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Gold: Die wahre Reservewährung

06.08.2011  |  Redaktion
Das Vertrauen in den US-Dollar als Weltreservewährung und "Sicherer Hafen" hat weltweit eine unnatürliche aber tief verwurzelte Investorenmentalität hervorgebracht. Viele glauben tatsächlich, die großen Finanzakteure hätten gar keine andere Wahl, als US-Schulden und Dollars zu halten. Zur Begründung heißt es, der Markt für US-Dollars und US-Staatsanleihen sei der einzige Finanzpool, der groß genug wäre, um die massiven Liquiditätswellen, die tagtäglich um den Globus schwappen, aufzunehmen. Nach dieser Vorstellung wäre ein Massenexodus aus US-Staatsschulden scheinbar unmöglich. Das würde auch recht gut erklären, warum die Kurse der US-Staatsanleihen steigen können, während die Regierung in aller Offenheit mit Zahlungsausfall und Herabstufung des Schuldenratings liebäugelt. Wenn sich ein unlogisches Ereignis ständig wiederereignet, heißt das noch lange nicht, es wäre logisch oder tragbar.

Die deutlich zur Selbstüberschätzung neigende Argumentation, mit der die "Einzigartigkeit" des Dollars begründet wird, würde in den Bereich der Aktien übertragen etwa so lauten: "Solange ein großer Teil der Anteilseigner keine Verkaufentscheidung triff, wird eine Aktie nie fallen." In Wirklichkeit bräuchte es aber nur einen Käuferstreik, um einen Markt anzustechen. Nur eine destaströse Auktion von US-Staatsanleihen würde reichen, um die Preise und Umlaufrenditen für US-Schulden allgemein einsacken bzw. in die Höhe schnellen zu lassen.

Aber das Problem ist nicht allein ein US-internes. Investoren aus der ganzen Welt beginnen jetzt zu begreifen, dass der Inflationierungstrieb der Zentralbanker (mit dem Ziel Banken und Staaten solvent zu halten) nie befriedigt sein wird.

Diese Woche unternahm die Schweizer Regierung Schritte, um den stark aufwertenden Franken durch Leitzinssenkungen und Geldschöpfung zu schwächen. Der Franken wurde kurz gedrückt, anschließend sprang er jedoch wieder zurück. Es ist schwer, eine gute Währung zu drücken. Auch die Bank of Japan kündigte an, sie werde die Aufwertung des Yen nicht länger hinnehmen und, um den Yen zu schwächen, wahrscheinlich schon bald mit Dollarkäufen intervenieren.

Unterdessen werden die Probleme in den überschuldeten Ländern immer schlimmer. Die Umlaufrenditen der Schulden Italiens und Spaniens folgen jetzt der Aufwärtsspirale der griechischen Anleiherenditen (und erreichen Mehrjahreshochs). Italienische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit sind seit Ende 2010 von über 3% auf deutlich über 6% gestiegen. Für ein Land, dessen Schuldenquote (Schulden:BIP) aktuell bei über 120% liegt, ist eine Zinsverdopplung katastrophal.

Das bringt uns zu Jean Claude Trichet, der mit Sicherheit seine Druckerpresse einsetzen wird, um einen großen Teil der schwächelnden Schulden Italiens aufzukaufen, die jetzt noch in den Bilanzen der größten europäischen Banken vor sich hin schwären. Die Rettungspakete für italienische und spanische Staatsschulden werden die für Irland oder Griechenland benötigten um ein Vielfaches übersteigen. In Erwartung einer massiven Ausweitung des europäischen Geldangebots flüchten sich Investoren zum Schutz vor Währungsentwertung reihenweise ins Gold.

Starken Rückenwind bekommt Gold zudem durch die jüngsten Debatten in Washington. Mit dieser abscheulichen Einigung ist im Grunde gewährleistet, dass sich die USA in den kommenden 10 Jahren mit zusätzlichen 8 Billionen $ neuverschulden werden. Das entspricht einer Steigerung von fast 80% in 10 Jahren! Mit dem längerfristig angelegten Plan werden die Defizitsenkungen in den Jahren 2012 und 2013 nur 21 Mrd. $ bzw. 42 Mrd. $ betragen, und später erst ansteigen.

Aber auch diese bescheidenen Verschuldungskürzungen beruhen auf den rosigen Annahmen Washingtons, die immer falsch sind. Zum Beispiel siedelte die Obama-Administration die BIP-Wachstumsprognosen für die kommenden 10 Jahre bei durchschnittlich 3% jährlich an. Das annualisierte BIP-Wachstum für die erste Jahreshälfte 2011 lag bei nur 0,9%. Die tatsächlichen Zahlen für Defizite und Verschuldung werden also weitaus höher ausfallen als die Hochrechnungen nahelegen. Angesichts des drückenden Kapitalbedarfs und der sichtbaren Verlangsamung der lauen "Erholung" kann es kaum Zweifel daran geben, dass die nächste Runde quantitativer Lockerungen früher oder später durchgeführt wird.

Den US-Kreditratingagenturen wurde schon lange Inkompetenz unterstellt. Aber ihre Maßnahmen nach der erfolgten Einigung über die Verschuldungsobergrenze bestätigen jetzt, dass sie tatsächlich lügen. Nachdem Moody’s, Fitch und S&P mit einer Herabstufung des Kreditratings der USA gedroht hatten - für den Fall, Washington werde keine Haushaltskürzungen in Umfang von 4 Bill. $ durchsetzen - zeigen sie jetzt nicht mehr den Mut, diese auch durchzusetzen - obschon die aktuell angedachten Kürzungen nur halb so hoch sind, wie die ursprünglich geforderten Einschnitte. Aus China kam allerdings eine Herabstufung der US-Staatsanleihen. Die chinesische Agentur Dagong Global Credit Rating stufte das Rating für staatliche US-Schulden von auf A+ auf A, das sind 5 Stufen unter AAA. Und da die Chinesen die größten ausländischen Käufer von US-Staatsanleihen sind, zählt ihre Meinung auch.

Diese Woche gab es neue Hinweise darauf, dass sich in den USA die Stagflation ausbreitet. Wie der ISM-Bericht für das verarbeitende und nichtverarbeitende Gewerbe zeigte, sank die Zahl der Auftragsneueingänge und Arbeitsplätze; der ADP-Report zeigte, dass im Juli 7.000 US-Arbeitsplätze im produzierenden Bereich verloren gingen. Andere Berichte zeigten, dass die Zahl der Entlassungen im vergangenen Monat um 60% gestiegen war - ein neues 16-Monate-Hoch. Die Verbraucherpreise stiegen unterdessen um 3,6% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, und das Geldmengenaggregat M2 wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,5%, im letzten Quartal war es mit einer Jahresrate von 14,6% gestiegen. Wenn sich das Problem der Stagflation verschlimmert, werden immer mehr und mehr internationale Investoren den US-Dollar und US-Staatsschulden meiden.

Angesichts steil steigender Schuldenquoten in Japan, Westeuropa und Amerika wird auch die Attraktivität von Edelmetallen für das Portfolio wachsen, weil die Anleger erkennen, dass die Tage des Fiat-Währungssystems gezählt sind. Wer US-Dollars und US-Schulden hält, wird die Hauptlast der Veränderungen zu spüren bekommen. Auch wenn es düster wird, so ist es nicht aller Tage Abend. In Folge des Gemetzels wird die Wiedereinführung von Gold als Weltreservewährung (hoffentlich) in nur wenigen Jahren anstehen.


© Michael Pento
Senior Market Strategist - Delta Global Advisors

Der Artikel wurde am 19.04.101 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.






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