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Interview mit Gerald Celente (Teil 1/2)

16.05.2013  |  Presse
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Daily Bell: Ist dieses fehlende Bewusstsein auch dadurch bedingt, dass die meisten Menschen hauptsächlich die Mainstream-Medien verfolgen? Wenn solche Beispiele dort nicht aufgezeigt werden, wird man sie auch nirgendwo anders gezeigt bekommen?

Gerald Celente: Ganz wichtig, was Sie eben wieder gesagt haben: “die meisten Menschen". Die MEISTEN Menschen fallen nicht ins Gewicht. Es ist eben keine Frage der Zahlen. Was man braucht, ist ein starker Kern. Und ich glaube, dass dieser Kern existiert; er ist nur nicht vereinigt. Wenn alles zusammenkäme, wäre das ein starker Kern. Schauen Sie, sobald es eine Bewegung und einen starken Kern gibt, werden dieselben Leute, die jetzt den Mainstream-Medien folgen, mitziehen. Sie würden auch phosphoreszierende Getränke schlürfen, wenn man sie denken lässt: “Hey, echt cool, das Zeug hier zu trinken.“ Wenn sie also denken, dass es echt cool ist, Teil einer neuen Volksbewegung zu sein, dann werden sie einfach mitmachen, um dabei zu sein.

Folgen Sie dem Beispiel Guiseppe Verdis! Für Menschen, die einer Volksbewegung folgen, gibt es ein Leitbild. Man weiß, dass Verdis Leidenschaft bei der Schaffung der großartigsten Musik, die jemals geschrieben wurde, dem Wunsch entsprang, das italienische Volk zu vereinen und die Unterdrücker zu stürzen. Damals in den 1800er Jahren hatte Ungarn ein Stück Italien, Österreich hatte einen Teil, die Deutschen, die Franzosen, die Spanier. Die Neapolitaner sprachen eine andere Sprache als die Kalabresen - es gab keine einheitliche Sprache in Italien.

Verdi benutzte die Musik, um die Menschen zu vereinen und das funktionierte. Dieses Modell existiert. Zu seinem Tod, so heißt es, gab es das größte Begräbnis seit Beginn der Geschichtsschreibung.


Daily Bell: Entwickelt oder zeichnet sich in absehbarer Zeit etwas Ähnliches wieder ab?

Gerald Celente: Noch kann ich das nicht erkennen. Ich meine nur, dass es passieren kann. Es wird zumindest nicht im politischen Bereich oder in der von Großunternehmen dominierten Unterhaltungsindustrie passieren.

Sowas muss durch die Herzen und die Seelen gehen, und nicht nur den Verstand ansprechen. Es muss viele verschiedene Ebenen zum Schwingen bringen. Der Verstand muss verstehen, was das Herz fühlt. Aber zuerst muss es die Herzen und Seelen erreichen - das ist das Modell. Und das gibt es. Die Revolution, die Italien vereinte, war im Vergleich zu den meisten, nicht sehr blutig.


Daily Bell: Aber ist nicht aus genau diesem Grund die Krieg-gegen-den-Terror-Propaganda so effektiv, eben weil sie die Herzen erreicht und somit den Verstand der meisten umgeht?

Gerald Celente: Nicht wirklich. Es ist hauptsächlich ein Spiel mit dem Verstand, das Uremotionen erregt, und es wurde über die Jahrhunderte hinweg immer wieder wirkungsvoll eingesetzt. Regime (demokratische, faschistische, autoritäre, monarchistische, etc.) haben immer wieder Angst und Hysterie eingesetzt, um die breite Öffentlichkeit aufzuwühlen und zu kontrollieren.

Man kann sich der Emotionen bedienen, um Angst und Hysterie zu erzeugen, man kann Emotionen aber auch nutzen, um Courage und Unabhängigkeit einzuflößen. Man kann sie auf die eine aber auch auf die andere Weise einsetzen - und das verstehen die Menschen nicht. Man muss nicht negativ sein, um effektiv zu sein. Aber die Menschen, die heute an der Macht sind, sind Soziopathen und Psychopathen. Sie kennen nur Negation, und die nutzen sie, um die Öffentlichkeit zu manipulieren.


Daily Bell: Warum gibt es in der Mainstream-Presse so viel Desinformation gerade im Bereich Wirtschaft?

Gerald Celente: Das liegt an den Leuten, die die Presse betreiben. Es ist nur in ihrem eigenen Interesse. Möchten die vielleicht sagen, dass die Wirtschaft am Ende ist, dass alles nur noch schlimmer werden kann, und dass man zum eigenen Wohl besser nicht in ihre lausigen Handelsketten gehen sollte, um einen Haufen billigen Mist zu kaufen und Junk-Food zu essen? Sehen Sie, wer die Werbeanzeigen schaltet? Und mit solchen Botschaften hätten Sie dann gar keine Werbekunden mehr.


Daily Bell: Und die alternativen Medien?

Gerald Celente: Die alternativen Medien sind ein starker, wachsender Trend. Denken Sie nur wieder an die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien. Das wurde alles über alternative Medien gemacht. Auf die Mainstream-Medien wurde ganz verzichtet. Beppe Grillo und alle die im Rahmen dieser Bewegung kandidierten, haben Auftritt in den Mainstream-Medien abgelehnt.

Im Independent stand gerade erst folgende Story: “Dem Top-Ökonom Jeffrey Sachs zufolge, sei die Wall Street voller Gauner, und das habe sich auch seit dem Finanzcrash nicht geändert. Der IWF-Berater beklagte zudem einen fügsamen Präsidenten, ein fügsames Weißes Haus und ein fügsames Marktaufsichtssystem.“

Echt? Kein Scherz? Wow! Mich tritt ein Pferd! Aber wenn‘s Jeffrey Sachs, einer von den Jungs aus dem altehrwürdigen Club der White Shoe Boys, sagt, dann muss es ja wohl stimmen.

Aber wenn Gerald Celente das sagt, und schon seit Jahren, dann ist Celente bloß ein Berufspessimist, ein Querulant. Aber wenn ein Clubmitglied spricht, dann hören die Medien zu.


Daily Bell: Was denken Sie über den aktuellen Goldmarkt?

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieses Interview wurde am 12.Mai 2013 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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