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Viel Lärm um Schulden: Dollar vs. Euro

31.08.2011  |  Redaktion
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Bis dahin hatte die Politik der Fed dafür gesorgt, dass die Schwächen der betroffenen europäischen Banken überdeckt wurden. Zur Verteidigung der Fed muss allerdings hinzugefügt werden, dass die Geldmarktfonds Teil des sogenannten Schattenbankensystems sind, da sie außerhalb der Supervision der Fed agieren. Die Geldmarktfonds jagten aber, in Anbetracht des von der Fed beförderten Niedrigzinsklimas, den höheren Erträge risikoreicher Anlagen nach. Wenn die Renditen für US-Staatsanleihen bei fast Null liegen (zeitweise sogar darunter), gerät auch der allerkonservativste Investor unter Druck.

Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir nicht mehr im Jahr 2008 leben. Ab 2008 ließen sich die verbleibenden Investmentbanken Bankenkonzessionen ausstellen, wodurch ihnen der Zugang zu den Kreditfazilitäten der Zentralbanken gewährt wurde. Folglich sind die Zentralbanker jetzt in der Lage, das Bankensystem, selbst wenn es insolvent wäre, am Laufen zu halten.

Alle Teilnehmer sollten den Stress in den Märkten als Ermunterung begreifen, weiter Reformen voranzutreiben. Aber leider brauchen Politiker zu beiden Seiten des Atlantiks ausgesprochen lange, um die so dringend benötigten Reformen in Gang zu bringen. Mit einem US-Anleihemarkt der sich wie man so schön sagt "benimmt", bewegen wir uns noch nicht einmal einen kleinen Schritt in Richtung einer tragbaren und nachhaltigen fiskalen Situation. In Europa ist es vollkommen verständlich, dass Deutschland sich gegen das Ausstellen von Blankoschecks zur Rettung schwächerer Länder wehrt, aber es braucht mehr als Vorträge über engere fiskale Integration.

Aber kein Grund zum Verzweifeln: Die Märkte werden nicht warten. Betrachten Sie es einfach so: Jedes Land, das beim IWF oder der Eurozone um Hilfe bat, musste nationalstaatliche Kontrolle über den eigenen Haushalt aufgeben. Und fordern die deutsche Kanzlerin Merkel und der französische Präsident Sarkozy nicht genau das? Der Unterschied zwischen dem, was die Märkte durchsetzen und dem, was die politischen Entscheidungsträger fordern, liegt in der Prozesshaftigkeit. Stressperioden sind weniger stressig, wenn solide institutionelle Prozesse am Laufen sind. Aber auch wenn diese Prozesse fehlen, läuft die Reformbewegung trotzdem weiter. Aber leider sind diese Angelegenheiten dann auch sehr unschön und schmerzhaft - und voller politischer Minenfeldern.

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Durch die gesunkenen Zinssätze werden US-Staatsanleihen in den Augen rationaler Investoren unattraktiv. Negative Realzinsen werden am Markt eingepreist. Ähnlich wie mit QE könnten sich daraus negative Dynamiken für den US-Dollar entwickeln, da Investoren nicht korrekt für das Risiko, das sie eingehen, kompensiert werden. Bernanke setzt unserer Einschätzung nach den US-Dollar als geldpolitisches Werkzeug ein. Erinnern Sie sich: Bernanke hatte vor dem Kongress ausgesagt, dass der Ausstieg aus dem Goldstandard während der Großen Depression, d.h. die Entwertung des Dollars, dazu beigetragen hat, dass die US-Wirtschaft sich nach der Großen Depression schneller erholen konnte als andere Länder, die den Goldstandard noch länger beibehalten hatten.

Und vor diesem Hintergrund sind wir auch negativ gegenüber dem Dollar und positiv gegenüber dem Euro eingestellt: Was Bernankes Version vom Umgang mit der Großen Depression angeht, so steht die Eurozone mit ihren derzeitigen Maßnahmen auf der entgegengesetzten Seite. Trotz der zahlreichen Klagen über ihre Politik hat die Europäische Zentralbank in Wirklichkeit nur einen Bruchteil des Geldes gedruckt, das die Fed gedruckt hat; der Chart oben zeigt die Ausweitung der Bilanzen (stellvertretend für die Geldmengen, die die respektiven Zentralbanken gedruckt haben) seit August 2008.

Und was ist mit dem "sich benehmenden" US-Anleihemarkt? Irgendwann werden vielleicht auch die US-Bond-Vigilantes kommen und haushaltspolitische Reformen fordern. Der Unterschied zur europäischen Situation ist der, dass die USA auch noch ein laufendes Leistungsbilanzdefizit finanzieren müssen - folglich kann es auch viel höhere Risiken beim Dollar geben als beim Euro; die aktuelle Leistungsbilanz der Eurozone ist ungefähr ausgeglichen. Wie man an Japan sehen konnte, können Länder, die zur Finanzierung ihrer Defizite nicht vom Ausland abhängig sind, starke Währungen bekommen, obwohl gleichzeitig wirtschaftliche Stagnation herrscht.

Kurz und knapp gesagt, sind die USA in der entwickelten Welt führend, was staatliche Ausgaben und Gelddrucken angeht. Folglich gibt es wohl gar keine sicheren Vermögensanlagen mehr, und Investoren könnten darüber nachdenken, ihr Vermögen mit etwas anderem als profanen Geld zu diversifizieren. Investoren, deren Anlagen zu stark auf den US-Dollar ausgerichtet sind, könnten darüber nachdenken, ihre Währungsrisiken aktiver zu managen. […]

Informationen zu den "Merkfunds" finden Sie unter www.merkfunds.com. Schreiben Sie sich auch für unseren Newsletter ein, um auf dem Laufenden zu sein, wenn es zu Diskussionen kommt.


© Axel Merk
www.merkfunds.com

Dieser Artikel wurde am 24. August 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.





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