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Eine Lanze für ausgewählte Gold- und Silberaktien

26.05.2013  |  Manfred Gburek
Liebe Leserin, lieber Leser, von der nächsten Ausgabe an werde ich meine Kolumne nicht mehr ab Freitagabend hier, sondern nur noch ab Sonntagmorgen auf goldseiten.de veröffentlichen, wo sie ja auch schon seit über sechs Jahren erscheint. An der umfangreichen Themenauswahl, Schwerpunkt Nutzwert für Ihre Geldanlage, wird sich natürlich nichts ändern. Hier werde ich an jedem Freitagabend einen Hinweis geben, um welches Thema oder um welche Themen es am darauffolgenden Sonntag auf goldseiten.de geht, ergänzt um eine Zugabe - lassen Sie sich überraschen.

Ihr Manfred Gburek



Heute konzentriere ich mich in erster Linie auf Gold- und Silberaktien, weil sie nach den starken Kursrückgängen während der vergangenen Monate in naher Zukunft so manche positive Überraschung bergen werden. Das schließt natürlich die Beschäftigung mit den beiden Edelmetallen als solchen ein. Deren Korrelation, also der Gleichlauf, hält trotz stärkerer Schwankungen des Silberpreises an. Deshalb gilt vieles, was im Folgenden zum Gold zu sagen ist, mit Abstrichen auch für das Silber.

Das weltweite Gold-Szenario sieht so aus: Konzentriert man sich bei Angebot und Nachfrage ohne Berücksichtigung der traditionellen Marktkräfte - zum Beispiel Verkäufe der Minen und Käufe der Schmuckindustrie - auf das jeweilige Zünglein an der Waage, fällt auf, dass in letzter Zeit auf Seiten des Angebots neben den Terminmarkt-Spielern die ETF-Verkäufer dominiert haben und auf der Nachfrageseite die Goldhorter aus China, Indien und zunehmend auch aus Europa. ETF steht für Exchange Traded Fund, in diesem Fall konkret: Anspruch auf Auslieferung von Gold. Der größte Edelmetall-ETF ist bekanntlich der SPDR Gold Trust.

Ähnlich wie beim Ölpreis bestimmt auch bei den Preisen der Edel- und Industriemetalle zu bestimmten Zeiten die marginale Menge, das eigentliche Zünglein an der Waage, ob es aufwärts oder abwärts geht. Dann entstehen in der Regel Preisspitzen, wie bei Gold und Silber im September 2011 am oberen und in diesem April am unteren Ende. Es handelt sich um Übertreibungen, die jeweils danach ausgeglichen werden.

Davon profitieren Minenaktien während eines Preisaufschwungs von Gold und Silber überproportional, darunter leiden ihre Kurse indes auch überproportional, wenn es mit den Preisen abwärts geht wie in diesem Jahr bis Mitte April. Da liegt zunächst eine Ursache auf der Hand: Dutzende von großen und Hunderte von mittleren bis kleinen Minen müssen die Preise der Edelmetalle weitgehend so hinnehmen, wie sie aufgrund von Angebot und Nachfrage durch eine ganze Reihe von Marktteilnehmern auch außerhalb des Minensektors zustande kommen. Derweil bleiben sie auf ihren Kosten sitzen, das heißt, sie können sie oft nur mit jahrelanger Verzögerung den Preisen anpassen. Folge: Die Kurse der Minenaktien schwanken viel stärker als die Preise der Edelmetalle.

Wenn es in den vergangenen Jahren nur dabei geblieben wäre. Blieb es aber nicht, denn die Kosten explodierten geradezu. Analysten der Investmentbank Goldman Sachs haben zuletzt eine durchschnittliche Kostensteigerung repräsentativer Minen um das Sechsfache seit 2002 ausgemacht. Daraus schließen sie, dass bei Goldpreisen unter 1500 Dollar je Unze bis zu 10 Prozent der Minen nicht mehr profitabel seien und deshalb geschlossen werden könnten. Das bedeutet: Beim derzeit sogar noch niedrigeren Preisniveau müssten sich eigentlich mehr als 10 Prozent vom Gold verabschieden. Das dürfte analog auch für Silberminen gelten.

Die Kosten der Minen sind ein Phänomen für sich. Als Gradmesser gelten vielfach die Cash-Kosten der Förderung, doch die reichen nicht aus, um das Phänomen zu erklären. Sie stiegen im Lauf der vergangen Jahre vor allem deshalb drastisch, weil der Goldgehalt je Tonne Gestein sich im Durchschnitt bedenklich von fünf auf ein Gramm näherte. Hinzu kamen steigende Kosten für qualifiziertes Personal, Gerät, Treibstoff und Umweltschutz.

Geht es nach Joachim Berlenbach, Berater der Fondsgesellschaft Earth Resource, müssten auch Kapitalkosten hinzugenommen werden, und zwar für bestehende wie für zukünftige Projekte. Insgesamt kommt er so auf Basis von Kennzahlen der 13 führenden Goldkonzerne zu Gesamtkosten von 1600 Dollar je Unze. Folglich müsste der Goldpreis nach Berlenbachs Rechnung mindestens so hoch steigen, damit die Konzerne überhaupt ihre Kosten decken. Die Goldbranche selbst ist von einer allgemein akzeptierten Kostendefinition noch weit entfernt. Das trägt sicher auch dazu bei, dass die Kurse der Minenaktien von Zeit zu Zeit stark schwanken.

Eingangs habe ich Ihnen eine positive Überraschung versprochen. Wo bleibt sie? Auf den Punkt gebracht: Des einen Leid ist des anderen Freud. Das heißt, wenn die Goldförderung wegen rückläufiger Kapazitäten und wegen Stilllegungen unrentabler Minen sinkt, kommt das den überlebenden Minen zugute - vorausgesetzt, der Goldpreis sinkt durch ETF- und sonstige Verkäufe nicht in sich zusammen. Doch wie zuletzt den Statistiken der Interessenvereinigung World Gold Council zu entnehmen war, greifen vor allem Chinesen beherzt zu, sobald der Goldpreis ein bestimmtes Niveau unterschreitet.

Ein bemerkenswertes Indiz für das Ausmaß des Minensterbens besteht in den stark rückläufigen Goldprojekten: Ihre Zahl sank zuletzt weltweit innerhalb Jahresfrist um mehr als die Hälfte auf 172, hat die auf dieses Thema spezialisierte Researchfirma IntierraRMG ermittelt. Dabei traf es neben vielen reinen Explorateuren auch sogenannte Juniors besonders hart, die schon über nachgewiesene Goldreserven verfügen. Hart auch deshalb, weil der Rückgang des Goldpreises dazu geführt hat, dass den großen Konzernen der Appetit auf Übernahmen von Juniors gründlich vergangen ist.

Welche und wie viele Minen bis wann vom Markt verschwinden und dadurch für weniger Gold- und Silberangebot sorgen werden, darüber wird in der Branche heftig debattiert. Dass der Trend zur Aufgabe von Projekten sich bis ins nächste Jahr hinziehen wird, ist allerdings unbestritten. Das ergibt sich allein schon aus den Analysen von Goldman Sachs und Berlenbach. Spätestens bis dahin will die Branche sich übrigens auf eine allgemein akzeptierte Kostendefinition einigen.

Derweil gibt es positive Signale zu Gold- und Silberaktien von anderer Seite. So hat die auf diesen Sektor spezialisierte Firma INK Research ermittelt, dass dort die Insiderkäufe zuletzt fast das Rekordniveau vom Oktober 2008 erreicht haben. Und Rob McEwen, Gründer des Konzerns Goldcorp und jetzt Großaktionär von McEwen Mining, wird nicht müde zu betonen, die Kurse der Goldaktion befänden sich "definitiv“ nahe ihren Tiefständen.

Es gibt eine ganze Reihe Aktien von Minenunternehmen, deren Kosten - egal welche Definition man nimmt - so niedrig sind, dass sie als Gewinner aus der jetzigen Entwicklung hervorgehen dürften. Die Analysten von Goldman Sachs nennen Fresnillo und Randgold. David Morgan vom Morgan Report hat Kennzahlen ermittelt, die für Silver Wheaton, Fortuna und First Majestic sprechen. Wer sich in erster Linie für sogenannte Royalty-Konzerne erwärmen kann, setzt neben Silver Wheaton auch auf Royal Gold und Franco-Nevada. Deren Kosten sind extrem niedrig, weil sie mit ganz wenig Personal Edelmetalle zu Festpreisen günstig von Rohstoffkonzernen kaufen, für die Gold und Silber nur Nebenprodukte sind. Die deutschen Börsen verfügen für alle hier genannten Aktien über ein Handelsvolumen, das in der Regel die unkomplizierte Anlage bis zu fünfstelligen Beträgen ermöglicht. Wer mit höheren Beträgen einsteigen will, ordert zweckmäßigerweise in Toronto oder New York.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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