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Gold-Selloff: Nur eine Frage ist entscheidend

27.04.2013  |  Presse
- Seite 2 -
Bernanke - der Anti-Volcker

Die wirklich entscheidende Zentralbank ist aber die Fed. Werden wir eines Tages auf jene Apriltage des Jahres 2013 zurückschauen, und diese den als Zeitpunkt wahrnehmen, an dem uns der unglaublich vorausschauende Goldmarkt sagte, dass Bernanke in der Fed isoliert wurde, dass sein akademischer Starrsinn die Menschen ernsthaft zu ermüden begann (sprich: die US-Regierung verfügt über eine Technologie, eine Druckerpresse, mit der sich Dollars in den gewünschten Mengen drucken lassen … blah, blah, blah), und die Menschen endlich die Messer zückten, um diesem unwürdigen Gespenst einer rasenden Dollarentwertung den Gar ausmachten? Natürlich weiß ich es nicht, aber ich würde doch meine Zweifel anmelden.

Gestern war der schlimmste Tag am Goldmarkt seit Februar 1983. Damals befand sich Gold in einem gigantische Bärenmarkt, aber nicht aufgrund der Äußerungen oder Ansichten einer Bank wie Goldman Sachs, sondern weil Paul Volcker, der damalige Fed-Chef, der US-Wirtschaft eine monetäre Wurzelkanalbehandlung verpasste, indem er ganz einfach die Druckerpressen ausschaltete und somit einen Anstieg der kurzfristigen Zinssätze zuließ und das Vertrauen in den Dollar wieder festigte. Hallo!! 20 Prozent für kurzlaufende US-Staatsanleihen: Wenn das kein Signal ist, dass Papiergeld eben nicht bis zum Umfallen gedruckt wird! Ganz wichtig dabei war aber, dass Volcker (und einige seiner politischen Herren) eben das Rückgrat besaßen, kurzfristigen Schmerz zu erzeugen, um längerfristig Stabilität zu erreichen (leider aber keine dauerhafte) und mit den Konsequenzen dieser geldpolitischen Strenge leben zu können. Heute wären die Konsequenzen viel härter, zudem ist vom Rückgrat der Zentralbanker kaum noch was zu sehen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Zentralbanker zum besten Freund des auf Kredit hebelnden Traders entwickelt. Volcker war da noch aus härterem Stoff gemacht.

Wenn der Goldmarkt weiß, dass die Zeit des "easy money“ ausläuft, wie kann es dann sein, dass diese Nachricht noch nicht zu den anderen Märkten durchgedrungen ist? Glauben Sie wirklich, dass die Aktienmärkte Allzeithochs erreichen (oder kurz davor stehen) und die Anleihen von Nationen mit fiskalen Problemen und Pille-Palle-Unternehmen am Rentenmarkt Minimalrenditen bieten, wenn das Ende des Easy-Money-Zeit kurz bevorstünde?

Um die überzogenen Bewertungen dieser Märkte mit Fundamentaldaten zu rechtfertigen, müsste man annehmen, dass sie nicht mehr vom billigen, leichten Geld profitieren, sondern wieder zu effizienten Barometern unserer wirtschaftlichen Zukunft geworden sind (unanfällig für Markthypothesen, objektiv, zuverlässig, zukunftsbezogen). Man müsste dann auch annehmen, dass sie tatsächlich eine strahlende Zukunft anzeigen, in der alle unsere Probleme - zyklische, strukturelle, fiskale und demographische - gerade gelöst wurden, so dass die Zentralbanker ihren Notinstrumentenkoffer wieder zusammenpacken können und Gold ins Museum geschickt wird. Na dann, viel Glück damit.


An den Aktienmarkt: Eingesaugt, und ausgespuckt

Tom Kendall, mein “Gegner" in der Diskussionsrunde von letztem Freitag, warf einen sehr guten Punkt auf. Er meinte, Ursache der Probleme beim Gold sei die aktuelle “Reise-Richtung" der Wirtschaft und der Märkte für Vermögensanlagen. Auch wenn das vielleicht eine etwas eigenartige Formulierung war, so fand ich sie aus meiner Sichtweise heraus doch recht treffend. Die Aktienmärkte sind gestiegen (aus meiner Sicht in erster Linie wegen des “easy money“ und der korrekten Annahme, dass es dieses auch weiterhin geben wird), die Rentenmärkte sind unterdessen stabil und die Inflation ist (bislang) kein Problem. Unter diesen Bedingungen muss sich der Goldanteil im Portfolio wie eine Riesenlast anfühlen. Die meisten Investoren haben große Probleme, angesichts steigender Aktienmärkte, die Finger von Aktien zu lassen. Sie müssen einfach dabei sein.

Ich denke, hier passiert Folgendes: Aus geldpolitischer Sicht profitieren Bernanke & Co. gerade von optimalen Umgebungsvariablen, und unter diesen Bedingungen sorgen ihre monetären Machenschaften für einen Auftrieb an den Aktienmärkten, der stark genug ist, um bislang zögernde Akteure mit ins Spiel an den Aktienmärkten zu ziehen, ohne aber gleichzeitig die wichtigen Inflationsindikatoren zu bewegen oder aber den Rentenmarkt aufzuwühlen. Mit dieser Politik wird aber kein Finanzsystem wieder ins Gleichgewicht gebracht. Ungleichgewichte oder ökonomische Verzerrungen werden damit nicht reduziert oder behoben. Im Gegenteil: Diese Maßnahmen führend dazu, dass die langfristigen Probleme, langsam weiter wachsen. Aber zumindest fühlt es sich jetzt gut.

Bernanke füllt neue Blasen, und wie wir schon in der Vergangenheit gesehen haben, hat Gold eher in den frühen Inflationsphasen Probleme. Aktieninvestoren lassen sich gerade wieder einlullen und einsaugen; und vielleicht müssen die Goldbugs auf ein Gold-Comeback noch solange warten, bis diese wieder ausgespuckt werden und die Fed-Kavallerie ihnen erneut zur Hilfe eilt.

Auf jeden Fall steht eines für mich fest: Das wird böse enden.

Andere Artikel von Detlev Schlichter finden Sie auf seinem Blog unter http://detlevschlichter.com. Er ist Autor des Buches “Paper Money Collapse - The Folly of Elastic Money and the Coming Monetary Breakdown”, das auch in deutscher Übersetzung erschienen ist: “Das Ende des Scheins: Warum auch unser Papiergeldsystem zusammenbricht“.


© Detlev Schlichter
http://detlevschlichter.com



Dieser Artikel wurde am 16. April 2013 auf www.detlevschlichter.com veröffentlicht und für GoldSeiten übersetzt.




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