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Öl: Syrien und US-Frackingblase!

26.06.2013  |  Uli Pfauntsch
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Asset-Verkäufe nehmen zu

Wie am 13. Juni 2013 von Reuters gemeldet wurde, plant der Ölkonzern Talisman Energy den Verkauf seiner Shale-Assets im Eagle Ford Basin, Texas, was bis zu 2 Milliarden Dollar einbringen könnte. Angeblich wurde die Royal Bank of Canada beauftragt, nach Interessenten zu suchen, unter anderem nach Private Equity Investoren. Talisman und die Royal Bank of Canada wollten sich dazu nicht äußern und auch andere Beteiligte wollten unerkannt bleiben, da es sich um einen vertraulichen Deal handle und die Gespräche noch im Anfangsstadium seien. Mein Kommentar: Asset-Verkäufe renommierter Ölkonzerne wie Talisman Energy sollen möglichst nicht an die große Glocke gehängt werden. Anzeichen, die Zweifel an der Fortsetzung des US-Shale-Booms hegen könnten, sind für die Interessen der Wallstreet nicht zielführend.


Stellvertreterkrieg in Syrien!

Was mit einem Glaubenskonflikt zwischen Sunniten und Schiiten begonnen hat, könnte sich nun zum größten Schlagabtausch der beiden Supermächte, USA und Russland, seit dem Ende des Kalten Kriegs entwickeln. In dem Konflikt mischt eine ganze Reihe von Staaten mit, um ihre Interessen zu wahren oder durchzusetzen:

  • Russland unterstützt Assad, um seinen Einfluss im Mittleren Osten zu wahren - insbesondere deshalb, weil man dort den einzigen Hafenstützpunkt unterhält. Putin möchte unbedingt die Erschließung syrischer Offshore-Erdgasvorkommen durch die USA und ihre Verbündeten, beziehungsweise dass Syrien zum Transitland für Erdgaslieferungen von Katar nach Europa wird, verhindern.

  • Saudi Arabien, Katar und die USA unterstützen mit Waffen die sunnitischen Jihadisten und vermutlich auch die Terroristen der Al Nusra Front, der verlängerte Arm der Al Qaeda. Diese Gruppierungen gelten als anti-amerikanischer, anti-israelischer und antiimperialistischer als Assad und selbst als der Iran. Wie kann es sein, dass die USA ernsthaft erwägt, derartige Gruppierungen zu unterstützen? Weder die USA, noch Saudi Arabien und Katar haben Interesse an einer Demokratie in Syrien. Denn die Mehrheit der Bevölkerung sieht in den USA und deren Verbündeten die größte Bedrohung. Die vom Volk gewählten Regierungen würden vermutlich dafür sorgen, dass die USA ihren Einfluss in der Region verlieren. Saudi Arabien könnte mit dem Sturz von Assad und der Installation einer islamistischen Regierung einen sunnitischen Partner gewinnen und hätte den meistgehassten Gegner, den Iran, entscheidend geschwächt. Die allergrößte Gefahr scheinen die Saudis und Katar in den Demokratiebestrebungen im Zuge des Arabischen Frühlings zu sehen. Syrien als Vorbild für eine Demokratie kann somit keinesfalls im Interesse des Saudischen Königshauses liegen.

  • Israels Interessen bestehen darin, Assad zu schwächen, um Waffenlieferungen zwischen dem Iran und der Hisbollah zu verhindern und gleichzeitig mit Syrien einen Verbündeten des Iran zu schwächen. Ein "Islamischer Gottesstaat" nach Vorstellung Saudi Arabiens dürfte allerdings einen Albtraum für Israel bedeuten. Die Türkei schlug sich auf die Seite der Assad-Gegner. Aus zwei Gründen: Erstens, zählen die Saudis zu den größten Investoren in der Türkei und verfügen über großen wirtschaftlichen Einfluss, und zweitens gilt die Türkei als potenzielles Transitland für Erdgaslieferungen aus Katar nach Europa.


Strategisch wichtig!

Im Gegensatz zum Irak-Krieg, wo es ganz klar um die Öl-Reserven des Landes ging, geht es bei Syrien um die strategische Bedeutung als Öl- und Gastransitland. Katar verfügt über das drittgrößte Erdgasvorkommen der Welt. Und dieses Gas würde man nur allzu gerne nach Europa exportieren. Syrien unter Präsident Assad stand den Plänen Katars immer im Weg. 2011 unterzeichneten Syrien, der Irak und Iran ein Abkommen über den Bau einer Pipeline vom Iran nach Syrien und von dort nach Europa. Das hätte die Pläne Katars endgültig begraben. Russland wiederum möchte sich an der Erschließung der riesigen Gasvorkommen vor der Küste Syriens beteiligen und sieht seine Rolle als größter EU-Gaslieferant "lebensnotwendig".


Gewinner + Verlierer

Fakt ist: Verbrauchsnationen wie die Euro-Staaten, Japan, China oder Indien sind Verlierer eines steigenden Ölpreises im Zuge der sich zuspitzenden Situation in Syrien. Fördernationen wie Saudi Arabien, Russland oder die USA profitieren von höheren Ölpreisen. Wie sich dieser Konflikt angesichts der unterschiedlichen Gruppierungen, die das Land bereits unterwandert haben, weiterentwickelt, ist noch völlig offen. Alles deutet darauf hin, dass in Syrien ein Stellvertreterkrieg ausgetragen wird. Wer sich durchsetzt, wird künftig das Sagen in der Region haben und die Öl- und Gasressourcen kontrollieren.

Für die Zivilbevölkerung Syriens, die ohnehin schon unfassbares Leid erlitten hat, droht die Lage noch verheerender zu werden. Für diese Menschen sind steigende Ölpreise das geringste Problem. Ich gehe davon aus, dass die verkraftbare Obergrenze in Anbetracht der schwachen Wirtschaftsentwicklung für die Industrienationen bei einem Brent-Preis von 120 Dollar liegt. Die Preisuntergrenze, ab der die Förderstaaten intervenieren, befindet sich bei circa 90 Dollar. Ohne ein Übergreifen des Konflikts auf andere Opec-Förderstaaten dürfte sich der Brent-Preis in den nächsten Wochen zunächst in einer Spanne zwischen 100 und 110 Dollar bewegen.


© Uli Pfauntsch
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