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Goldpreisentwicklung gleicht einem Tanz um das "goldene Liquiditätskalb" US-Fed

15.07.2013  |  Thorsten Proettel
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Unklare EZB-Kommunikation

Aber auch die Europäer tragen mit ihrer Kommunikation zur Verwirrung an den Märkten bei. Zuerst verkündete EZB-Chef Draghi, dass die Leitzinsen "für einen längeren Zeitraum" sehr niedrig bleiben würden und sprach damit eine bislang vermiedene langfristige Festlegung aus. Dann aber hielt er sich sehr vage, was genau mit dieser Formulierung gemeint war. Den Höhepunkt bildete in dieser Woche eine nachträgliche Klarstellung der EZB zu einem Kommentar von Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen. Die Äußerungen des Flensburgers wurden zunächst so interpretiert, dass "ein längerer Zeitraum" mehr als 12 Monate seien. Die EZB widersprach aber dieser Auffassung und ließ die Märkte bislang im Unklaren.


Neuer Schuldenschnitt in Griechenland?

Unabhängig hiervon spitzt sich die Lage am Staatsschuldenmarkt in der Eurozone derzeit wieder zu. Italien wurde von der Ratingagentur S&P heruntergestuft und steht nun kurz vor Ramschniveau. Und die Regierungskrise in Portugal ließ die Anleihenrenditen der Iberer auf über 7% ansteigen. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass demnächst wieder Impulse pro Gold von der ungelösten europäischen Staatsschuldenkrise kommen werden. Auf jeden Fall wird derzeit von den Marktteilnehmern verstärkt über einen neuen Schuldenschnitt in Griechenland diskutiert, der dann auch die öffentlichen Gläubiger und damit die Steuerzahler treffen würde. Vor der Bundestagswahl im Herbst wird mit einem solchen Schritt jedoch nicht gerechnet.


Indische Juweliere schränken Goldverkauf ein

Grundsätzlich ist der Goldmarkt derzeit aber weiterhin schwach aufgestellt. In das wichtigste Käuferland Indien wurden nach Angaben des Finanzministeriums im Juni nur 31,5 Tonnen Gold und damit 81% weniger als im Vormonat importiert. Die Menschen üben sich trotz des Preisverfalls auf dem Weltmarkt weiterhin in Kaufzurückhaltung. Teilweise fehlt auch verkaufsfähiges Edelmetall, nachdem die Notenbank die Einfuhr von Anlagegold auf Kommissionsbasis verboten hat. Der Kauf von Barren und Münzen dürfte sich in Indien zukünftig möglicherweise sogar noch schwieriger gestalten.

Der indische Verband der Edelstein- und Schmuckhändler (All India Gems and Jewellery Trade Federation) kündigte am Mittwoch an, dass seine rund 40.000 Mitglieder zur Schonung der Handelsbilanz keine Prägungen und keine Barren mehr verkaufen werden. Der Verbandschef ließ sich sogar mit den patriotischen Worten zitieren, die Schmuckbranche sei froh, mit dieser freiwilligen Aktion dem Land in Zeiten einer Krise helfen zu können. Bei Lichte betrachtet ist dies zwar so, als wenn die Brauereigaststätten freiwillig auf den Weinausschank verzichten, um den Alkoholkonsum einzuschränken. Die Wirkung auf den Goldabsatz ist jedoch nicht zu unterschätzen, da bislang etwa 35% der Umsätze der Federation mit Barren- und Münzgold getätigt wurden.


Bewegung im Bereich von 1.250 USD erwartet

Da wir in der Summe zum aktuellen Zeitpunkt weder von einer Eskalation der Eurokrise beziehungsweise einer Öffnung der Liquiditätsschleusen durch die US-Fed rechnen, sind starke Anlegerkäufe in den nächsten Monaten unwahrscheinlich. Gleichzeitig dürfte die Verkaufspanik vieler ETC-Anleger nach den Relativierungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke vorerst beendet sein. In der Summe rechnen wir deshalb weiterhin mit einem Goldpreis von 1.250 USD zum Jahreswechsel. Noch ist es allerdings zu früh, von einer Trendwende der Entwicklung in diesem Jahr zu sprechen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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