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Was man von Rockefeller lernen kann

28.07.2013  |  Manfred Gburek
Es gibt hunderte Erfolgsgeschichten über reiche Männer und Frauen. Von denen ist mir heute noch eine besonders präsent: die des Amerikaners John D. Rockefeller, der den Chinesen Öllampen schenkte. An sich ergab diese Aktion zunächst keinen Sinn. Denn die Chinesen hatten damals, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, kein Öl, mit dem sie mal eben die Lampen zum Leuchten hätten bringen können. Wohl dagegen Rockefeller, der die Ausgaben für sein vermeintliches Geschenk auf dem Umweg über das Öl, dessen Preis er selbst bestimmte, mehrfach wieder hereinholte.

Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, warum ich Ihnen diese Geschichte erzähle. Vor allem aus den drei folgenden Gründen: Weil es sich um ein beispielhaftes erfolgreiches Geschäftsmodell handelt, weil ohne das in Hülle und Fülle vorhandene Öl weder die Industrialisierung im 20. Jahrhundert insgesamt noch speziell das anhaltende Wachstum der Autoindustrie möglich gewesen wäre und weil sich daran Gedanken knüpfen lassen, die für die Geldanlage aktuell von herausragender Bedeutung sind.

Lassen wir also die Gedanken schweifen und bleiben wir zunächst noch beim Öl. Vor hundert und mehr Jahren war es überreichlich vorhanden, und auch heute kann man nicht gerade von Knappheit sprechen - jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass seine Förderung aus immer tiefer gelegenen Lagerstätten teuer geworden und sein Preis entsprechend gestiegen ist. Was allerdings die Autoindustrie nicht hindert, weiter Spritfresser zu bauen, die Massenproduktion von Benzin und Diesel verbrauchenden Fahrzeugen fortzusetzen, alternative Antriebe nur mit großer Vorsicht zu entwickeln und trotz temporärer Absatzeinbrüche im Großen und Ganzen auf der Erfolgsspur zu bleiben.

Da drängt sich die Frage auf, ob es heute - ähnlich wie im 19. und 20. Jahrhundert das Öl - etwas gibt, das einen Boom auslöst und Anleger davon profitieren lässt. Oder allgemein gefragt: Was ist reichlich, wenn nicht sogar unendlich vorhanden? Und um das Frage-Antwort-Spiel komplett zu machen: Was ist so knapp, dass Anleger auch diesbezüglich Chancen zur Geldvermehrung wahrnehmen könnten?

Zweifellos sind zum Beispiel Sonne, Wind, und Regen reichlich vorhanden, aber so unterschiedlich über die Welt verteilt, dass man nicht von unendlich sprechen kann. Das gilt auch für Abfälle aller Art, für Abwasser und Schrott. Lässt sich mit all dem Geld verdienen? Vielleicht später, doch die vielen Pleiten mit regenerativen Energien - abgesehen von den skurrilen Geschäften in großen Teilen der Abfallwirtschaft - sprechen dafür, relevante Branchen und Aktien von Unternehmen wie First Solar, Yingli, Nordex oder SGL Carbon zunächst nur zu verfolgen.

Kommen wir also zum Thema unendlich. Von Albert Einstein stammt der treffende Spruch, wonach die menschliche Phantasie wichtiger ist als Wissen, weil Wissen nur begrenzt, Phantasie dagegen unendlich ist. Lassen wir an dieser Stelle die Phantasie schweifen und fragen wir uns, was denn noch unendlich ist. Da wäre erst einmal das Internet einschließlich Cloud. Oder um das Thema auf zwei Aktien herunter zu brechen: Facebook hat in der abgelaufenen Woche überraschend positive Zahlen veröffentlicht, und die Amazon-Aktie ist fast zur selben Zeit trotz weniger positiver Zahlen etwas gestiegen.

Die bisherige Erfolgsgeschichte von Facebook, Amazon und anderen großen Internetpionieren erinnert mich an die der Autoindustrie: Um den - in diesem Fall nicht nur überreichlich wie seinerzeit das Öl, sondern sogar unendlich vorhandenen - "Treibstoff" Internet gruppieren sich Unternehmen, die daraus ihren Nutzen ziehen, indem sie wie Facebook Werbung generieren oder wie Amazon zu Lasten des stationären Einzelhandels preiswert über Transporteure so ziemlich alles verkaufen, was man braucht oder auch nicht braucht. Davon profitiert sogar die Deutsche Post.

Die Unendlichkeit des Weltalls haben sich mittlerweile viele Staaten und Unternehmen zunutze gemacht. Herausragend: die vom früheren US-Präsidenten Ronald Reagan unter dem Begriff "Krieg der Sterne" erzwungene Kapitulation der ehemaligen Sowjetunion vor dem weiteren Wettrüsten. Weniger spektakulär, aber von gewissem Nutzwert: die Möglichkeit, dank Satellitenempfang Autos an Stauungen vorbei ins Ziel zu lenken oder deutsche Fernsehprogramme irgendwo in der großen weiten Welt empfangen zu können.

Aus Anlegersicht spielt die Unendlichkeit immer dann eine große Rolle, wenn es um Geld geht. Denn Geld ist beliebig vermehrbar, und davon machen alle Notenbanker der Welt reichlich Gebrauch. Früher waren es zum Beispiel die sogenannten Wipper und Kipper, die durch Münzfälschung für Inflation sorgten. Dagegen geht es heute nicht mehr um Münzen und auch nicht um Geldscheine, sondern um riesige Schuldenberge in Form von elektronischem Geld: Da wird, ohne dass sich irgendeine Geldtheorie je schon in der Praxis bewährt hätte, zu Lasten der Sparer und Steuerzahler - die Schnittmenge beider Gruppen ist recht groß - mit geliehenem Geld experimentiert.

Sparer, das sind die Besitzer von Konten aller Art, von Anleihen, Kapitallebensversicherungen, Rentenfonds und sonstigen Geldwerten. Sparer sind aber zumindest zeitweise auch - man erinnere sich nur an die wilden Börsenjahre um die Jahrtausendwende - die Besitzer von Aktien und Aktienfonds. In den Jahren von 1998 bis 2000 nutzte ja nicht allein Alan Greenspan, damals Chef der US-Notenbank Fed, den Umstand aus, dass Geld sich beliebig vermehren lässt. Die vielen inzwischen zum größten Teil pleite gegangenen Startups, die deren Aktien emittierenden Banken und sogar der Bund mit seinen abenteuerlichen Telekom-Aktienemissionen verhielten sich ähnlich.

Wenn Sonne, Wind und Regen reichlich, die Internetnutzung, das Weltall und Geld sogar unendlich verfügbar sind, wie steht es dann um die knappen Güter? Ein weites Feld: Es erstreckt sich vom Wissensbegriff im Sinn Einsteins über persönliche Faktoren wie besondere Fähigkeiten oder Gesundheit bis zu Edelmetallen und Rohstoffen, Land in seinen vielfältigen Formen, Märkten und Krediten. Reichlich, unendlich, knapp - sich über dieses Trio und seine Facetten im Klaren zu sein, führt allein schon für sich genommen zum Anlageerfolg. Rockefeller hat auf einfache Weise gezeigt, wie das geht. Er ist zum einst reichsten Mann der Welt aufgestiegen und hat von 1839 bis 1937 fast ein Jahrhundert lang gelebt.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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