Wenn das Geld stirbt: Interview mit Doug Casey (Teil II)
03.10.2011 | The Gold Report
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Doug Casey: In Dollar gerechnet müsste Gold schon deutlich teuerer sein als jetzt. Ich kann nicht sagen, welche Zahlen das sein werden, denn viele Dollars werden durch Pleiten und Bankrotte verschwinden; sie werden vertrocknen und weggeblasen. Es ist wie mit Projektentwicklung im Immobilienbereich, die in irgendeiner Bilanz 1 Mrd. $ wert war; wenn das Projekt scheitert, sind 1 Mrd. $ zerstört. Es ist eine Frage der Schlacht zwischen Inflation (wobei die Regierung Dollars schöpft, um die Dinge am Laufen zu halten) und Deflation (wo Unternehmen untergehen und Dollars zerstört werden). Aber sagen wir mal so: Die US-Regierung gibt an, dass die USA um die 265 Millionen Unzen besitzen. Ihre Verpflichtungen gegenüber dem Ausland belaufen sich auf mindestens 6 Billionen $. Und sollten diese mit einem fixen Preis-Menge-Verhältnis zurückgezahlt werden, dann würde man einen Goldpreis von ungefähr 22.000 $ pro Unze brauchen. Und in dieser Rechung tauchen die Dollars innerhalb der USA noch nicht einmal auf.
Ich bin ein Schnäppchenjäger und kaufe zu Tiefpreisen, den größten Teil meines Golds habe ich bei sehr viel niedrigeren Preisen gekauft. Ich glaube allerdings, dass Gold noch deutlich steigen wird, weil die meisten Menschen ja fast noch nicht einmal wissen, dass dieses Zeug existiert. Wenn die Inflation anzieht, werden sie aus diesen Dollars raus wollen - aber welcher andere Rohstoff würde dann für sie in Frage kommen? Also wird Gold noch steigen. Ich akkumuliere immer noch Gold.
The Gold Report: Sie meinten, dass die andere Hälfte des Sturms schlimmer werden wird als die erste. Wenn Investoren kein Gold haben, wie können sie sich dann schützen?
Doug Casey: In der heutigen Welt hat man es als Investor sehr schwer, denn als Investor legt man Kapital so an, dass es neues Vermögen schafft. Das ist aber in der heutigen hochbesteuerten und regulierten Wirtschaft nicht einfach. Es ist schon etwas spät, aber nicht zu spät, Gold, Silber und andere Rohstoffe zu kaufen. Produktive Anlagen sind nicht schlecht. Der einfachste Weg, produktive Anlagen zu kaufen, sind natürlich die Aktien börslich gehandelter Unternehmen, doch der Aktienmarkt ist meiner Meinung nach ziemlich überbewertet; also ist das aktuell nicht die beste Option.
Neben Gold- und in geringerem Umfang auch Silberkäufen sollte man meiner Meinung nach auch lernen, Spekulant zu sein. Was aber nicht Wettspielerei zu verwechseln ist, wo man auf ganz geringe Chancen vertraut. Spekulanten positionieren sich und nutzen politisch verursachte Verzerrungen am Markt aus. In einer echten Gesellschaft der freien Märkte gäbe es nur sehr wenige Spekulanten, weil es auch nur wenige solcher Verzerrungen gäbe. Aber Regulierungen, Steuern und Währungsinflation werden die Märkte wahrscheinlich weiterhin volatil halten. Gute Spekulanten werden sich so positionieren, dass sie von Blasen profitieren können, sie machen Blasen aus, die schon maximal aufgebläht sind und aller Voraussicht nach Luft lassen werden.
Die Leute werden durch staatliche Maßnahmen zur Spekulation gezwungen, ob sie es nun mögen oder nicht. Die meisten werden es wohl nicht mögen, und sehr wenige werden sich dabei gut anstellen.
The Gold Report: Nach welchen Blasen sollten Spekulanten denn potentiell Ausschau halten?
Doug Casey: Ich würde sagen, die weltgrößte Blase ist aktuell der chinesische Immobiliensektor, aber auch anderswo fangen Immobilien-Blasen an, Luft abzulassen - in Australien und Kanada zum Beispiel. Es ist natürlich sehr schwer, Immobilien zu shorten. Bankenaktien zu shorten wäre dann ein indirekter Weg. Ich würde sagen, Anleihen sind der Leerverkauf des Jahrhunderts. Die werden kaputt gehen. Anleihen stellen gleich in dreifacher Hinsicht eine Gefahr für’s Kapital dar.
- 1. Die Zinssätze wurden gedrückt, und wenn sie steigen - und das müssen sie auch - werden die Anleihenpreise fallen.
- 2. Anleihen werden in einer Währung emittiert, und die meisten Währungen - und sagen wir mal der Dollar - werden deutlich an Wert verlieren.
- 3. Das Kreditausfallrisiko der meisten Anleihen, und mit Sicherheit das der staatlichen Anleihen, ist hoch.
Auf der anderen Seite sind wiederum Bergbauaktien im Vergleich zum Goldpreis aktuell sehr billig. Meiner Ansicht nach ist es sehr gut möglich, dass bei den Goldaktien eine Bubble angerührt wird - gerade bei den kleineren; ich würde schon sagen, dass das vielleicht der einfachste Weg, viel Knete zu machen.
The Gold Report: Sie meinten am Anfang, Technologie gäbe, als einer von zwei Bereichen, Grund zum Optimismus. Sehen Sie auch hier die Blasenbildung?
Doug Casey: Sicher haben Sie damit auch irgendwo recht, aber ich bin mir nicht sicher, ob man von Technologieraktien als einem homogenen Komplex sprechen kann, der Technologiesektor ist zu bunt gemischt; ein zu weites Feld. Ich glaube schon seit langer Zeit an die Nanotechnologie, die unsere heutige Welt stark verändern wird. Bei Goldaktien kann man aber in ein separates Anlegeruniversum springen, in dem sich wahrscheinlich eine Manie entwickeln wird.
The Gold Report: Danke für die Tipps und für das anregende Gespräch.
© Karen Roche, JT Long
The Gold Report
Dieser Artikel wurde am 23. September 2011 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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Doug Casey, Chairman von Casey Research LLC, ist der internationale Investor in Person. Lange Zeit seines Lebens verbrachte er in bisher über 175 verschiedenen Ländern - in 12 von ihnen lebte er. Und Doug Casey ist jemand, der buchstäblich das Buch zum Kriseninvestment geschrieben hat. Genauer betrachtet sogar zweimal. Nach “The International Man: The Complete Guidebook to the World"s Last Frontiers” von 1976, brachte er 1979 "Crisis Investing: Opportunities and Profits in the Coming Great Depression" heraus. Der Nachfolger seines wegweisenden Buches, in dem er den Zusammenbruch des Saving-and-Loan-Sektors vorsagte und seine Leser, die seinen Empfehlungen folgten, mit spektakulären Gewinnen belohnte, kam dann 1993 mit "Crisis Investing for the Rest of the Nineties". Zwischendurch brach sein Buch "How to Profit from the Coming Inflationary Depression" den Rekord für den größten Vorschuss, denn es je für ein Finanzbuch gegeben hatte. Doug Casey war zu Gast bei NBC News, CNN und National Public Radio. Er war auch zu Gast bei David Letterman, Larry King, Merv Griffin, Charlie Rose, Phil Donahue, Regis Philbin und Maury Povich. Er war das Thema zahlreicher Zeitschriftenausgaben (Times, Forbes, People, US, Barron’s und Washington Post) - ganz zu schweigen von den zahllosen Artikeln, die er für seine eigenen zahlreichen Webseiten, Publikationen und Abonnenten verfasst.
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