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Interview mit Nick Barisheff (Teil 1/2)

17.06.2013  |  David Morgan
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Und diese Generation geht jetzt nach und nach in Rente; für die USA sollen es nach meinen Informationen wohl um die 10.000 pro Tag sein, die jetzt von der Social Security zu zehren beginnen. Dieser Trend setzt sich fort; über die nächsten 20 Jahre wird dann genau das Gegenteil der Fall sein, was in den letzten 20 Jahren der Fall gewesen ist. Die Babyboomer hören auf, Geld auszugeben, weil sie sich nichts mehr kaufen müssen. In vielen Fällen lösen sie zudem ihre Investitionen auf oder fordern vom Staat Auszahlungen in den Bereichen Social Security, Medicare und Pensionsfonds. Dieser Trendwechsel wird ein Schrumpfen des BIP verursachen, einen Rückgang der Steuereinnahmen und somit auch einen Anstieg der jährlichen Haushaltsdefizite sowie der Gesamtverschuldung.

Ein weiteres Problem, das sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, ist die Auslagerung von Arbeitsstellen ins Ausland. So ging eine bedeutende Anzahl von Arbeitsstellen nach China und in die Drittweltländer, und die werden nicht zurückkommen. Falls wir je an dem Punkt angelangen sollten, an dem eine Rückkehr in die USA wieder profitabler ist, dann werden die Hersteller hier hochautomatisierte, robotisierte Produktionsanlagen einsetzen, in denen werden dann nicht mehr die Arbeitermassen stehen, die zuvor ihre Jobs an den Laufbändern verloren haben. Hier haben wir also einen weiteren Faktor, der auf lange Zeit für systemische Arbeitslosigkeit sorgen wird.

Der dritte Problemkreis ist “Peak Oil". Auch wenn aktuell viel über Ölsande und Fracking geredet wird, so ist und bleibt der entscheidende Punkt doch das Fördermaximum beim billigen Öl. Beim konventionellen, billigen Öl haben wir das Maximum schon erreicht oder stehen kurz davor; und das ist, neben Währungsschöpfung, auch der einzige andere Faktor, der ebenfalls Inflation verursacht, weil steigende Ölpreise buchstäblich alle anderen Preise mit beeinflussen. Diese drei Makro-Trends werden also zu noch stärkerer Währungsschöpfung führen, zu noch mehr Staatsverschuldung und zu entsprechend steigenden Goldpreisen.


David Morgan: Reden wir darüber, welche Mythen es bezüglich des physischen Goldbesitzes gibt. Wir beide arbeiten ja in diesem Sektor, und viele Menschen mit denen wir sprechen, sind sich der Bedeutung von Gold durchaus bewusst, aber das sind in meinen Augen vielleicht 1% der Bevölkerung, während 99% wohl eher keinen Schimmer haben. Also …

Nick Barisheff: Ich stimme Ihnen zu.


David Morgan: Welche Mythen herrschen also hinsichtlich physischen Edelmetallbesitzes?

Nick Barisheff: In meinem Buch geht es auch um den Mythos, dass Gold eine riskante Vermögensanlage ist, wir haben einen Vergleich zum Sharpe-Ratio und zum Sortino-Ratio vorgenommen, mit denen Ertrag und Volatilität ins Verhältnis gesetzt werden. Gold, Silber und Platin scheiden dabei besser ab, als fast alle Dow-Komponenten. Wenn also Gold, Silber und Platin riskant sind, dann ist auch jede Dow-Aktie riskant. Das ist Nummer eins.

Der zweite große Mythos ist, dass Gold nutzlos sei, weil es keine Dividenden oder Zinsen abwirft. Währungen machen das ja auch nicht, wenn man sie in einen Tresor packt. Wenn man ein Bündel 100-Dollar-Scheine oder Schweizer-Franken-Scheine in einen Tresor legt, bekommt man ebenfalls keine Zinsen oder Dividenden. Um Zinsen oder Dividenden zu bekommen, muss man sein Geld oder seine Währung aus dem Tresor nehmen und sie über Anleihen oder Aktien jemanden anders geben und hoffen, dass man die eingesetzte Summe plus Zinsen oder Dividenden zurück bekommt. Man riskiert damit aber auch, dass man seine Währung, oder Geld, vielleicht nie wieder sieht. Dieses Risiko ist ja auch der Grund, warum man Zinsen und Dividenden bekommt. Wenn etwas aber im Tresor liegt - ob nun Währung oder Gold - ist es diesem Risiko nicht ausgesetzt, und man bekommt auch keine Dividenden oder Zinsen.

Man kann aber ähnliche Cashflow-Ziele erreichen, indem man seine Kursgewinne teilweise liquidiert. Gold hat in den letzten 12 Jahren im Durchschnitt um 15% aufgewertet, Anleger hätten einen Teil dieser Gewinne realisieren können, sie hätten damit einen höheren Cashflow generiert als mit Dividenden oder Zinsen; gleichzeitig hätten sie ihr restliches Kapital inflationsbereinigt geschützt.

Wir haben einen Fonds eingerichtet, der auf diesem Konzept basiert und feste monatliche Ausschüttung vornimmt.

Das sind also einige der großen Mythen, sie sind aber so tief verwurzelt, und sie werden in den Medien immer und immer wieder wiederholt. Ich hatte das Gefühl, dass das in meinem Buch zur Sprache kommen sollte.


David Morgan: Diese Gleichsetzung von Gold und physischer Währung ist eine der besten Erklärungen, die ich bislang gehört hatte. Jedes Investment ist riskant, es besteht potentiell das Risiko, dass die eingesetzten Summen verloren gehen; man könnte dafür viele Beispiele nennen.

Nick Barisheff: So ist es.


David Morgan: Leider haben wir hier nicht die Zeit, alle Beispiele zu nennen, die Sie so gut in Ihrem Buch erklären.Reden wir jetzt über Kapitel 6 - über das Vermächtnis von Gold und die Entwicklung der Goldkurse, und darüber, was Sie mit Blick auf den letzten Bullenmarkt erwarten.

Nick Barisheff: Man denkt dabei zuerst an die 1970er: Am Goldmarkt stiegen die Kurse, weil der Wert des US-Dollars sank, als Nixon das Goldfenster 1971 schloss. Das war im Grunde eher ein nordamerikanisches Phänomen, hatte aber auch Auswirkungen auf Kanada und Großbritannien. Es gab aber keinen weltweiten Anstieg der Goldpreise. Gold stieg beispielsweise nicht gegenüber der Deutschen Mark oder dem Schweizer Franken. China, Russland und Indien nahmen gar nicht teil. Im damaligen Bullenmarkt gab es also viel größeres Interesse an Bergbauaktien seitens der nordamerikanischen Investoren.

Aktuell sehen wir aber einen Kursanstieg in allen Währungen - ausnahmslos alle Währungen sinken gegenüber Gold. Der überwiegende Teil dieser Käufe stammt aus Ländern wie Indien und China, und diese Käufe sind alle physisch. Folglich gibt es auch eine viel höhere Nachfrage nach physischen Metallen als nach Bergbauaktien, die von weltweit wachsenden Sorgen um den Wert der Währungen ausgeht.

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© David Morgan
www.silver-investor.com



Der Artikel wurde am 05.06.2013 auf www.silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Hinweis: Sein Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.




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