Auf dem Weg zur Euro-Rettung
11.09.2011 | Manfred Gburek
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Hürde Nummer zwei besteht in der möglichen Haftung der Euro-Länder als Gesamtschuldner. Es sei denn, eine solche Haftung würde ausgeschlossen, was aber wohl automatisch eine drastische Abstufung der Bonität durch Ratingagenturen zur Folge hätte. Hürde Nummer drei ist die entscheidende: Die Regierungen der Euro-Länder müssten ihre Souveränität aufgeben und ggf. nach Brüssel oder sonst wohin übertragen. Das wäre dann der Einstieg in die politische Union, die ja bekanntlich vor dem Euro etabliert werden sollte, dann aber immer wieder verschoben wurde.
Das alles läuft also auf die von Politikern zu beantwortende Frage hinaus: Wie sage ich es meinen Bürgern? Kanzlerin Angela Merkel übt sich darin ja schon hinreichend, indem sie immer wieder den Zusammenhang von Euro und Europa betont. Getreu dem Motto: Wer für Europa ist, muss für den Euro sein, und umgekehrt.
Einen akzeptablen Vorschlag hat jetzt die renommierte Vermögensverwaltung PSM aus Grünwald gemacht: Griechenland sollte "im Extremfall alle ausstehenden griechischen Anleihen in 30-jährige Titel umwandeln. Für diese Anleihen sollten nur noch Zinsen von 3 bis 4 Prozent bezahlt werden." Es würde sich um einen Zwangsumtausch handeln, der nur im Fall einer Garantie der EZB für Zinsen und Rückzahlung Sinn hätte.
Warum dieser Vorschlag akzeptabel ist, ergibt sich aus der Geschichte gelungener Rettungsversuche im Rahmen von Währungskrisen. Besonders erfolgreich war die Hilfe für lateinamerikanische Länder durch sog. Brady-Bonds im Jahr 1982. Ohne hier auf Details einzugehen: Auch damals kam es zu einer Schuldenstreckung einschließlich Garantie, wobei an vorderster Front der amerikanische Staat als Garant fungierte. Dieses Erfolgsmodell könnte im Übrigen über Griechenland hinaus auf weitere Euro-Schuldenstaaten ausgedehnt werden.
Europa befindet sich indes erst am Anfang der Rettungsversuche. Es dürfte noch Monate dauern, bis überhaupt erkennbar wird, in welche Richtung das Ganze geht - äußerst unruhige Monate, wie eingangs beschrieben, und mit erheblichen Turbulenzen verbunden. Derweil wird die Konjunktur immer mehr abkühlen, was zumindest den Vorteil hat, dass die Regierungen der Euro-Länder in Abstimmung mit der EZB aufs Tempo drücken werden.
Die Abkühlung der Konjunktur, von überraschend vielen Volkswirten verständnislos kommentiert, ist nachvollziehbar, wenn man auf ihren Ursprung zurückgeht: Der Konjunkturgipfel war schon im ersten Quartal 2011 erreicht. Seitdem geht es bergab - erst langsam, im Lauf der vergangenen Monate immer schneller, und zwar genau im Rhythmus der Börse. Die Begründungen dazu werden wie üblich später nachgeliefert. Dann wird die Zeit für Aktienkäufe gekommen sein. Bis auf Weiteres ist davon auszugehen, dass der Konjunkturverlauf am Ende einer W-Formation entsprechen, also zwei Tiefpukte haben wird. Aber nur, falls alles gut geht. Wer nach wie vor in erster Linie auf Gold - und Silber - setzt, kann bei dem hier beschriebenen Szenario nicht viel falsch machen.
© Manfred Gburek
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Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).