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Über Goldpreisanstieg und Goldpreisschwankung

08.07.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Zur Erinnerung: Ende der Goldeinlösepflicht

Als Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Goldeinlösepflicht des US-Dollar von der Nixon-Administration einseitig aufgekündigt und der Goldpreis "freigegeben" wurde, begann ein neues Zeitalter im internationalen Geldwesen.

Bis dahin waren der US-Dollar (zumindest offiziell) und damit auch alle anderen wichtigen Währungen an das Gold angebunden. Nun aber, mit dem Ende der Goldeinlösepflicht des Greenback, wurde de facto auch allen anderen wichtigen Währungen die Golddeckung entzogen.

Der neue "Papiergeldstandard" führte zunächst bei vielen Sparern und Investoren zu großen Zweifeln an der Werthaltigkeit des "entmaterialisierten" Geldes. Die Sorgen waren nicht unbegründet.

Denn mit dem Ende der Golddeckung wurden die Zentralbanken in den Dienst der Regierungen gestellt. Mit der Politik des lockeren Geldes und der Inflation sollten die Konjunkturen angekurbelt und Staatsdefizite finanziert werden.

Das Ergebnis war eine hohe, mitunter sehr hohe Inflation in den 70er und frü-hen 80er Jahren in vielen Ländern. Das Gold wurde daher als "sicherer Hafen" angesehen - und der Goldpreis erreichte bis dahin ungeahnte Höhen, die sich aber nicht als dauerhaft, rückblickend als "übertrieben" erwiesen.


Blick nach vorn

Vor dem Hintergrund des Gesagten wird deutlich, dass die Preisbewegungen der jüngsten Goldpreis-Hausse - im Vergleich zur Goldpreis-Hausse der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts - bisher recht gemäßigt ausgefallen sind.

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Quelle: Bloomberg, logarithmierter Maßstab


Eine zentrale Frage für Edelmetallinvestoren ist nun, ob die Zukunft Entwicklungen bringen könnte, für die der Blick auf die Goldpreisentwicklung der 70er und 80er Jahre lehrreich ist. Eine zentrale Entwicklung, die sich hier aufdrängt, ist ein Vertrauensschwund in das Papiergeld.

Nach Jahrzehnte langem Ausweiten der Papiergeldmengen durch Kreditvergabe sind bekanntlich in nahezu allen entwickelten Währungsräumen die Schuldenlasten auf gewaltige, in der Wirtschaftsgeschichte wohl bislang nicht beobachtbare Höhen gestiegen.

Wenn das Vermindern der Schuldenlasten angegangen wird, ist wohl vor allem mit einem Löschen von Forderungen an Staaten und Banken und/oder einem Ausweiten der Geldmenge zu rechnen, also Geldentwertung. In einem Papiergeldsystem wäre eine solche Entwicklung währungshistorisch betrachtet nicht "ungewöhnlich".

So gesehen ist Gold auch heute unverzichtbar: Gold ist eine erprobte Versicherung des Portfolios gegen den Missbrauch mit der elektronischen Notenpresse - eine Versicherung, die angesichts der schieren Größe des möglichen Versicherungs- beziehungsweise Schadenfalls mehr als geboten erscheint.


Inflation und Goldpreis - die Zeit 1970 bis 1984

Open in new windowAls der Goldpreis Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts frei gegeben wurde, also der US-Dollar nicht mehr in Gold einlösbar war, begann er sofort anzusteigen. Sein Anstieg lässt sich vor allem durch die steigenden Inflationsraten in den Vereinigten Staaten von Amerika erklären. So schnellte die Teuerungsrate in der Spitze auf mehr als 12 Prozent pro Jahr Ende 1974 - eine Entwicklung, die nicht nur getrieben war durch die Folgen des "Ersten Ölpreisschocks", sondern die vor allem das Ergebnis war der drastischen Geldmengenausweitung in Amerika, mit der der Vietnamkrieg finanziert wurde.

Der "Zweite Ölpreisschock" Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ging ebenfalls mit einer drastischen Geldmengenausweitung in den USA einher und - als deren Folge - zunehmender Geldentwertung. Der Goldpreis erreichte in dieser Zeit seinen damaligen Höchstpreis (und zwar 850 USD pro Feinunze am 21. Januar 1980).

Nachdem dann die amerikanische Notenbank auf einen "Anti-Inflationskurs" einschwenkte, ging in den nachfolgenden Jahren auch die Inflation zurück. Der Goldpreis fiel beträchtlich, aber nicht mehr unter das Preisniveau, das noch Ende der 70er Jahre zu beobachten war: die Inflationspolitik hatte alle Preise nachhaltig erhöht, einschließlich des Goldpreises.


Schwankung des Goldpreises war bislang deutlich geringer als in den 70er und 80er Jahren

Open in new windowDie Grafik zeigt die Schwankungen des Goldpreises in Prozent für die Zeit 1970 bis 1984 sowie für die Zeit 2001 bis Anfang Juli 2013. Um beide Serien vergleichen zu können, beginnt die Zeitserie 2001 - 2013 in der obigen Grafik im Januar 1971.

Deutlich zu erkennen ist, dass die Preisschwankungen des Goldes in der Zeit 1971 bis 1984 meist deutlich größer waren als die Schwankungen, die bisher im Zuge der jüngsten Goldpreis-Hausse zu beobachten waren.

Eine Erklärung dafür ist sicherlich, dass heutzutage das allgemeine Vertrauen in die staatlichen Geldpolitiken weitaus größer ist als in den 70er und frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Heute scheinen viele Sparer und Investoren - trotz Schuldenkrise - nach wie vor recht zuversichtlich zu sein, dass ihr Papiergeldvermögen mehr oder weniger unbeschadet die aktuelle Krise überstehen wird.

*Berechnet aus den monatlichen Veränderungen in Prozent über ein gleitendes 12 Monatsfenster.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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