Hühnerdreck statt Staatsanleihen - warum eigentlich nicht?
17.06.2013 | Claus Vogt
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Rund um die nun reich gewordene Hühnerdreck-Industrie würde sich ein Wirtschaftsboom entwickeln. Es würde also eine Wirtschaftsstruktur entstehen, die nur so lange funktionieren kann, wie Zentralbankbürokraten Hühnerdreck kaufen. In dem Moment, in dem sie ihre Käufe einstellen würden, käme es zu einem schlagartigen Ende dieses Booms, die Blase würde platzen.Warum die Zentralbanker keinen Hühnerdreck kaufen, sondern Staatsanleihen? Vielleicht, weil es mehr Staatsanleihen gibt als Hühnerdreck. Oder weil die Hühnerdreck-Lobby einfach zu schwach ist, um diese aus ihrer Sicht geradezu geniale Idee politisch durchzusetzen.
Staatsfinanzierung durch die Gelddruckmaschine
Das erklärte Ziel der von den Zentralbanken vorgenommenen Anleihekäufe ist es, für höhere Anleihepreise zu sorgen, das heißt die Zinsen nach unten zu manipulieren. Dass es sich bei diesen Aktionen um Staatsfinanzierung durch die Gelddruckmaschine handelt, ist offensichtlich. Dass diese Tatsache dennoch von den Tätern bestritten wird, ist dreist und in höchstem Maße unehrenhaft. Es ist eindeutig Kokolores, um den von Professor Werner Sinn vor den deutschen Verfassungsrichtern gewählten Begriff zu verwenden.
Zu diesem objektiv nicht bestreitbaren Ergebnis müssten selbstverständlich auch die Verfassungsrichter kommen, die sich zurzeit mit diesen Vorgängen beschäftigen müssen. Da der Auswahlprozess eines Verfassungsrichters in höchstem Maße politisch bestimmt ist, halte ich diesen Ausgang des Verfahrens aber für extrem unwahrscheinlich.
An das Bundesverfassungsgericht: Zentralbanken sind keine Naturgewalten
In der Presse wurde Richterin Lübbe-Wolff mit der rhetorischen Frage zitiert, ob die Klage gegen die EZB nicht dem Versuch gleiche, der Elbe zu befehlen, nicht über die Ufer zu treten. Was genau sie damit zum Ausdruck bringen wollte, weiß ich leider nicht. Aber falls sie tatsächlich glauben sollte, dass Zentralbanken unzähmbaren Naturgewalten gleichen, dann glaubt sie Kokolores.
Aber vielleicht wollte sie ja nur zum Ausdruck bringen, dass sie es nicht für möglich hält, die illegalen Machenschaften der Zentralbanknomenklatura durch das Bundesverfassungsgericht zu stoppen - eine Lagebeurteilung, die ich in vollem Umfang teile. Dennoch wäre es ein wünschenswertes Signal, wenn die Verfassungsrichter - um im Bild von Frau Lübbe-Wolff zu bleiben - wenigstens den Mumm zu der Feststellung hätten, dass es sich bei der Elbe um einen Strom handelt, der gerade über die Ufer getreten ist.
Die Rentenmärkte können den Wahnsinn vielleicht stoppen
Die Verfassungsrichter werden den geld- und staatsschuldenpolitischen Wahnsinn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht stoppen können. Vermutlich werden sie es noch nicht einmal versuchen. Aber vielleicht gelingt das ja einer ganz anderen Institution. Einer Institution, deren Akteure nicht ausschließlich politisch handverlesene Jasager sind. Einer Institution, die mächtiger ist als die größte und stärkste planwirtschaftliche Behörde. Einer Institution, die es auch ohne die Staatsgewalt geben würde: den Finanzmärkten.
Allen geldpolitischen Manipulationen zum Trotz sind rund um die Welt die Zinsen in den vergangenen Wochen und Monaten nicht etwa gefallen, sondern gestiegen. Besonders ominös ist diese Entwicklung in Japan, worauf ich in meinem Newsletter vom 24. Mai dieses Jahres bereits eingegangen bin. Und in den USA steigen die Zinsen schon seit fast einem Jahr. Auf dem Chart zeigt sich inzwischen eine wohlgeformte potenzielle Bodenformation, die auf eine langfristige Trendwende hindeutet. Hier bahnt sich eine Rebellion der Rentenmärkte an, die den Verfechtern des größten geldpolitischen Experiments aller Zeiten ihre Grenzen zeigen wird.
Zinssatz 10-jähriger US-Staatsanleihen, 2010 bis 2013
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Trotz der massiven Markteingriffe der Zentralbanken sind die Zinsen in den vergangenen Monaten gestiegen. Charttechnisch zeichnet sich eine Bodenbildung ab.
Quelle: www.decisionpoint.com
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© Claus Vogt
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P.S.: Wahrheit statt Kokolores und Propaganda: Ist das schon zu viel verlangt von deutschen Verfassungsrichtern?