Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die Produktionskosten und der Marktpreis des Goldes

22.07.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Wert ist stets subjektiv

Der Marktpreis eines Gutes hängt nicht an den Produktionskosten. So hat bekanntlich ein Kunstwerk von Pablo Picasso einen Marktpreis, der deutlich höher ist als seine Produktionskosten (wie Leinwand, Ölfarbe, Pinsel, Stundenlohn etc.). Oder man denke nur an Gebrauchtwagen: Ihr Marktpreis liegt zuweilen deutlich unter den Produktionskosten.

Die Erklärung dafür liefert die subjektive Wertlehre (wie sie vor allem von Carl Menger (1840-1921) entwickelt wurde). Der Wert und damit letztlich auch der Marktpreis eines Gutes hängen allein vom "Auge des Betrachters" ab, nicht aber von "objektiven" Faktoren wie zum Beispiel den Produktionskosten.

Aus diesem Grund wird sich der Marktpreis eines Gutes von seinen Produktionskosten "ablösen". Diese grundsätzliche Erkenntnis ist natürlich auch für die Beziehung zwischen dem Marktpreis des Goldes und den Produktionskosten des Goldes bedeutsam.

Das Gesagte lässt sich an dieser Stelle wie folgt zusammenfassen: Die Goldproduktion wird langfristig nur aufrechterhalten, wenn der Marktpreis des Goldes über den gesamten Produktionskosten liegt; andernfalls erleiden Goldproduzenten Verluste und scheiden aus dem Markt aus. Kurzfristig sind die variablen Kosten die Preisuntergrenze, an der die Goldproduktion zum Stillstand kommt. Die "Cash-Costs" kommen wohl tendenziell den variablen Kosten nahe, die AISC beziehungsweise "all-in costs" den Gesamtkosten der Produktion.

Für den Marktpreis des Goldes sind die Produktionskosten hingegen irrelevant. Für ihn ist allein die subjektive Wertschätzung der Marktakteure bedeutsam. Daher ist - zumindest theoretisch - denkbar, dass der Marktpreis des Goldes sogar unter die variablen Produktionskosten fallen könnte; weder die variablen noch die gesamten Produktionskosten bilden eine Untergrenze für den Marktpreis des Goldes.

Der Marktpreis bestimmt sich - wie bei jedem anderen Gut auch - aus der Wertschätzung, die die Nachfrager dem Gut Gold entgegenbringen: für Industrieanwendungen, Schmuckzwecke oder Werterhalt. Gerade in Zeiten monetärer Turbulenzen ist damit zu rechnen, dass die Wertschätzung des Goldes zum Zwecke der Absicherung besonders stark ansteigt - und damit auch früher oder später der Preis des Goldes.


Ein kurzer Blick auf den Goldminensektor

Der gesunkene Goldpreis hat den Goldminensektor bekanntlich in arge Bedrängnisse gebracht. Denn die Rentabilität(saussicht) vieler Minengesellschaften hat sich nun stark eingetrübt, und vielen von ihnen geht schlichtweg das Geld aus, ihre Tätigkeit fortzuführen.

Das zeigt sich natürlich im Kurs der Goldminenaktien. Sie haben seit 2011 massiv an Wert verloren. So liegt der Goldminenaktienindex "Hui" wieder auf dem Niveau, das er zuletzt im Jahr 2008 und davor im Jahr 2005 erreicht hatte.

Der Börsenwert aller Goldminenaktien mit einer Marktkapitalisierung von über 20 Mio. US-Dollar liegt derzeit bei etwa 198 Mrd. US-Dollar. Dafür erhält man Goldminen, die pro Jahr ungefähr 2.500 Tonnen Gold produzieren. Das sind bei 1.250 Dollar pro Unze etwa 100 Mrd. US-Dollar Bruttoumsatz.

Um den Gewinn zu errechnen, müssen vom Umsatz die Produktionskosten abgezogen werden. Auf Basis der geschätzten AISC seien die Kosten pro Unze bei ungefähr 1.100 Dollar (2) angenommen. Der Vorsteuer-Gewinn läge damit aktuell bei etwa 150 US-Dollar pro Unze, und der gesamte Sektor verdient lediglich 12 Mrd. US-Dollar pro Jahr vor Steuern.

Bei einem angenommenen Steuersatz von 35 Prozent errechnet sich folglich ein Nettogewinn von etwa 7,8 Mrd. US-Dollar, und das bedeutet ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von (immer noch) 25. Zum Vergleich: Das KGV des amerikani-schen Aktienmarktindex S&P 500 liegt derzeit bei etwa 16.

Bleibt der Goldpreis auf aktuellem Niveau, so ist der Sektor im Durchschnitt also immer noch nicht "billig". Allerdings beinhaltet diese Rechnung nicht den optionalen Charakter einer Goldminenaktie: Der Goldpreis muss lediglich auf 1.400 US-Dollar pro Feinunze steigen, um den durchschnittlichen Nettogewinn nach unserer Rechnung zu verdoppeln.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



(1) Siehe hierzu die Pressemitteilung vom 27. Juni 2013 des WGC.

(2) Geschätzter Durchschnitt, basierend auf Company Reports der Goldminen Goldcorp, Barrick Gold, Newmont Mining, Kinross, Yamana Gold, Gold Fields, Randgold.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"