Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold weiter mit Phantasie, Aktien erst später

21.08.2011  |  Manfred Gburek
- Seite 2 -
Die US-Notenbank Fed hat bereits für 1,5 Billionen Dollar amerikanische Staatsanleihen gekauft, die Europäische Zentralbank dagegen erst für umgerechnet 137 Milliarden Dollar Euro-Staatsanleihen, also rund elf Prozent der US-Käufe. Und während diese schon gut elf Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts ausmachen, liegt der vergleichbare Anteil in der Euro-Zone bei nur einem Prozent.

Ob die Eurobonds und damit die Einführung der europäischen Transferunion oder die überbordenden Schulden der USA den Goldpreis in die Höhe treiben, spielt letztlich keine Rolle. Denn dass die Euro-Dollar-Parität bei steigendem Goldpreis schon seit Wochen nahezu unverändert bleibt, spricht Bände. Das heißt, die Teilnehmer an den Devisen- und Edelmetallmärkten trauen weder der einen noch der anderen Währung; und solange das so bleibt, besteht kein Anlass, sich vom Gold zu verabschieden. Womit die Frage, wie hoch der Goldpreis steigt, zwar nicht beantwortet ist. Aber so viel steht fest: Obwohl die Preisschwankungen jetzt etwas heftiger ausfallen, sind der Phantasie nach oben immer noch keine Grenzen gesetzt - und das ist ja immerhin schon etwas.

Nun zu den Aktien. Sie wurden in den vergangenen Wochen regelrecht zusammengedroschen, was beim Deutschen Aktienindex Dax zeitweise zu einem Verlust von 2000 Punkten oder 27 Prozent führte. Auslöser war die - berechtigte - Furcht vor einer Rezession. Als die Kurse einzuknicken begannen, traten die Algo-Trader in Aktion. Das sind Computerprogramme, die aufgrund von Algorithmen (schematisierten Rechenabläufen) selbständig Aktientransaktionen durchführen, sobald es zu einer bestimmten Konstellation kommt, also etwa die geglättete 200-Tage-Linie (ein versetzter Kursdurchschnitt) den Dax von unten nach oben schneidet oder die Siemens-Aktie ihren Aufwärtstrendkanal nach unten verlässt.

Wird der nächste Algorithmus aktiviert, kann es zu einer Kurserholung kommen, beim übernächsten zu einem weiteren Kursrückgang usw. Während der ganzen Zeit geraten Fondsmanager immer mehr in die Bredouille, weil Anleger Fondsanteile liquidieren und die Manager damit zwingen, Aktien zu verkaufen, um Anleger in Cash auszahlen zu können. Kurz vor dem Ende dieser Entwicklung beginnen Aktienanalysten, die Bilanzen lesen können und gute Kontakte zu den Unternehmen pflegen, fundamentale Daten (beispielsweise Buchwerte, Kurs-Gewinn-Verhältnisse oder Verschuldungsgrade) mit den Kurswerten zu vergleichen.

Kommen sie zum Ergebnis, dass die Kurswerte vergleichsweise zu tief gefallen sind, raten sie den Fondsmanagern zu Aktienkäufen. Pech für solche Fondmanager, die in dieser Phase über zu wenig Cash verfügen, weil sie ihre Anleger auszahlen mussten. Dann wird von Fall zu Fall halt ein neuer Fonds gegründet und so stark beworben, dass Anleger ihm Geld anvertrauen, und die Basis für den nächsten Kursaufschwung ist gelegt.

Aktuell ist der Dax trotz der einen oder anderen Zwischenerholung noch nicht in dieser Phase. Er wird mit Unterbrechungen weiter fallen und voraussichtlich erst bei 4000 Punkten auf Widerstand nach unten stoßen, falls die kommende Rezession milde ausfällt, wofür zurzeit noch vieles spricht. Das gilt analog auch für andere Indizes.

Falls die Rezession jedoch schlimmer zu werden droht, sind weitere Kursverluste zu erwarten. Insofern empfiehlt es sich, neben den Aktienkursen auch wichtige Konjunkturindikatoren zu verfolgen, etwa die Indizes von ifo, ZEW und GfK. Auf Details, vor allem auf dann interessante Aktien, werde ich von Zeit zu Zeit zurückkommen. Warum überhaupt, liegt auf der Hand: Aktien sind nicht nur Ertrags-, sondern auch Substanzwerte und damit am Ende jeder Art von Anleihen überlegen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"