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Das Geld der Knechtschaft und das Geld der Freiheit

18.11.2005  |  Roland Baader
Prinzipiell gibt es zwei unveränderliche Grundmuster der Herrschaft: Das eine ist das mit dem Einsatz von Waffengewalt, und das andere ist das mit der Methode Brot und Spiele. Daneben gibt es ein weiteres Phänomen, das man nicht (oder nur wenig und nur sehr langfristig) ändern kann, und das ist der Mensch mit seinen Trieben und Ängsten, seinen Sehnsüchten und Hoffnungen, seinen Emotionen und Denkgewohnheiten, seinen Grundbedürfnissen und Verhaltensmustern.

In der modernen Massendemokratie - also außerhalb despotischer Herrschaftsformen, die sich auf rohe Gewalt und Verbreitung von Furcht und Schrecken stützen - kann man die Frage "Wie kommt man zur Herrschaft und wie bleibt man an der Herrschaftsmacht?" mit der Benennung von drei hauptsächlichen Strategien beantworten:
  • 1.) Man verspreche den Leuten Sicherheit und nehme ihnen die Angst vor der Zukunft; genauer: man tue so, als könne man das.

  • 2.) Man verspreche und gewähre den machtstrategisch wichtigsten Wählergruppen Sondervorteile und sage ihnen, dies und jenes sei "kostenlos".

  • 3.) Man befriedige die Neidgefühle und Minderwertigkeitskomplexe der Menschen. Am besten unter dem Vorwand der Sorge für "Gerechtigkeit", damit die häßliche Fratze des Neides eine edle Gesichtsmaske tragen kann.


Diese drei strategischen Komponenten der Herrschaft lassen sich natürlich in unzählige Variationen und spezifische Taktiken untergliedern, aber im wesentlichen sind sie im Verlauf der Menschheitsgeschichte dieselben geblieben. Daß die Menschen darauf (unveränderlich) positiv reagieren, versteht sich von selbst - sonst wären diese Strategien des Machtgewinns nicht zeitlos erfolgreich. Sie entsprechen eben genau den elementaren menschlichen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Trieben.

Es gibt nun eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Herrschaft von Menschen über Menschen zu beschränken, zu zügeln und davon abzuhalten, sich zur totalen Verfügungsgewalt und zur umfassenden Tyrannei auszuweiten. Die Staatsdenker und Philosophen haben sie im Verlauf der Geschichte ersonnen oder entdeckt; und die Völker haben sie in verschiedenartigster Weise ausprobiert. Mit wenig dauerhaftem Erfolg. Was die moderne Demokratie anbelangt, so füllen die Gedanken und Vorschläge der Staats- und Verfassungsrechtler, der Ordnungstheoretiker unter den Ökonomen, und der Politikwissenschaftler ganze Bibliotheken: Von A wie Autonomie (von Kommunen und Kantonen) - über F wie Föderalismus und G wie Gewaltenteilung - bis zu V wie Verfassung und Z wie Zivilgesellschaft.

Genützt hat auch das wenig. Sogar in Ländern, in denen die politischen, rechtlichen und institutionellen Beschränkungen der politischen Kaste in Tat und Wirklichkeit umgesetzt wurden, sind sie im Lauf der Zeit mehr und mehr erodiert. Auch eine noch so stringente Verfassung ist, wie Anthony de Jasay uns gelehrt hat, nur ein Keuschheitsgürtel, zu dem die Lady selber den Schlüssel besitzt. Überall in den westlichen Demokratien hat die persönliche Freiheit nur noch Nischencharakter und hat die Politik das gesamte Leben der Menschen überwuchert.

Die demokratischen Regierungsformen nehmen mehr und mehr totalitäre Züge an - und zugleich steuern alle diese Staaten dem finanziellen Bankrott entgegen. Reformen, die diesen Namen verdienen würden, sind aussichtslos, weil sich Politiker und Funktionäre damit selber entmachten würden, und weil sich der Geist der Knechtschaft in Form des "sozialen" Samtpfotensozialismus in den Seelen der Menschen eingenistet hat.

Was also ist zu tun, wenn man verhindern will, daß das Zusammenspiel der unveränderlichen Phänomene - Herrschaftsmechanismen und Mensch - nicht immer wieder in der Katastrophe, in Unfreiheit, Zusammenbruch und Bankrott endet? Die Antwort: Man muß den Stoff verändern, der das Zusammenspiel erst möglich macht; man muß den Treibriemen entfernen, der die beiden Zahnräder (Herrscher und Beherrschte) zu einer alles zermalmenden Maschine verbindet. Und dieser Stoff oder dieser Treibriemen ist das Geld.

Solange sich Staat, Regierung und Bürokratie unbegrenzt Mittel beschaffen können - ohne daß die Bürger gewahr werden, daß es letztlich ihre eigenen Mittel sind, die verbraten werden -, so lange werden die Menschen auch glauben, der Staat könne über unbegrenzte Mittel verfügen - und so lange werden sie folglich auch fortfahren, von ihm zu fordern, immer mehr und noch mehr, und so lange werden die Herrschenden oder die zur Herrschaft Drängenden fortfahren, die Erfüllung der Forderungen zu finanzieren und in Aussicht zu stellen.

Erst dann - und nur dann, wenn den Herrschaftseliten die Möglichkeit genommen ist, betrügerisches Scheingeld in nahezu beliebigen Mengen herbeizuzaubern, stößt das böse Spiel an Grenzen. Mit Gold als Geld (also mit echtem Geld) müßte die politische Kaste bei jeder Forderung, die an sie gerichtet wird, antworten: "Wenn ihr das wollt, dann müssen wir die Steuern erhöhen; eine andere Finanzierungsmöglichkeit haben wir nicht." Und nur mit Gold als Geld würden die Bürger dieser Aussage auch Glauben schenken.

Es gibt keine bessere, keine wirksamere und keine verläßlichere Methode der Herrschaftsbeschränkung - und damit der Freiheitssicherung - als dem Herrschaftsapparat die Verfügungsmacht über das Geld zu entziehen. Alles andere mag zusätzlich von Nutzen sein und die Mißbrauchspotentiale der Herrschaft weiter reduzieren, aber ohne den Entzug der Verfügungsmacht über das Geld - ohne die Beseitigung des staatlichen Falschgeldes und die Einführung echten privaten Geldes (=Gold) - bleibt alles nur Stückwerk und vorübergehende Linderung. Die Krankheit der Staaten und Volkswirtschaften hat einen Namen, und der lautet fiat money. Und die Heilung und die dauerhafte Gesundung der Staaten und Volkswirtschaften hat ebenfalls einen Namen, und der lautet Privates Goldgeld.

Damit ist, wohlgemerkt, kein staatlich betriebener Goldstandard gemeint. Sobald der Staat die Hoheit über das Geld besitzt - auch wenn es Goldgeld ist -, wird er die Golddeckung der Noten sukzessive verringern. Jede Krise wird als Begründung dafür herhalten müssen. Die Annahme, daß das Geldwesen eines Landes vom Staat geschaffen und "gemanagt" werden müsse, ist - wie Henry Hazlitt uns schon vor langer Zeit gelehrt hat - der schwerste Irrtum fast aller Ökonomen und ein "weltweiter Aberglaube".

Der Übergang zum Gold als Geld könnte so erfolgen, daß es privaten Vertragspartnern erlaubt wird, Zahlungen in Gold zu vereinbaren. Es gäbe dann ein duales Geldsystem. Gold und fiat money nebeneinander. Täglich könnte man die Kursentwicklung zwischen den zwei Geldarten verfolgen - wie Aktien- oder Devisenkurse. Und das Gold, das private Goldgeldsystem, könnte sukzessive an die Stelle des im Wert weiter zerfallenden fiat money treten. Im gleichen Ausmaß würde die Knechtschaft sukzessive der Freiheit weichen. Wir müssen Leviathan sein Mastfutter - das beliebig vermehrbare Scheingeld - nehmen, bevor er uns alle verschlingen wird.


© Roland Baader
Quelle: Messebroschüre zur 1. Edelmetall- & Rohstoffmesse in München



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