Von Menschen, Messen - und Märkten
09.11.2011 | Presse
Vergangenes Wochenende strömten wieder zahlreiche Besucher auf die 7. Edelmetall- und Rohstoffmesse in München. Unterdessen schwanken die Märkte weiter zwischen Euphorie und Angst.
Zum siebten Mal öffnete dieses Jahr die Edelmetalmesse in der ehemaligen Radsporthalle auf dem Münchner Olympiagelände ihre Pforten. Doch zwischen der ersten Veranstaltung 2005 und der diesjährigen liegen Welten. Ähnelte die damalige Veranstaltung noch dem Treffen einer kleinen, eingeschworenen Gemeinde, die von der "Außenwelt" in der Regel überhaupt nicht wahrgenommen wurde, so platzte die Münchner Eventarena dieses Jahr aus allen Nähten (dies tat sie allerdings bereits die letzten beiden Jahre).
Wenig Vertrauen in Euro-Rettungsversuche
Zweifelsohne ist die Basis derer, die sich für Edelmetall interessieren, deutlich breiter geworden. Der klassische Goldbug war natürlich nach wie vor in großer Zahl vertreten, aber es fanden sich auch viele Besucher im Publikum, die noch vor wenigen Jahren die Stabilität unseres Finanzsystems kaum in Zweifel gezogen hätten. Kritische Stimmen zum Thema Gold suchte man bis auf den Vortrag von Markus Mezger (Tiberius Asset Management) vergebens. So mancher Referent wartete jedoch mit atemberaubenden Kurszielen auf.
Kein Wunder also, dass manche Kollegen der Mainstreampresse sich an die Zeiten des Neuen Marktes erinnert fühlten und den Goldpreis in einer Blase wähnen. Allerdings ist es so, dass die preistreibenden Faktoren ja nach wie vor nicht aus der Welt sind, vor allem aber verleitet der bereits seit 10 Jahren steigende Nominalpreis des Goldes zu Fehlinterpretationen: Gold steigt eigentlich nicht, vielmehr sind es die Papierwährungen, die ihre Kaufkraft dramatisch verlieren. Nicht umsonst sprach der amerikanische Bankier J.P. Morgan davon, dass "Gold Geld sei und nichts anderes!" Mehr zum Thema "Gutes Geld" können Sie übrigens in unserer gleichnamigen Sonderausgabe lesen.
Noch keine Blase
Noch sind wir aber nicht in der absoluten Euphoriephase angekommen. Dazu sind die Pressekommentare zu verhalten, die Probleme dies und jenseits des Atlantiks nicht gelöst (wie sollten sie auch?) und die einzige Antwort der Politik auf die Schuldenkrise ist: noch mehr Schulden! Vor allem diese Haltung, da waren sich die meisten Vortragenden einig, wird schließlich die finale, exponentielle Bewegung in den kommenden Jahren auslösen. Die spannende Frage ist natürlich: Was passiert dann?
Hierauf hörte man in München verschiedenste Positionen: Endzeitszenarien wurden genauso diskutiert wie der simple Beginn eines neuen Zyklus. Auch die Ansicht, dass Gold am Ende wieder Teil des offiziellen Finanzsystems werden wird, wurde nicht selten vertreten. In jedem Fall wird es in nicht allzu ferner Zukunft wieder an der Zeit sein, seine Goldbestände zu reduzieren. Noch allerdings gilt es, in die Sicherheit des gelben Metalls zu vertrauen - das Edelmetall ist schließlich einer der ganzen wenigen Assets, die kein Ausfallrisiko aufweisen.
Neben informativen Vorträgen und anregendem Gedankenaustausch hat uns besonders der rege Zuspruch unserer Leser gefreut. Nur selten erfahren wir Redakteure, wie unsere Texte bei den Lesern ankommen. Veranstaltungen wie die Edelmetallmesse sind für uns daher auch ein wichtiger Gradmesser für unsere Arbeit - und die scheint, folgt man dem Feedback unserer Leserschaft, so schlecht nicht zu sein. Herzlichen Dank hierfür!
Märkte
Gefreut haben sich vergangene Woche auch die Märkte. Nun ja, weniger über eine dann doch noch sehr kleine Messe in München, sondern über den Amtsantritt von Mario Draghi. Schließlich hatte der frischgebackenen EZB-Präsident auch ein Antrittsgeschenk in petto: eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt! Dies gab den Märkten Auftrieb und der DAX zog vergangene Woche etwas an. Tatsächlich aber ist, er zunächst einmal an dem Widerstand bei rund 6.300 Punkten abgeprallt, der sich bereits im Jahr 2010 als beachtliche Hürde erwiesen hatte (vgl. Chart).
Pessimisten könnten übrigens eine sich ausbildende Schulter-Kopf-Schulter-Formation erkennen (markiert durch die gelbe Elipse). Dies würde eventuell auf weitere Kursverluste hindeuten. Für uns erscheint dieses Szenario allerdings eher unwahrscheinlich, mit einem sofortigen Durchstarten des DAX rechnen wir aber auch nicht. Vermutlich wird der DAX ähnlich wie 2010 einige Zeit brauchen, bis er den Widerstand überwindet. Vielleicht benötigt er dazu auch noch etwas Treibstoff in Form von neu gedrucktem Geld. Hier braucht sich der Anleger allerdings nicht zu sorgen, denn schließlich haben sich hinter Griechenland bereits die Portugiesen, Spanier und Italiener in der "Rettungspipeline" aufgestellt. Für frisches Geld wird also gesorgt werden - dies war die eigentliche Botschaft der Zinssenkung an die Märkte.
Fazit
Gold ist inzwischen sicherlich einer breiten Schicht als Investmentvehikel bekannt. In einer Blase sind wir noch nicht, höchstens am Beginn derselben. Solange die Politik ihren Kurs nicht ändern, muss sich der Goldanleger keine Sorgen machen (oder sich eben erst recht sorgen). Die Schuldenflut wird insbesondere die goldenen Rettungsboote weiter steigen lassen - das eine oder andere Wellental unbenommen.
© Fabian Grummes
www.smartinvestor.de
Quelle: Aus "Smart Investor Weekly", 45/2011
Zum siebten Mal öffnete dieses Jahr die Edelmetalmesse in der ehemaligen Radsporthalle auf dem Münchner Olympiagelände ihre Pforten. Doch zwischen der ersten Veranstaltung 2005 und der diesjährigen liegen Welten. Ähnelte die damalige Veranstaltung noch dem Treffen einer kleinen, eingeschworenen Gemeinde, die von der "Außenwelt" in der Regel überhaupt nicht wahrgenommen wurde, so platzte die Münchner Eventarena dieses Jahr aus allen Nähten (dies tat sie allerdings bereits die letzten beiden Jahre).
Wenig Vertrauen in Euro-Rettungsversuche
Zweifelsohne ist die Basis derer, die sich für Edelmetall interessieren, deutlich breiter geworden. Der klassische Goldbug war natürlich nach wie vor in großer Zahl vertreten, aber es fanden sich auch viele Besucher im Publikum, die noch vor wenigen Jahren die Stabilität unseres Finanzsystems kaum in Zweifel gezogen hätten. Kritische Stimmen zum Thema Gold suchte man bis auf den Vortrag von Markus Mezger (Tiberius Asset Management) vergebens. So mancher Referent wartete jedoch mit atemberaubenden Kurszielen auf.
Kein Wunder also, dass manche Kollegen der Mainstreampresse sich an die Zeiten des Neuen Marktes erinnert fühlten und den Goldpreis in einer Blase wähnen. Allerdings ist es so, dass die preistreibenden Faktoren ja nach wie vor nicht aus der Welt sind, vor allem aber verleitet der bereits seit 10 Jahren steigende Nominalpreis des Goldes zu Fehlinterpretationen: Gold steigt eigentlich nicht, vielmehr sind es die Papierwährungen, die ihre Kaufkraft dramatisch verlieren. Nicht umsonst sprach der amerikanische Bankier J.P. Morgan davon, dass "Gold Geld sei und nichts anderes!" Mehr zum Thema "Gutes Geld" können Sie übrigens in unserer gleichnamigen Sonderausgabe lesen.
Noch keine Blase
Noch sind wir aber nicht in der absoluten Euphoriephase angekommen. Dazu sind die Pressekommentare zu verhalten, die Probleme dies und jenseits des Atlantiks nicht gelöst (wie sollten sie auch?) und die einzige Antwort der Politik auf die Schuldenkrise ist: noch mehr Schulden! Vor allem diese Haltung, da waren sich die meisten Vortragenden einig, wird schließlich die finale, exponentielle Bewegung in den kommenden Jahren auslösen. Die spannende Frage ist natürlich: Was passiert dann?
Hierauf hörte man in München verschiedenste Positionen: Endzeitszenarien wurden genauso diskutiert wie der simple Beginn eines neuen Zyklus. Auch die Ansicht, dass Gold am Ende wieder Teil des offiziellen Finanzsystems werden wird, wurde nicht selten vertreten. In jedem Fall wird es in nicht allzu ferner Zukunft wieder an der Zeit sein, seine Goldbestände zu reduzieren. Noch allerdings gilt es, in die Sicherheit des gelben Metalls zu vertrauen - das Edelmetall ist schließlich einer der ganzen wenigen Assets, die kein Ausfallrisiko aufweisen.
Neben informativen Vorträgen und anregendem Gedankenaustausch hat uns besonders der rege Zuspruch unserer Leser gefreut. Nur selten erfahren wir Redakteure, wie unsere Texte bei den Lesern ankommen. Veranstaltungen wie die Edelmetallmesse sind für uns daher auch ein wichtiger Gradmesser für unsere Arbeit - und die scheint, folgt man dem Feedback unserer Leserschaft, so schlecht nicht zu sein. Herzlichen Dank hierfür!
Märkte
Gefreut haben sich vergangene Woche auch die Märkte. Nun ja, weniger über eine dann doch noch sehr kleine Messe in München, sondern über den Amtsantritt von Mario Draghi. Schließlich hatte der frischgebackenen EZB-Präsident auch ein Antrittsgeschenk in petto: eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt! Dies gab den Märkten Auftrieb und der DAX zog vergangene Woche etwas an. Tatsächlich aber ist, er zunächst einmal an dem Widerstand bei rund 6.300 Punkten abgeprallt, der sich bereits im Jahr 2010 als beachtliche Hürde erwiesen hatte (vgl. Chart).
Pessimisten könnten übrigens eine sich ausbildende Schulter-Kopf-Schulter-Formation erkennen (markiert durch die gelbe Elipse). Dies würde eventuell auf weitere Kursverluste hindeuten. Für uns erscheint dieses Szenario allerdings eher unwahrscheinlich, mit einem sofortigen Durchstarten des DAX rechnen wir aber auch nicht. Vermutlich wird der DAX ähnlich wie 2010 einige Zeit brauchen, bis er den Widerstand überwindet. Vielleicht benötigt er dazu auch noch etwas Treibstoff in Form von neu gedrucktem Geld. Hier braucht sich der Anleger allerdings nicht zu sorgen, denn schließlich haben sich hinter Griechenland bereits die Portugiesen, Spanier und Italiener in der "Rettungspipeline" aufgestellt. Für frisches Geld wird also gesorgt werden - dies war die eigentliche Botschaft der Zinssenkung an die Märkte.
Fazit
Gold ist inzwischen sicherlich einer breiten Schicht als Investmentvehikel bekannt. In einer Blase sind wir noch nicht, höchstens am Beginn derselben. Solange die Politik ihren Kurs nicht ändern, muss sich der Goldanleger keine Sorgen machen (oder sich eben erst recht sorgen). Die Schuldenflut wird insbesondere die goldenen Rettungsboote weiter steigen lassen - das eine oder andere Wellental unbenommen.
© Fabian Grummes
www.smartinvestor.de
Quelle: Aus "Smart Investor Weekly", 45/2011