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Warum sich die totgesagten Edelmetalle kraftvoll zurückmelden

25.07.2013  |  Ralf Flierl
"Verkauft Euer Gold!"

Schon in unseren Löchern in der Matrix haben wir uns mit einer Anlageempfehlung der besonderen Art befasst. Der Chefredakteur von Handelsblatt Online, Oliver Stock, hat am 26.6.2013 die dringende Empfehlung ausgesprochen, Gold zu verkaufen. "Höchste Zeit" sei es und tatsächlich musste man sich beeilen, wenn man den Ehrgeiz hatte, sich von seinen Beständen am Tiefpunkt zu trennen - der wurde nämlich schon zwei Tage später erreicht. Was aber kaufen? Auch hier wusste Stock Rat: "Sichere, verzinsliche Anleihen" - "sozialer" sei dies und "am Ende auch einträglicher".

Staatsanleihen kann er nicht gemeint haben, denn weder ist es sozial, die unsolide Haushaltspolitik auch noch durch Käufe der Schuldtitel zu unterstützen, noch wird klar, worin eigentlich die Sicherheit dieser Papiere bestehen würde - außer der schleichenden Enteignung durch eine negative reale Nachsteuerrendite, die tatsächlich sicher ist. Gewiss, der Gesetzgeber selbst definiert seine Papiere als sicher - wohl nicht in erster Linie, um Anleger zu schützen, sondern um sich so den Absatzkanal für die eigenen Schulden bei den großen Kapitalsammelstellen offenzuhalten. Diese sind entsprechend randvoll mit Staatsanleihen. Glücklich, wer seine Geldanlage selbst in die Hand nimmt und solcher Gängelung nicht unterliegt.

Ökonomisch sind Staatsanleihen nämlich auch außerhalb Japans die reinsten Kamikaze-Papiere. Werden die Anleihen nicht gleich direkt zur Ablösung von Altschulden oder zum Stopfen frischer Finanzlöcher benötigt, geht der größte Batzen in staatliche Transfers, aus denen sich mit viel gutem Willen allenfalls mittelbare Erträge argumentieren lassen. Konkrete Zins- und Tilgungsleistungen werden damit jedoch nicht erwirtschaftet.

Am Goldmarkt setzte sich in der Zwischenzeit die Haltung durch, dass man es mit den vorrangegangenen Kursverlusten wohl doch etwas übertrieben hat. Damit strafte der Markt nicht nur die Onlineausgabe des Handelsblattes Lügen, sondern auch die der schweizerischen Handelszeitung. Dort meinte man am 22. Mai folgendes zu wissen: "Nur Kleinanleger glauben noch an Gold".

Seit dem Tief stieg der Preis des gelben Metalls bereits schon wieder um knapp 15% an und man tut sich schwer mit der Vorstellung, dass hier alleine gläubige Kleinanleger am Werk gewesen sein sollen. Der Wiederanstieg ist auch insofern erstaunlich, als Indien, das Land mit der wohl größten privaten Nachfrage nach Gold, eine Reihe von Restriktionen eingeführt hat, um den Goldhungrigen den Appetit zu verderben. Begründet wurde dies mit der Schieflage des indischen Außenhandels durch die angeschwollenen Goldimporte. Denn auch in Indien - wie praktisch weltweit - nutzten die Anleger die Kursrückgänge zum Erwerb physischer Ware.


Deutliches Wachstum - bei den Schulden

Natürlich profitierten die Edelmetallpreise auch von der erneuten Kehrtwende des US-Notenbankchefs Ben Bernanke. Gerade diese Kehrtwende in Richtung auf eine Beibehaltung der „quantitativen Lockerung“ kann durchaus auch so interpretiert werden, dass das Gerede von der angeblich erfolgreich gemeisterten Krise eben nur das ist - Gerede. Wie auch sollte man ein Überschuldungsproblem mit "mehr desselben" also mit frischen Krediten lösen können?! Die wesentlichsten konstruktiven Schritte waren die schmerzhaften Schuldenschnitte, wie sie in Griechenland oder Zypern praktiziert wurden. Maßnahmen, die die Akteure allerdings schon damals scheuten und um die sie auch jetzt wieder glauben herummogeln zu können - besonders vor der anstehenden Bundestagswahl.

Dabei bilden derartige Schnitte lediglich ab, was real längst geschehen ist: Die Kredite wurden verfressen. Derweil steigt die griechische Verschuldung munter weiter und hat jetzt - trotz der erwähnten Schuldenschnitte - mit ca. 160% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sogar das Niveau beim Ausbruch der Griechenlandkrise locker erreicht - so genau weiß man das bei griechischen Zahlen ohnehin nicht. Aber auch die Eurozone insgesamt macht in dieser Hinsicht "Fortschritte": Die Schulden sind auch im ersten Quartal 2013 weiter angestiegen und erreichen nunmehr märchenhafte 8,75 Billionen Euro oder 8.750 Milliarden Euro, für alle, die bei Schulden noch an die Rechnungseinheit "Milliarde" gewöhnt sind.

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Zu den Märkten

Die guten Argumente für Gold sind also weder schlechter noch weniger geworden. Wer aber glaubt, dass Gold nun unmittelbar und beschleunigt neuen Hochs entgegenstürmen würde, dem müssen wir etwas Wasser in den Wein gießen. Zwar sieht die aktuelle Bewegung unter dem Gesichtspunkt einer Bodenbildung sehr konstruktiv aus, im Vergleich zu Aktien (vgl. Abb. Relativ-Chart Gold vs. S&P 500 Index), befindet sich das Edelmetall aber noch(!) in einem Abwärtstrend. Erst wenn dieser überzeugend verlassen wurde, springen die Ampeln auf "Grün". Auch sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Gold DIE Konkurrenz und DER Gegenspieler der staatlichen Fiat-Money-Systeme ist. Mit Abwehrmaßnahmen aus dieser Ecke (vgl. Indien) muss also immer gerechnet werden.


Fazit

Die Story der letzten Tage ist die kräftige Erholung des Goldpreises. Auch wenn wir ein unmittelbares Durchstarten des Goldpreises nicht für die wahrscheinlichste Alternative halten, hat sich das gelbe Metall doch eindrucksvoll zurückgemeldet. Langfristig führt an dem Edelmetall ohnehin kein Weg vorbei.


© Ralf Flierl, Ralph Malisch
Quelle: Auszug aus dem aktuellen Newsletter "Smart Investor Newsletter"



Der neue Smart Investor kommt am Wochenende
Am 27.7. ist es soweit: Die Smart Investor Ausgabe 8/2013 erscheint. Neben den Edelmetallen werden wir uns ganz grundsätzlich mit Werten beschäftigen. Gemeint sind die „inneren Werte“ von Aktien, die Neudeutsch als Value bezeichnet werden. Wir geben einen Überblick über die Motivation, sprechen mit Value-Investoren über ihre aktuellen Einschätzungen und zeigen wo es derzeit in den USA und Deutschland besonders viel Value fürs Geld gibt.




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