Palladium: Am Ende der Woche kaufen?
01.07.2013 | Jochen Stanzl
Die Edelmetalle sind in den vergangenen Monaten kräftig gefallen und viele Anleger machen mittlerweile einen großen Bogen um diese Märkte. Ich halte es allerdings für keine gute Idee, die Edelmetalle alle über einen Kamm zu scheren. So besteht die Gefahr, dass man ein interessantes Edelmetall übersieht: Das Palladium.
Lässt man die Experten sprechen, die sich mit der Verarbeitung und dem physischen Handel dieses Metalls beschäftigen, dann fällt das Urteil einhellig aus: Palladium ist knapp und eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Marktforscher von Thomson Reuters GFMS schätzen etwa, dass es im Jahr 2012 einen Nachfrageüberhang von 1,1 Millionen Unzen am Weltmarkt für Palladium gegeben hat. Das ist eine Hausmarke in einen Markt, an dem jährlich nur rund neun Millionen Unzen nachgefragt werden, etwa für die Herstellung von Katalysatoren. Der britische Chemiekonzern Johnson Matthey rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Nachfrageüberhang von einer halben Million Unzen.
Gut drei Viertel dieser Menge stammen aus Palladiumminen, der Rest kommt aus anderen Quellen. Die zwei Länder, die für 80% des Weltangebots verantwortlich zeichnen sind Russland und Südafrika. Gerade Südafrika hat aber Probleme: Die Arbeiter der Goldminen begannen im letzten Jahr organisierte Streiks, um höhere Löhne zu fordern und daraus entwickelte sich eine Streikwelle, die die gesamte Bergbauindustrie des Landes erfasste. Allein im Jahr 2012 gingen dadurch 250.000 Unzen Palladium durch geschlossene Schächte verloren.
Der springende Punkt: Russland. Das Land besitzt strategische Lagerbestände, die aber im letzten Jahr deutlich gefallen sind. Johnson Matthey schätzt, dass sie nur noch 250.000 Unzen betragen, nach 775.000 Unzen im Jahr 2011. Das ist ein Rückgang um 68%. In diesem Jahr werden die Russen wahrscheinlich weniger als 100.000 Unzen Palladium aus ihren strategischen Reserven verkaufen, das sind nur rund 3 Tonnen. "Russlands strategische Ressourcen haben immer weiter abgenommen und sind jetzt quasi erschöpft", sagte Peter Duncan, General Manager von Johnson Matthey schon im Januar gegenüber Journalisten.
Wenn die Ausgleichsmengen aus Russland nicht mehr kommen, könnte sich der Palladiummarkt dauerhaft in ein Defizit begeben. Johnson Matthey positioniert sich bereits und prognostiziert einen Anstieg des Palladiumpreises bis auf 800 USD/Unze bis zum Jahresende. Einige Marktkommentatoren fühlen sich schon zurückversetzt ins Jahr 1999, als der Palladiumpreis wegen einer ähnlichen fundamentalen Konstellation in der Angebotsbilanz von 400 auf über 1000 USD/Unze anstieg.
Palladium drohte damals so knapp zu werden, dass der amerikanische Autohersteller Ford sich präventiv dazu gezwungen sah, eigene strategische Lagerbestände anzulegen, da Ford seine Produktion als gefährdet ansah. Das rächte sich: Der Palladiumpreis rutschte im Jahr 2001 wieder ab und Ford musste im Jahr 2002 eine Milliarde USD für den gefallenen Wert seiner Palladium-Lager abschreiben.
Die Charttechnik: Konstruktiv. Aus Sicht der klassischen Charttechnik ist im Wochenkerzenchart der Aufwärtstrend im Palladium seit dem Jahr 2009 intakt (siehe Chart). Die Hammerkerze bestätigt den Aufwärtstrend und sollte die positive Tendenz von heute bis zum Ende der Woche anhalten kann dies zum Einstieg in Palladium mit einem Ziel bei 800 USD/Unze genutzt werden. Der Stopp kann dabei unter das Tief der letztwöchigen Hammerkerze gesetzt werden. Dieses Tief liegt bei 629,40 USD/Unze. Wichtig ist allerdings, die Wochenkerze dieser Woche abzuwarten. Sie sollte weiß sein und die Hammerkerze der vergangenen Woche bestätigen. Die Wochenkerze schließt am Freitag um 19:30 Uhr MEZ (COMEX-Close).
© Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de / Godmode-Trader.de
Lässt man die Experten sprechen, die sich mit der Verarbeitung und dem physischen Handel dieses Metalls beschäftigen, dann fällt das Urteil einhellig aus: Palladium ist knapp und eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Marktforscher von Thomson Reuters GFMS schätzen etwa, dass es im Jahr 2012 einen Nachfrageüberhang von 1,1 Millionen Unzen am Weltmarkt für Palladium gegeben hat. Das ist eine Hausmarke in einen Markt, an dem jährlich nur rund neun Millionen Unzen nachgefragt werden, etwa für die Herstellung von Katalysatoren. Der britische Chemiekonzern Johnson Matthey rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Nachfrageüberhang von einer halben Million Unzen.
Gut drei Viertel dieser Menge stammen aus Palladiumminen, der Rest kommt aus anderen Quellen. Die zwei Länder, die für 80% des Weltangebots verantwortlich zeichnen sind Russland und Südafrika. Gerade Südafrika hat aber Probleme: Die Arbeiter der Goldminen begannen im letzten Jahr organisierte Streiks, um höhere Löhne zu fordern und daraus entwickelte sich eine Streikwelle, die die gesamte Bergbauindustrie des Landes erfasste. Allein im Jahr 2012 gingen dadurch 250.000 Unzen Palladium durch geschlossene Schächte verloren.
Der springende Punkt: Russland. Das Land besitzt strategische Lagerbestände, die aber im letzten Jahr deutlich gefallen sind. Johnson Matthey schätzt, dass sie nur noch 250.000 Unzen betragen, nach 775.000 Unzen im Jahr 2011. Das ist ein Rückgang um 68%. In diesem Jahr werden die Russen wahrscheinlich weniger als 100.000 Unzen Palladium aus ihren strategischen Reserven verkaufen, das sind nur rund 3 Tonnen. "Russlands strategische Ressourcen haben immer weiter abgenommen und sind jetzt quasi erschöpft", sagte Peter Duncan, General Manager von Johnson Matthey schon im Januar gegenüber Journalisten.
Wenn die Ausgleichsmengen aus Russland nicht mehr kommen, könnte sich der Palladiummarkt dauerhaft in ein Defizit begeben. Johnson Matthey positioniert sich bereits und prognostiziert einen Anstieg des Palladiumpreises bis auf 800 USD/Unze bis zum Jahresende. Einige Marktkommentatoren fühlen sich schon zurückversetzt ins Jahr 1999, als der Palladiumpreis wegen einer ähnlichen fundamentalen Konstellation in der Angebotsbilanz von 400 auf über 1000 USD/Unze anstieg.
Palladium drohte damals so knapp zu werden, dass der amerikanische Autohersteller Ford sich präventiv dazu gezwungen sah, eigene strategische Lagerbestände anzulegen, da Ford seine Produktion als gefährdet ansah. Das rächte sich: Der Palladiumpreis rutschte im Jahr 2001 wieder ab und Ford musste im Jahr 2002 eine Milliarde USD für den gefallenen Wert seiner Palladium-Lager abschreiben.
Die Charttechnik: Konstruktiv. Aus Sicht der klassischen Charttechnik ist im Wochenkerzenchart der Aufwärtstrend im Palladium seit dem Jahr 2009 intakt (siehe Chart). Die Hammerkerze bestätigt den Aufwärtstrend und sollte die positive Tendenz von heute bis zum Ende der Woche anhalten kann dies zum Einstieg in Palladium mit einem Ziel bei 800 USD/Unze genutzt werden. Der Stopp kann dabei unter das Tief der letztwöchigen Hammerkerze gesetzt werden. Dieses Tief liegt bei 629,40 USD/Unze. Wichtig ist allerdings, die Wochenkerze dieser Woche abzuwarten. Sie sollte weiß sein und die Hammerkerze der vergangenen Woche bestätigen. Die Wochenkerze schließt am Freitag um 19:30 Uhr MEZ (COMEX-Close).
© Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de / Godmode-Trader.de