Tappen Sie nicht in die Psychofalle!
12.05.2013 | Manfred Gburek
Besonders unter Gold- und Silber-Anlegern einschließlich der Besitzer von Edelmetallaktien, aber auch unter Anlegern mit hohem Cash-Anteil macht sich derzeit Unruhe, ja zum Teil sogar Panik breit. Dafür gibt es zwei Gründe: 1. Edelmetalle haben zuletzt, egal in welcher von den großen Währungen gemessen, Verluste gebracht. 2. Aktienindizes wie Dax, MDax, Dow Jones, S&P, Nasdaq, Nikkei und einige weitere ziehen auf und davon. Diesem Geschehen zuschauen zu müssen und in Edelmetallen oder Cash statt in den gängigen Aktien aus den genannten Indizes investiert zu sein, macht Anleger total nervös.
Gelegentlich spricht man hier von einer Psychofalle - ein durchaus treffender Begriff, denn die Nervosität könnte noch zunehmen und damit enden, dass jemand sich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt frustriert von Edelmetallen trennt und den realisierten Erlös, möglicherweise sogar zusammen mit dem Cash-Anteil, auf dem Gipfel von Dax, Dow & Co. in den dort enthaltenen Aktien anlegt.
Wie lässt sich ein solcher Doppelfehler vermeiden? Einfach gesagt, indem man bis auf Weiteres nichts unternimmt, und zwar in der Erwartung, dass die Preise von Gold und Silber sowie die Kurse der Edelmetallaktien in absehbarer Zeit - das heißt, noch in diesem Jahr - wieder anziehen und dass die von hoher Liquidität getriebenen Kurse der gängigen Aktien bald Zeit einknicken.
Was spricht für diese Erwartung, was spricht gegen sie? Dafür, auf Edelmetalle bezogen: die nachhaltige Aufweichung der Währungen durch die Notenpresse. Dagegen: die übertriebene Vorwegnahme dieser Aufweichung durch Anleger in Zeiten des Goldpreisaufschwungs bis zum Sommer 2011, als die Preise der Edelmetalle für kurze Zeit fast senkrecht in die Höhe schossen. Dafür, auf gängige Aktien bezogen: das Abheben der Kurse von fundamentalen Daten, also die Annahme, dass allein schon die Notenpresse genug Kursimpulse gibt. Dagegen: die sogenannte Alternativlosigkeit der Aktien, zumal konkurrierende Anleihen und Festgelder nur Magerzinsen und Edelmetalle gar keine Zinsen abwerfen.
Gehen wir den Dingen weiter auf den Grund. Die Aufweichung der Währungen ist ein langwieriger Prozess. Zwar hat es Japan geschafft, den Yen innerhalb von nur wenigen Monaten kräftig abzuwerten, aber das muss man in Verbindung mit dessen fast zwei Jahrzehnte lang anhaltendem künstlichen Aufwärtstrend sehen. Der Euro, der Dollar und viele andere Währungen werden dem Yen nach unten folgen, wenn auch gemächlicher. Volkswirte sprechen in diesem Zusammenhang ja schon vom Währungskrieg. Treffender müsste es heißen: Abwertungswettlauf. Abwertung wogegen? Gegen Sachwerte jeder Art, folglich auch gegen Gold und Silber.
Noch ein paar Takte zur eventuell übertriebenen Vorwegnahme der Währungsaufweichung durch den Goldpreisanstieg bis zum Sommer 2011: So etwas ist bei jedem Megatrend normal. Dass es anschließend - bald fast zwei Jahre lang - erst seitwärts und dann abwärts ging, war zwar nicht zu erwarten, aber so endet kein Megatrend, zumal keiner wie der von Gold und Silber, im Zuge dessen die Währungen immer mehr an Kaufkraft verlieren.
Wenn Aktien aus Dax, Dow & Co. von ihren fundamentalen Daten weg nach oben abheben, ist generell Vorsicht geboten, zumal ihre vermeintliche Alternativlosigkeit relativiert werden muss. Dazu eine einfache Überlegung: Aktienerträge ergeben sich aus Dividenden und Kursgewinnen. Dividenden werden im Fall der Ausschüttung von den Kursen abgeschlagen, das heißt, in der Regel fallen die Kurse am Tag des Dividendenabschlags. Erholen sie sich anschließend wieder, wetten Aktionäre darauf, dass die Gewinne ihrer Unternehmen auch in Zukunft Dividendenzahlungen ermöglichen.
Es sind besonders solche Wetten auf zukünftige Unternehmensgewinne, durch die das Gros der Aktienkurse aktuell nach oben getrieben wird. Das kann noch eine ganze Weile so weitergehen, es kann aber auch mehr oder weniger abrupt enden. Wobei weniger entscheidend sein wird, wie lange die Notenpresse in Schwung bleibt, sondern wie sich die Konjunktur entwickelt.
Die mittlerweile arg strapazierten Kurse der Edelmetallaktien unterliegen im Prinzip ähnlichen Gesetzmäßigkeiten wie die Kurse der sonstigen Aktien, zurzeit allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Warum sie zuletzt so tief gefallen sind, hat also zunächst auch mit Unternehmensgewinnen zu tun, in diesem Fall mit den aktuell oder potenziell rückläufigen Gewinnen oder in schlimmeren Fällen mit den Verlusten der mehr oder weniger großen Minenkonzerne, ihrer Begleiter aus der zweiten Reihe und der Explorationsgesellschaften.
Bei Edelmetallaktien gibt es indes auch einige Besonderheiten zu beachten, zuvorderst:
Fazit: Vor allem die Kombination aus langem Zyklus und stark gestiegenen Förderkosten hat schon so manchen Minenkonzern an den Rand der Pleite gebracht oder zur Aufgabe der Produktion gezwungen. Zurzeit findet ein umfangreicher Ausleseprozess statt. Der führt unter anderem zu einem geringeren Angebot. Die Preisausschläge von Gold und Silber spiegeln das alles wider. Eines steht fest: Sobald diese Wackelpartie zu Ende ist, werden die Preise von Gold und Silber wie auch die Kurse der Edelmetallaktien aus der ersten und zweiten Reihe allein schon wegen des gerade stattfindenden Ausleseprozesses kräftig anziehen. Lassen Sie sich also nicht in die Psychofalle locken, sondern versuchen Sie ruhig zu bleiben, und beobachten Sie die Edelmetallmärkte gerade jetzt besonders intensiv. Irgendwann in diesem Jahr, vielleicht sogar schon in Kürze, wird die Zeit reif sein, um wieder massiv einzusteigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Gelegentlich spricht man hier von einer Psychofalle - ein durchaus treffender Begriff, denn die Nervosität könnte noch zunehmen und damit enden, dass jemand sich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt frustriert von Edelmetallen trennt und den realisierten Erlös, möglicherweise sogar zusammen mit dem Cash-Anteil, auf dem Gipfel von Dax, Dow & Co. in den dort enthaltenen Aktien anlegt.
Wie lässt sich ein solcher Doppelfehler vermeiden? Einfach gesagt, indem man bis auf Weiteres nichts unternimmt, und zwar in der Erwartung, dass die Preise von Gold und Silber sowie die Kurse der Edelmetallaktien in absehbarer Zeit - das heißt, noch in diesem Jahr - wieder anziehen und dass die von hoher Liquidität getriebenen Kurse der gängigen Aktien bald Zeit einknicken.
Was spricht für diese Erwartung, was spricht gegen sie? Dafür, auf Edelmetalle bezogen: die nachhaltige Aufweichung der Währungen durch die Notenpresse. Dagegen: die übertriebene Vorwegnahme dieser Aufweichung durch Anleger in Zeiten des Goldpreisaufschwungs bis zum Sommer 2011, als die Preise der Edelmetalle für kurze Zeit fast senkrecht in die Höhe schossen. Dafür, auf gängige Aktien bezogen: das Abheben der Kurse von fundamentalen Daten, also die Annahme, dass allein schon die Notenpresse genug Kursimpulse gibt. Dagegen: die sogenannte Alternativlosigkeit der Aktien, zumal konkurrierende Anleihen und Festgelder nur Magerzinsen und Edelmetalle gar keine Zinsen abwerfen.
Gehen wir den Dingen weiter auf den Grund. Die Aufweichung der Währungen ist ein langwieriger Prozess. Zwar hat es Japan geschafft, den Yen innerhalb von nur wenigen Monaten kräftig abzuwerten, aber das muss man in Verbindung mit dessen fast zwei Jahrzehnte lang anhaltendem künstlichen Aufwärtstrend sehen. Der Euro, der Dollar und viele andere Währungen werden dem Yen nach unten folgen, wenn auch gemächlicher. Volkswirte sprechen in diesem Zusammenhang ja schon vom Währungskrieg. Treffender müsste es heißen: Abwertungswettlauf. Abwertung wogegen? Gegen Sachwerte jeder Art, folglich auch gegen Gold und Silber.
Noch ein paar Takte zur eventuell übertriebenen Vorwegnahme der Währungsaufweichung durch den Goldpreisanstieg bis zum Sommer 2011: So etwas ist bei jedem Megatrend normal. Dass es anschließend - bald fast zwei Jahre lang - erst seitwärts und dann abwärts ging, war zwar nicht zu erwarten, aber so endet kein Megatrend, zumal keiner wie der von Gold und Silber, im Zuge dessen die Währungen immer mehr an Kaufkraft verlieren.
Wenn Aktien aus Dax, Dow & Co. von ihren fundamentalen Daten weg nach oben abheben, ist generell Vorsicht geboten, zumal ihre vermeintliche Alternativlosigkeit relativiert werden muss. Dazu eine einfache Überlegung: Aktienerträge ergeben sich aus Dividenden und Kursgewinnen. Dividenden werden im Fall der Ausschüttung von den Kursen abgeschlagen, das heißt, in der Regel fallen die Kurse am Tag des Dividendenabschlags. Erholen sie sich anschließend wieder, wetten Aktionäre darauf, dass die Gewinne ihrer Unternehmen auch in Zukunft Dividendenzahlungen ermöglichen.
Es sind besonders solche Wetten auf zukünftige Unternehmensgewinne, durch die das Gros der Aktienkurse aktuell nach oben getrieben wird. Das kann noch eine ganze Weile so weitergehen, es kann aber auch mehr oder weniger abrupt enden. Wobei weniger entscheidend sein wird, wie lange die Notenpresse in Schwung bleibt, sondern wie sich die Konjunktur entwickelt.
Die mittlerweile arg strapazierten Kurse der Edelmetallaktien unterliegen im Prinzip ähnlichen Gesetzmäßigkeiten wie die Kurse der sonstigen Aktien, zurzeit allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Warum sie zuletzt so tief gefallen sind, hat also zunächst auch mit Unternehmensgewinnen zu tun, in diesem Fall mit den aktuell oder potenziell rückläufigen Gewinnen oder in schlimmeren Fällen mit den Verlusten der mehr oder weniger großen Minenkonzerne, ihrer Begleiter aus der zweiten Reihe und der Explorationsgesellschaften.
Bei Edelmetallaktien gibt es indes auch einige Besonderheiten zu beachten, zuvorderst:
- 1. Unternehmen, die Edelmetalle fördern, bestimmen den Preis ihrer Ware nicht selbst, sondern sind auf Marktpreise angewiesen. Diese können zwischen der Entdeckung und der Vermarktung eines Vorkommens steigen oder fallen, ohne dass die Minenbosse die Möglichkeit haben, die Preise an den Terminmärkten vollständig abzusichern.
- 2. Der Zyklus von der Entdeckung eines Vorkommens bis zu dessen Vermarktung dauert in der Regel viel länger als beispielsweise die Produktzyklen in der Auto- oder Elektronikindustrie von der ersten Idee bis zur Produktreife.
- 3. Die Förderkosten sind in den vergangenen 10 bis 15 Jahren um ein Mehrfaches gestiegen, währen der Goldgehalt des geförderten Gesteins stark abgenommen hat.
- 4. Und was speziell Gold betrifft: Es wird nicht verbraucht wie Agrarrohstoffe, Sprit oder Industriemetalle, sondern bleibt zum allergrößten Teil in Form von Barren, Münzen und Schmuck erhalten. Dieses Gold kann jederzeit auf den Markt kommen.
Fazit: Vor allem die Kombination aus langem Zyklus und stark gestiegenen Förderkosten hat schon so manchen Minenkonzern an den Rand der Pleite gebracht oder zur Aufgabe der Produktion gezwungen. Zurzeit findet ein umfangreicher Ausleseprozess statt. Der führt unter anderem zu einem geringeren Angebot. Die Preisausschläge von Gold und Silber spiegeln das alles wider. Eines steht fest: Sobald diese Wackelpartie zu Ende ist, werden die Preise von Gold und Silber wie auch die Kurse der Edelmetallaktien aus der ersten und zweiten Reihe allein schon wegen des gerade stattfindenden Ausleseprozesses kräftig anziehen. Lassen Sie sich also nicht in die Psychofalle locken, sondern versuchen Sie ruhig zu bleiben, und beobachten Sie die Edelmetallmärkte gerade jetzt besonders intensiv. Irgendwann in diesem Jahr, vielleicht sogar schon in Kürze, wird die Zeit reif sein, um wieder massiv einzusteigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).