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Warum ein Mindestlohn keine gute Idee ist

13.05.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Man kann also an dieser Stelle folgendes festhalten: Ein Mindestlohn ist kontraproduktiv:

(1) Denn wenn der Mindestlohn niedriger ist als der markträumende Lohn, so ist er ohne Bedeutung. Der Arbeitgeber wird dann nämlich bereit sein, einen Lohn zu zahlen, der höher ist als der Mindestlohn.

(2) Wenn der Mindestlohn höher ist als der markträumende Lohn, wird es ungewollte Arbeitslosigkeit geben: Weniger Arbeiter werden einen Arbeitsplatz finden können im Vergleich zu einer Situation, in der es keinen Mindestlohn gibt.

Mindestlöhne können also die Ziele, die ihre Befürworter vorgeben erreichen zu wollen, nicht erreichen: Sie sind weder "sozial" gerecht, noch verbessern sie die Arbeitsmarktlage.

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Quelle: Destatis

Macht kann ihrer Wirkung "keine Dauer verleihen gegen die leise und langsam, aber unablässig und durch diese Unablässigkeit schließlich siegreich wirkenden Gegenkräfte 'rein wirtschaftlicher Natur', die durch den künstlichen Anstoß und die durch ihn gesetzte neue Sachlage ausgelöst werden. ... auch das gebieterischeste Machtdiktat ... kann nicht gegen, sondern nur innerhalb der ökonomischen Wert-, Preis- und Verteilungsgesetze wirken, sie nicht aufhebend, sondern bestätigend und erfüllend."
Eugen von Böhm-Bawerk, 1914, Macht oder ökonomisches Gesetz?, S. 266.

"Den praktisch bedeutsamsten Fall preispolitischer Eingriffe stellen heute die gewerkschaftlichen Mindestlöhne dar. In manchen Staaten wurden Mindestlöhne unmittelbar durch Massnahmen der Obrigkeit festgelegt. Die Obrigkeiten anderer Staaten greifen nur mittelbar in die Lohngestaltung ein, indem sie es dulden, dass die Gewerkschaften und die von ihnen geleiteten Arbeitnehmer Gewalt gegen die Unternehmungen und gegen die Arbeitswilligen anwenden, die gegen ihre Lohntarife verstossen. Die Lohntaxe bewirkt ständige Arbeitslosigkeit eines sehr beträchtlichen Teiles der Arbeiterschaft, und da pflegt die Obrigkeit wieder durch die Gewährung von Arbeitslosenunterstützung einzugreifen."
Mises, L. v. (1940), Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens, S. 676.


III. Nun gibt es jedoch einen ökonomischen Anreiz für diejenigen, die bereits einen Arbeitsplatz haben, dass Mindestlöhne eingeführt werden. Warum? Auf diese Weise wird der Wettbewerbsdruck im Arbeitsmarkt abgesenkt. Bei denjenigen, die einen Arbeitsplatz besitzen ("Insider"), stoßen Mindestlöhne nicht selten auf Zustimmung, weil sie den lohnsenkenden Einfluss von neu in den Markt drängenden Arbeitskräften, die bereit sind, zu einem niedrigeren Lohn zu arbeiten ("Outsider"), reduzieren.

Die Geschädigten der Mindestlöhne sind daher vor allem diejenigen, die zum Mindestlohn keine Beschäftigung mehr finden. Unternehmen können ihnen keinen Arbeitsplatz anbieten - was sie tun würden, wenn ihnen die Möglichkeit offenstehen würde, einen niedrigeren Lohn als den Mindestlohn zu zahlen.

Warum aber nicht einen Mindestlohn zulassen, der unterhalb es markträumenden Lohnes liegt? Schließlich richtet er dann ja keinen Schaden an, so könnte man argumentieren. Doch Vorsicht.

Man nehme nur einmal an, die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich, und der markträumende Lohn fällt deutlich - und zwar unterhalb des bisherigen Mindestlohnes. Der Mindestlohn verhindert dann, dass sich der Arbeitsmarkt an die neuen Bedingungen anpassen kann und sorgt so für Arbeitslosigkeit.

Weiterhin ist zu beachten: Beginnt der Staat damit, einzelnen Gruppen Privilegien zu gewähren wie in Form eines Mindestlohns, so wird dadurch nur allzu leicht eine Interventionsspirale in Gang gesetzt: Immer mehr Gruppen fordern Staatseingriffe zu ihren Gunsten, durch die die Marktkräfte untergraben und Wachstum und Beschäftigung geschädigt werden.

Gerade in Deutschland sollten die Arbeitsmarkterfolge der letzten zehn Jahre aufhorchen lassen. Durch Lohnzurückhaltung konnten immer mehr Menschen einen Arbeitsplatz erlangen. Ein Mindestlohn birgt die Gefahr, dass diese Beschäftigungserfolge unnötig gefährdet werden.

Wenn es das Ziel ist, die Reallöhne, die Arbeitseinkommen zu steigern und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, muss das Rezept lauten: Unternehmerische Freiheiten müssen gefördert werden, Steuern und Abgaben müssen gesenkt und der Staat geschrumpft und seine Markteingriffe zurückgeführt werden.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



(2) Siehe hierzu: Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung, 2012/13, S. 318.
(3) Ebenda, S. 341.


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