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Der Goldene Zyklus

03.07.2013  |  Peter Schiff
- Seite 2 -
Die Parallelen zwischen den 1970ern und heute sind noch einleuchtender, wenn man sich die Zahlen anschaut. Zwischen 1971 und 1974 stieg Gold beispielsweise um 458% (von 35 $ auf 195,25 $), anschließend folgte eine zweijährige Korrektur um fast 50%. Das lässt die Gesamtgewinne auf unter 200% schrumpfen. Auch wenn der aktuelle Bullenmarkt, der 2000 begann, ein wenig länger brauchte, so sind die prozentualen Gewinne sehr ähnlich. (Aufgrund der plötzlichen Loslösung der Goldkurse von den jahrzehntelangen Beschränkungen sei dem Bullenmarkt der 1970er ein komprimierterer Zeitrahmen erlaubt.) Vom 1999er-Tief bis zum 2011er-Hoch stieg Gold um ca. 650% (von 253 $ auf 1.895 $ pro Unze), gefolgt von einer zweijährigen Korrektur von ungefähr 37% auf ca. 1.190 $ pro Unze.

Dieser Rückzug ließ den Gesamtgewinn auf ca. 370% schrumpfen. Und auch jetzt heißt es im Mainstream wieder, dieser Rückzug hätten die bestehenden Ängste entkräftet, dass der Mix aus steigenden US-Haushaltsdefiziten, einer übermäßig lockeren Geldpolitik und einer schwächelnden Wirtschaft dem Dollar schwer schaden und Inflation auslösen werde. 1976 war das Spiel aber noch nicht vorbei. Und für 2013 dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach dasselbe gelten.

Der größte Unterschied zwischen damals und heute ist folgender: Gewöhnlichen US-Amerikanern war bis 1975 der Kauf und der Besitz von Gold per Gesetz untersagt. Das Horten von Silbermünzen, die vor 1965 geprägt wurden (Dimes, Quarters und halbe Dollars), war eine der ganz wenigen Möglichkeiten, um an der ersten Phase der Edelmetall-Rally zu teilzuhaben. Auch mein Vater beteiligte sich daran. Er trennte sorgfältig sein Kleingeld, in den Kassen bereitwilliger Händler suchte er nach jenen Silbermünzen (die er gegen silberfreie Münzen und Geldscheine einwechselte) und er kaufte bei Banken Geldrollen und sonderte die Silbermünzen aus. Das war zeitraubend und die meisten seiner Freunde und Familienmitglieder dachten, er sei verrückt geworden. Immerhin hatte dieser Mann 10.000 $ in Kleingeld angehäuft, das nicht verzinst wurde. Doch als der Silbermarkt sein Hoch erreichte, brachten es diese Münzen im Nennwert von 10.000 $ auf einen Schmelzwert von sage und schreibe 350.000 $.

Doch Mitte der 1970er Jahren war keines der Probleme gelöst, die Anfang des Jahrzehnts zur Rezession geführte hatten. Entgegen der Behauptungen der “Experten” verschlechterte sich die Situation in den in den kommenden Jahren noch deutlich. Es musste erst die viel schwerere Rezession der späten 1970er/ frühen 1980er kommen (der damals schlimmste Wirtschaftsabschwung seit der Großen Depression), um die Wirtschaft schließlich von den Exzessen zu reinigen. Die Senkung der Grenzsteuersätze sowie gewisse Gesetzeslockerungen unter Präsident Reagan als auch die strengere Geldpolitik unter Volcker trugen dazu bei, dass die Wirtschaft wieder Fuß fassen und neue Investitionsgelegenheiten bieten konnte, die dem Goldsektor wieder das Geld abzogen. Das sorgte Anfang der 1980er für den schweren Sturz am Goldmarkt. Trotz dieser Verluste konnte sich Gold auch die nächsten 20 Jahre über auf Ständen halten, die beim Drei- bis Vierfachen der 1976 erreichten Tiefs lagen.

Zwar erholte sich die Wirtschaft in den 1980ern, doch vollständig geheilt war sie nicht. Staatsausgaben, Haushalts- und Handelsdefizite hinterließen weiterhin deutliche Spuren. Die USA verwandelten sich vom größten Kreditgeber der Welt zu ihrem größten Schuldner. Als 2001 die Zeit der Wahrheit angebrochen war, überbrückte die Fed, indem sie die Geldhähne aufdrehte. Als die Geldexzesse der vergangenen Jahrzehnte schließlich im Jahr 2008 kulminierten, drehte die Fed ihre Geldhähne noch weiter auf und flutete die Wirtschaft mit noch mehr billigem Geld.

Auch heute ist mit keiner echten Erholung der Wirtschaft unmittelbar zu rechnen, wie schon 1976. Viel wahrscheinlicher ist, dass wir uns im ruhigen Zentrum des ökonomischen Sturms befinden, der noch viel härter wüten wird, als die Stagflation der Jimmy-Carter-Jahre. Doch erneut benutzt das Establishment die sinkenden Goldpreise als Bestätigung der Richtigkeit ihrer fehlgeleiteten Politik und zur Diskreditierung ihrer Kritiker. Aber keines der Probleme, die mich und andere der heutigen Goldbugs veranlasst hatte, vor 10 Jahren Gold zu kaufen, wurde bislang gelöst. Die bisherigen geld- und haushaltspolitischen Maßnahmen haben die Situation hingegen noch deutlich verschlimmert.

Die traurige Wahrheit ist: So schlimm die Situation schon 1976 gewesen sein mag, die aktuelle Lage ist weitaus schlimmer. Ob wir uns als Nation der Lage gewachsen zeigen und die von Reagan und Volcker begonne Arbeit zu Ende bringen werden, wird sich noch zeigen. Ich bin hingegen zuversichtlich, dass der Goldpreis noch viel höher steigen wird; der finale Anstieg wird sich umso spektakulärer gestalten, je länger diese Politik weiterbetrieben wird. Glauben Sie dem Mainstream nicht. Wahrscheinlich wird er auch diesmal, wie schon damals, falsch liegen.


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 01.07.2013 auf http://news.goldseek.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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