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Transparenz der Edel-, Intransparenz der Technologiemetalle?

19.04.2013  |  Dr. Jürgen Müller
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Abgeleitet vom Thema Reinheit spielt auch die Herkunft im Bereich Technologiemetalle eine wichtige Rolle. Bei einem Goldbarren ist es eher von marginalem Interesse, ob er nun von Umicore, Heraeus, Argor oder wem auch immer hergestellt wurde. Bei den Technologiemetallen sind die Ankäufer in der verarbeitenden Industrie sehr wohl darauf bedacht, möglichst nur Material von ihnen bekannten und möglichst DIN oder ISO zertifizierten Lieferanten für die Produktion zu kaufen. Zu groß ist z.B. die Gefahr für einen LED-Hersteller, die Fertigungsanlagen mit unbekanntem, verunreinigtem Gallium zu kontaminieren, was zu einem Produktionsstop führen könnte.

Nicht qualifizierte Quellen stellen daher ein zusätzliches Risiko für jeden Produzenten dar, den es nach Möglichkeit zu vermeiden gilt. Insofern wird man auch immer Probleme haben, neutralisiertes Material an die Industrie zu veräußern, d.h. Material, von dem nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, aus welcher originären Quelle es stammt (Stichwort: Originale Produzentenverpackung). Um auch hier eine griffe Formel zu definieren: Je originaler, je besser, je wertvoller.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, das neutralisierte Ware u.U. nur an den jeweiligen Handelspartner zurückverkauft werden kann, oder nur mit Abschlägen an die verarbeitende Industrie. Diese Abschläge resultieren aus den chemischen Analysen, die in diesem Falle erneut auf Kosten des Verkäufers angefertigt werden müssen. Kommt zudem - wie oben im Falle von Molybdän beschrieben - dann noch ein schlechteres Ergebnis heraus, sind weitere Preisabschläge sicher, wenn das Geschäft überhaupt noch zustande kommt.

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Abb. 2: Original produzentenverpacktes Indium des Herstellers Star Source


Auch die chemischen Analysen sollten im Original vom Produzenten vorliegen. Analysen z.B. eines Zwischenhändlers können zwar für einen privaten Investor linguistisch verständlicher erscheinen, jedoch ist die originale Analyse im Hinblick auf die Wiederverkaufbarkeit klar zu bevorzugen. Auch hier gilt die obige Faustformel "je originaler, je besser“.

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Abb. 3: Originale chemische Analyse einer Gallium-Charge 99,99% ("4N") des chinesischen Herstellers Beijing JiYa


Neben der beschriebenen Qualitätsintransparenz spielt die Preisintransparenz bei den Technologiemetallen eine weitere entscheidende Rolle. Im Gegensatz zu den Edelmetallen werden für Technologiemetalle - wenn überhaupt - nur Preisindikationen veröffentlicht [8,9]. Diese leiten sich z.B. aus regelmäßigen empirischen Marktbefragungen ab. Grund dieser Marktintransparenz ist schlicht die Größe der Märkte, bzw. deren nicht vorhandene Größe. Wenn für Gallium z.B. nur ca. 200 Tonnen im Jahr gehandelt werden, wird keine Börse dieser Welt für diesen Markt die Infrastruktur eines liquiden börsengestützten Handels zur Verfügung stellen können oder wollen.

Nachfolgende Graphik veranschaulicht die mögliche Auswirkung der Preisintransparenz. Dargestellt wird der Preis eines Korbes aus drei Metallen bei zwei verschiedenen Anbietern.

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Abb. 4: Normierter Preisvergleich zweier Anbieter eines identischen Korbes aus drei Technologiemetallen


Während "Anbieter magenta" den Preisindikationen des Marktes folgt und seit Sommer 2011 folgerichtig fallende Kurse stellt, bleibt der Markt bei "Anbieter blau" konstant. Die gleiche Betrachtung in absoluten Zahlen ergibt das folgende Bild.

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Abb. 5: Absoluter Preisvergleich zweier Anbieter eines identischen Korbes aus drei Technologiemetallen


Aus Abb. 5 können Sie entnehmen, dass die Technologiemetalle insgeamt seit ca. 1 1/2 Jahren tendenziell fallende Märkte sind. Speziell die Seltenen Erden entwickelten sich leider höchst volatil und unbefriedigend (längerfristige Preischarts finden Sie unter Ref. [10]).

Der physische Edelmetallmarkt ist mit dem physischen Markt für Technologiemetalle definitiv nicht zu vergleichen (fehlende Standards, geringe weltweite Handelsmengen, wenige professionelle Marktteilnehmer aus der Industrie, intransparente Preisfeststellungen). Spezifisches Know-How ist notwendig, um erfolgreich und nachhaltig in diesem Bereich zu investieren. Politische Gesichtspunkte, Peak-Oil, Inflationierung der Fiat-Währungen und die Abhängigkeit der globalen High-Tech Industrie von diesen Metallen sprechen dennoch für ein langfristiges Engagement.


© Dr. Jürgen Müller
www.goldsilber.org, www.technologiemetalle.org, www.werteinlagerung.de, www.cot-signale.de



Veranstaltungshinweis: Am Mo. 22. April 2013 ab 19h wird zusammen mit der Tradium GmbH Frankfurt (www.tradium.com) eine öffentliche Vortragsveranstaltung in der Gaststätte Apfelwein Föhl (www.apfelwein-foehl.de) in 63263 Neu-Isenburg bei Frankfurt stattfinden. Der Eintritt ist kostenfrei, Speisen und Getränke auf eigene Rechnung. Thema wird die aktuelle Lage bei den Edel- und Technologiemetalle sein.


Referenzen:

[1] www.lbma.org.uk/pages/index.cfm?page_id=147&title=good_delivery_lists
[2] www.lbma.org.uk/pages/index.cfm?page_id=4
[3] www.lppm.com
[4] de.wikipedia.org/wiki/Goldfixing und http://www.goldfixing.com/
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Silberpreis#Silberfixing und www.silverfixing.com/
[6] http://isi.fraunhofer.de/isi-media/docs/n/de/publikationen/Schlussbericht_kurz_20090202_final.pdf
[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Hafnium
[8] www.fastmarkets.com/minor-metals
[9] www.metal-pages.com/metalprices/minors
[10] www.technologiemetalle.org/kurse.php



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