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Die Folgen der explosiven Schuldenmischung - Langfassung

28.08.2011  |  Manfred Gburek
- Seite 2 -
Über die Ursachen des heftigen, aber nur kurzen Goldpreissturzes in der abgelaufenen Woche braucht nicht lange spekuliert zu werden: In eine schon viel zu euphorische Stimmung hinein, als der Preis vorübergehend über 1900 Dollar nach oben schoss, forderten die Rohstoffbörsen in Shanghai, Hongkong und Chicago höhere Margen (Einschüsse) beim Handel mit Terminkontrakten. Ähnliches hatte sich bereits im Zuge der diesjährigen Silberspekulation ereignet. Die Folge mag für so manche Anlegergruppe, die sich kurzfristig verspekuliert hatte, bitter sein. Das ändert aber nichts an der Aussage, die Sie hier vor einer Woche lesen konnten: „Obwohl die Preisschwankungen jetzt etwas heftiger ausfallen, sind der Phantasie nach oben immer noch keine Grenzen gesetzt.“

Nun schließt sich eine wichtige grundsätzliche Frage an: Wie hält man solche Schwankungen nervlich aus? Mit dieser Frage sind Trendanleger angesprochen, nicht Trader. Wer auf einen Trend setzt, wie in diesem Fall auf einen nachhaltig steigenden Goldpreis, muss sich vernünftigerweise vor dem Kauf nach dem Warum fragen. Die Antwort, die sich hier aufdrängt, besteht aktuell aus einem einzigen Wort: Schuldenkrise. Also die explosive Mischung aus Staatsschulden in Europa - zuletzt garniert mit dem Gerücht, Deutschland werde seine AAA-Bonität verlieren - und in den USA, wo die AAA-Bonität durch die Ratingfirma Standard & Poor's schon verloren gegangen ist.

In diesem Kontext zu beachten ist indes noch, dass die den bisherigen Aufwärtstrend des Goldpreises bestimmenden Faktoren weitaus vielfältiger waren, sich also nicht allein auf die Schuldenkrise beschränkten. Man denke nur an das Washington Agreement von 1999 zur Eindämmung der Goldverkäufe durch Zentralbanken und die Verlängerung des Agreements 2004, an die zu Beginn der Nullerjahre dominierenden Eindeckungen der Minenkonzerne (Dehedging) oder an die indischen und chinesischen Käufe während der vergangenen Jahre, die nur mittelbar auf die - seinerzeit erst schwebende und noch nicht akute - Schuldenkrise zurückzuführen waren.

Solange das Problem der Staatsschulden die Märkte immer wieder in Unruhe versetzt, solange die verantwortlichen Politiker und - wie zuletzt in Jackson Hole - die Zentralbanker hin und her lavieren, flüchten Anleger in den sicheren Hafen Gold. Falls Ihre Nerven Ihnen durch das kurzfristige Auf und Ab des Goldpreises allzu sehr strapaziert erscheinen, lenken Sie sich einfach mit etwas anderem ab, indem Sie zum Beispiel mehr mit Ihren Kindern oder Enkeln spielen, eine Runde Golf einlegen, verreisen, viel kommunizieren usw.

Ein probates Mittel, um die Nerven zu schonen, besteht bekanntlich in der Streuung Ihres Einsatzes und im Vorhalten von Liquidität auf dem Tagesgeldkonto. Nur ist es mit der Streuung so eine Sache: Haben Sie Ihr Geld etwa zusätzlich in Aktien angelegt, erzeugen deren Kursschwankungen ja ebenfalls Nervosität. Doch zum Glück gibt es Aktien, die auf einem recht krisensicheren Geschäftsmodell der betreffenden Unternehmen basieren, relativ hohe Dividendenrenditen abwerfen und nach Abwärtsbewegungen immer wieder die alten Höchstkurse übertreffen. Beispiele: Fielmann, Nestlé, Johnson & Johnson und viele andere. Ihre Kursschwankungen halten sich in Grenzen. Zu einem günstigen Kurs gekauft (also nicht gerade jetzt, sondern erst nach dem Ende der unter starken Schwankungen noch anhaltenden Abwärtsbewegung), wirkt ihre Kursentwicklung später - in der Gewinnzone - eher beruhigend.

Wenn die Aktienkurse mal für kurze Zeit zusammen mit dem Goldpreis abtauchen, ist das natürlich nicht gut für die Nerven. Daraus folgt: Im Zweifel lieber etwas mehr als zu wenig Liquidität vorhalten. Und: Käufe bzw. Nachkäufe zeitlich strecken. Über Fonds und Zertifikate lasse ich mich hier nicht aus, weil beide Anlagevehikel zusätzlich zu ihren sonstigen Problemen kaum zur Beruhigung der Nerven beitragen können, durch ihre komplizierte Konstruktion oft eher im Gegenteil erst so richtig nervös machen.

Zu guter Letzt ein heiß diskutiertes Thema: Besteht die Gefahr, dass Aktienkurse und Edelmetalle wie im Herbst 2008 gleichzeitig in die Tiefe rauschen? Latent ist diese Gefahr zwar immer da, aber nach den inzwischen gesammelten Erfahrungen ist sie jetzt viel geringer. Denn dieses Mal wird es aus den genannten Gründen - s.o.: "too big to fail", d.h. Staaten und Zentralbanken bewahren Geschäftsbanken vor dem Kollaps - erst gar nicht zu einer so großen Bankpleite wie 2008 im Fall Lehman Brothers kommen. Das stützt auch die obige These, wonach bis auf Weiteres mehr für die schleichende Entwertung von Euro und Dollar als für einen Kollaps beider Währungen spricht. Schleichende Währungsentwertung bedeutet, dass die Edelmetallpreise unter Schwankungen weiter steigen und später die Aktienkurse ebenfalls.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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