeldungen aus Kreisen von Politik, Finanzinstitutionen und Finanzwirtschaft verwirren. Die Schuldenkarawane zieht weiter, und sie wird bald auch die Steuerzahler kompromisslos zur Kasse bitten. Diesbezüglich sollten Ihrer Phantasie ebenso wenig die Grenzen gesetzt sein wie beim weiteren Höhenflug der Edelmetallpreise.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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