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Bericht vom Silver Summit: Investmentansätze für das volatile Metall (Teil 1)

26.10.2011  |  The Gold Report
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Ian McAvity: Im Frühling wuchs Silber über sich selbst hinaus, als es auf die 50 $-Marke zustürmte. Damit fiel es auch aus der historischen Silber-Gold-Spanne, die zwischen 45:1 bis 80:1 lag - ein Verhältnis, das seit 1984 dominant war. Es war also erst mal Zeit für einen Rückzug, um die Gewinne zu verdauen. Silber lag ja schon ca. 75% über seinem 200-Tage-Durchschnitt. Gold hingegen lag nur 29 % über seinen 200-Tage-Durchschnitt. Als der Goldpreis bei 1.600 $/ oz Unterstützung fand, sank das Silber-Gold-Verhältnis wieder zurück auf ca. 55:1. Dieser Rückzug wurde also korrigiert.

Von jetzt an wird Silber wieder Gold anführen. Gold und Silber können zwar immer noch sensibel auf einen anhaltend schwachen S&P 500 reagieren, aber ich kann mir jetzt ausmalen, wie Gold zum Sprint auf das jüngste Hoch bei 1.900 $ übergeht, und darüber hinaus. Es bewegt sich, und ich denke schon, dass auch Silber wieder lebendig wird.


The Gold Report: Wie stark hat der Silber-ETF aus Ihrer Sicht die Dynamiken des Silbermarkts verändert?

James Turk: Ich denke, der Silber-EFT hat den Silbermarkt verwirrt. Investoren müssen sich die Frage stellen, aus welchem Grund sie überhaupt Silber kaufen. Kauft man, um von der Entwicklung der Silberkurse zu profitieren? Das kann man mit allen möglichen Papierprodukten machen - Futures, ETFs, Optionen oder mit exotischen Derivaten. Oder will man Silber, weil man ein physisches Metall möchte, dem kein Kontrahentenrisiko anhängt? In diesem Fall wird man sich wohl für die Sachanlage entscheiden, und das geht nur, indem man physisches Silber kauft. Ich glaube, viele Leute haben sich noch nicht wirklich die Frage gestellt: "Aus welchem Grund kaufe ich überhaupt Silber?"

Die Silbervolatilität wird noch einige Privatinvestoren abschrecken, weil sie einfach nicht darauf vorbereitet sind. Sie haben sich nicht ausreichend informiert, und sie verstehen nicht, wie volatil Silber sein kann - was bedauerlich ist, denn so unvorbereitet hätten sie eigentlich gar nicht erst damit anfangen sollen. Wer keine Volatilität möchte, sollte kein Silber kaufen.

Andrew Kaip: Die ETFs hatten auf den Silbermarkt ähnliche Wirkung wie auf den Goldmarkt. Für Investoren ist der Silber-ETF ein einfacher Weg, die Kursbewegungen des Metalls mitzunehmen. Und in gewissem Umfang schmälert das die Nachfrage nach den entsprechenden Edelmetallaktien. Der Markt berücksichtigt aber noch nicht, dass Aktien den Anlegern den größeren Hebel auf das entsprechende Edelmetall bieten - Aktien, die hinsichtlich Produktion und Reserven sehr hohes Wachstum aufweisen. In den letzten Jahren hat es zahlreiche Beispiele gegeben, wo sich Aktien deutlich besser als das Metall entwickelten. Und bei solchen Qualitätsanlagen sollten sich Investoren positionieren.

Ian McAvity: Die ETFs sind tatsächlich zur Konkurrenz für Bergbauaktien geworden, was meiner Meinung nach auch noch eine Zeit lang so bleiben wird. Sie haben den entsprechenden Bergbauaktien enorme Kapitalflüsse weggenommen. ETFs geben Normalinvestoren aber auch die Möglichkeit, relativ unkompliziert von den Preisentwicklungen der Edelmetalle zu profitieren. Sie haben zudem ihren Beitrag an den steigenden Metallpreisen. Die Bergbauunternehmen haben wiederum nicht viel Geschick bei der Erhöhung ihrer Gewinnspannen bewiesen. Steigende Ölpreise, zur Neige gehende Reserven, verwässerter Shareholdervalue durch Zahlung von Übernahmeprämien haben den Aktionären der großen Bergbauunternehmen zugesetzt. Silberaktien haben da etwas weniger gelitten, sie expandierten aber auch nicht.

Dividendenausschüttung wäre ein Weg, hier konkurrenzfähiger zu werden. Ich denke, da wird noch mehr Druck kommen, dahingehend, das Vermögen auch an die Aktionäre umverteilt wird. In einer Zeit des 0%-Zinses, wo Fed-Chef Bernanke von kostenfreiem Geld für die kommenden Jahre spricht, wird ein Unternehmen - das Investoren bare Dividenden auszahlt, während sie auf längerfristiges Wachstum warten - meiner Meinung nach mit steigenden Bewertungen belohnt.

Die Unternehmen behaupten, durch Dividendenzahlung wäre das Kapital einer Doppelbesteuerung unterworfen, was ein durchaus nachvollziehbares Argument ist. Und dann meinen sie, sie würden ja unternehmensinternes Wachstum fördern würden und die unternehmensinterne Ertragsrate ausbauen. Falls sie nun tatsächlich die Produktion steigern - in neue Projekte investieren und zukünftige Produktionsquellen aufbauen - dann wäre das so auch vertretbar. Doch die Aktienkurse scheinen dieses Wachstum nicht widerzuspiegeln. Die letzten Jahre über hat ein Großteil der großen Produzenten nicht wirklich besser abgeschnitten als der Metallpreis an sich – und in vielen Fällen sogar schlechter.


The Gold Report: Inwieweit lassen sich die Silberpreis manipulieren, oder inwieweit werden sie manipuliert?

James Turk: Ich glaube, staatlicherseits versucht man schon seit Langem, den Anstieg der Goldpreise zu begrenzen. Man lässt zu, dass der Goldpreis jedes Jahr nur ein klein wenig steigt. Tatsächlich stieg der Goldpreis im vergangenen Jahrzehnt um durchschnittlich 17% - 18% pro Jahr. Der Goldpreis lässt sich aber nicht begrenzen, wenn man nicht gleichzeitig auch den Silberpreis begrenzt. Folglich spielt auch Silber beim allgemeinen Versuch, steigende Preise bei den Geldmetallen zu verhindern, eine wichtige Rolle. Sie sind der Kanarienvogel in der Kohlemine. Steigen die Gold- oder Silberpreise, begreifen die Menschen, dass es Probleme mit der Landeswährung gibt - und dass die Zentralbanken demzufolge auch keine gute Arbeit bei der Erhaltung der Kaufkraft des Geldes leisten. Als Silber dieses Jahr die 50 $-Marke berührte, war das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Versuche, den Silberpreis zu drücken, nicht mehr wirkungsvoll sind.

Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Gold und Silber. Gold befindet sich schon in der zweiten Phase seines Bullenmarktes. Jeder Bullenmarkt hat drei Phasen. Phase 1 ist Apathie und Nichtbeachtung. Die Phase 2 ist dann von stärkeren Preissteigerungen geprägt. Das ist die längste Phase, an der immer mehr Menschen durch den Kauf der Metalle partizipieren. Die 3. Phase ist dann die spekulative Explosion. Silber befindet sich immer noch in der 1. Phase seines Bullenmarkts, Gold hingegen steckt in Phase 2. Erst wenn Silber über die 50 $-Marke steigt, wird auch die Zahl der Marktteilnehmer deutlich ansteigen, so dass wir dann in die Phase 2 kommen. 50 $ war das Hoch von Januar 1980 - das Allzeithoch des Silberpreises. Inflationsbereinigt läge es heutzutage wohl bei fast 500 $/ oz. Und hieran zeigt sich sehr gut, wie sehr sich der US-Dollar über die letzten drei Jahrzehnte entwertet hat.

Ian MacAvity: Ich habe das Argument schon damals vor ganzen 30 Jahren gehört. Keine Frage, dass es von Zeit zu Zeit unsaubere Käufe und Verkäufe geben kann. Auch algorithmusgesteuerter Computerhandel kann vorübergehend mit den Märkten spielen. Aber es fällt mir schwer, zu glauben und nachzuvollziehen, dass die Preise aggressiv manipuliert werden. Diese Märkte sind extrem breit und liquide, man weiß nie genau, wer die ganzen Marktteilnehmer sind.

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Karen Roche
The Gold Report

Dieser Artikel wurde am 21. Oktober 2010 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.[/i]



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