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Die Golddeckung des Papiergeldes schwindet

20.07.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Eurosystem - d. h. die nationalen Zentralbanken im Euroraum und die Europäische Zentralbank (EZB) - hält etwa 346,70 Millionen Feinunzen Gold. Sie werden aktuell in der Bilanz unter "Gold und Goldforderungen" mit 319,9 Mrd. Euro ausgewiesen. Dies sind 159 Mrd. Euro weniger als noch Ende September 2012. Der Grund ist der Rückgang des Goldpreises in Euro gerechnet.

Die Goldposition wird nämlich zu laufenden Marktpreisen abgebildet, in der Fachsprache: "mark-to-market". Steigt der Goldpreis in Euro gerechnet, so nimmt der Wert der Goldposition zu, fällt der Goldpreis, so nimmt der Wert der Goldposition ab.

Bewertungszuwächse werden in der Passiv-Bilanzposition "Ausgleichsposten aus Neubewertung", der neben Gold- auch Devisenkursänderungen erfasst, verbucht.³ Die 1. Grafik zeigt, dass der "Ausgleichsposten aus Neubewertung" im Wesentlichen von der Goldpreissteigerung der letzten Jahre gespeist wurde.

Interpretiert man den "Ausgleichsposten aus Neubewertung" als "Quasi-Eigenkapital", so hat der Goldpreisrückgang die Eigenkapitalquote des Eurosystems von 17,5 Prozent auf 15,4 Prozent reduziert (siehe 2. Grafik). Und ohne den Goldbestand stünde die Eigenkapitalquote des Eurosystems aktuell bei nur 3,7 Prozent!

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Anders ausgedrückt: Das Verhältnis zwischen Bilanzsumme des Eurosystems und dem Marktwert ihres Goldes hat sich merklich verschlechtert: Nunmehr ist die Bilanzsumme des Eurosystems 7,6 Mal so groß wie der Marktwert ihrer Goldreserven (siehe 3. Grafik). Noch schlechter verhält es sich allerdings bei der US Federal Reserve (Fed): Ihr "Hebel" beträgt bereits 10,5.

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Im Zuge der Geldmengenausweitung ab Ende 2008 stieg die Bilanzsumme der Federal Reserve stark an (die Relation stieg von 4 auf in der Spitze über 9), und sie ging nachfolgend auf etwa 6 zurück - weil der Goldpreis (in US-Dollar gerechnet) nachfolgend stark anstieg.

Der Anstieg seit Ende 2012 erklärt sich aus einer Fortsetzung der Geldmengenausweitung, einhergehend mit einem Rückgang des Goldpreises in US-Dollar gerechnet. Ein Rückgang der Relation - bei gegebenem Bilanzvolumen der Fed - auf zum Beispiel etwa 9, würde bereits einen Goldpreis von etwa 1.500 USD-Dollar erfordern.

Diese Überlegungen sollten deutlich machen: (1) Der gesunkene Marktpreis des Goldes hat zu einer weiteren "Hebelung" der Zentralbankbilanzen geführt - während der Marktwert der Goldreserve gesunken ist, wachsen die Papier(basis)geldmengen weiter an. (2) Die absehbare Fortführung der expansiven Geldpolitiken wird die "Golddeckung" des Papiergeldes noch weiter aushöhlen - es sei denn, der Marktpreis des Goldes nimmt zu. Die bisherige Erfahrung hat gezeigt: Der Goldpreis steigt, und zwar nachdem die Zentralbanken die Basisgeldmengen weiter ausdehnen. Und damit ist wohl leider zu rechnen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



³ Kommt es zu Bewertungsverlusten, werden sie nur dann als Verlust in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen, wenn sie zum Jahresende die im betreffenden Ausgleichsposten aus Neubewertung erfassten Bewertungsgewinne aus Vorperioden übersteigen.



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