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Der Anfang vom Ende des Fiat-Geldes

11.11.2011  |  John Browne
Das Treffen der G 20 führte letzte Woche zu keiner Ausweitung des Rettungsfonds für die Eurozone. Das ist zwar ein gutes Zeichen für die langfristige Solvenz der Mitgliedsstaaten (Moral Hazard und dergleichen), gleichzeitig löste es eine Marktreaktion aus, die meiner Meinung nach zur Destabilisierung der Einheitswährung beitragen wird. Die gestrigen Marktbewegungen deuten darauf hin, dass diese Entwicklung gut für den Dollar und schlecht für Gold ist. Ich möchte von der panischen Masse Abstand nehmen, um in Ruhe zu beurteilen, ob sie tatsächlich in die richtige Richtung flüchtet.

Das Argument für den Dollar liegt auf der Hand und ist allzu simpel. Ich werde es jetzt vor dem Hintergrund eines Zusammenbruchs in vier Phasen bewerten, den ich für die westlichen Währungen kommen sehe.

Da die Mainstream-Analysten im Gold ausschließlich eine Inflationsabsicherung sehen und sich zudem auf die nominalen Inflationskennzahlen stützen, gelangen sie nun zu dem Fazit, dass Gold stark überbewertet ist - und das es tatsächlich die letzte anstehende Asset-Blase sein wird. Aber die Frage, warum Gold eine Absicherung gegen Inflation ist, wird von den Analysten nicht berücksichtigt. Gold ist letzten Endes eine Versicherungspolice gegen einen galoppierenden Währungskollaps. Mit anderen Worten: Gold ist als längerfristiger, vermögenssichernder Kauf gedacht. Klar, auf dem Handelsparkett werden einige Trader versuchen, das schnelle Geld mit Short-Positionen auf Gold und Long-Positionen auf den Dollar zu machen. Würden jedoch Privatinvestoren diesem Beispiel folgen, wären sie dem ausgeliefert, was anschließend folgen könnte. Und zwar eine schrittweise Destabilisierung des Euros, der möglicherweise zum Zusammenbruch des US-Dollars führt. Unter solchen Umständen wären die heute volatilen Gold- und Silberpreise attraktiv.

Phase EINS der drohenden Katastrophe ist die Staatsschuldenkrise, die im Grunde noch das Währungsrisiko verdeckt. Der Ausfall griechischer Staatsschulden ist dahingehend von Bedeutung, dass er den ersten Riss im Damm darstellt. Griechenland ist allerdings ein relativ kleines Problem. Die größere Bedrohung ist Italien mit seiner Verschuldung von 2,4 Billionen $ und einer Umlaufrendite, die für die 10-jährige Staatsanleihe gerade die kritische 7%-Marke überstiegen hat. Das ist der ruinöse Meilenstein, wo die Kosten weiterer Neuverschuldung die wirtschaftliche Wachstumsrate plus Inflation übersteigen.

Italien steht vor massiven Umschuldungszwängen, sinkendem Käuferinteresse und kann nicht auf ein Rettungspaket hoffen. Sollte Italien zahlungsunfähig werden, so könnte ein rasches Übergreifen auf Portugal, Irland, Spanien und andere größere Euro-Länder drohen - so auch auf Frankreich. In einem solchen Fall würden den meisten internationalen Banken und institutionellen Investoren (auch in den USA) schwere Verluste durch Staatsanleihen bestimmter Länder entstehen - möglicherweise Totalverluste. MF Global ist nur ein spekulatives Beispiel für einen drohenden Allgemeintrend. Schlimmer noch: Den Emittenten von Credit Default Swaps (CDS) - so zum Beispiel vielen deutschen Landesbanken und US-Großbanken - könnten vernichtende Verluste drohen.

Das würde zu Phase ZWEI des Zusammenbruchs führen: eine erneute und weitaus größere Bankenkrise. Und die würde den Aktienmarkt ins Wanken bringen und somit auch große institutionelle Investoren bedrohen - unter anderen auch die politisch heiklen Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen. Zudem würden Banken extreme Vorsicht bei der Kreditvergabe untereinander walten lassen. Wahrscheinlich würde der Interbankenmarkt einfrieren, aber viel stärker als noch 2008. Das könnte zur Einschränkung der allgemeinen Kreditvergabe führen und letztendlich sogar zum Rückruf kurzfristiger Unternehmenskredite und Darlehen. Ein dramatischer Anstieg der Bankenpleiten in den USA wäre dann wohl die Folge. Unachtsamen Einlegern, die nicht genau die Situation ihrer Banken verfolgen, kann es nun passieren, dass man ihre versicherten Einlagen einfriert, vielleicht sogar für Monate, während die Problembanken von der FDIC restrukturiert werden - welche vielleicht auf ihre eigene Rettung wartet. Das Wirtschaftswachstum würde dann noch weiter unter Druck geraten.

Unterdessen würde die kaskadierende Bankenkrise Europa wahrscheinlich in eine schwere Rezession, vielleicht sogar Depression, stürzen. Da 22% des Welthandels auf die EU entfallen, dürfte eine Depression in Europa ganz sicher auch die USA weiter in Mitleidenschaft ziehen. In Folge dessen könnten auch die Edelmetallpreise unter schweren Verkaufsdruck geraten - da nun in erster Linie Liquidität zählt.

Das wäre dann eine Gelegenheit für langfristige Gold- und Silberinvestoren.

Phase DREI wäre die Umstrukturierung oder Auflösung des Euro und möglicherweise eine panische Flucht in den US-Dollar, die den Dollarkurs und den Preis von US-Staatsanleihen vorübergehend steil ansteigen ließe. Bedingt durch einen deutlich stärkeren Dollar könnten auch die US $-Preise der meisten Rohstoffe, einschließlich der Edelmetalle, vorübergehend fallen. Die Reaktion auf die heutigen Nachrichten aus Italien hat uns schon einen Vorgeschmack auf diese Dynamik gegeben.

Investoren, die infolge einer solchen Entwicklung nun ihre Portfolios umstellen wollen, könnten sich in Gefahr bringen. Denn in Phase VIER, der besorgniserregendsten, würden sich Investoren dann auch bewusst werden, dass der internationale Währungszusammenbruch untrennbar mit dem US-Dollar verbunden ist - der ebenfalls nicht mehr sicher ist. Diese Panikflucht aus dem Dollar könnte sich ganz plötzlich abzeichnen, wohlmöglich dann aber in ungeahnten Ausmaßen. Zweifellos wird das Tempo und der Umfang der panischen Flucht aus Papierwährungen in die Edelmetalle viele Investoren überraschen – so wie auch die Kreditklemme 2008 überraschte. Wenn allen immer bewusster wird, dass es sich hierbei um eine Währungskatastrophe handelt, könnte der Silberpreis sogar noch schneller steigen als der Goldpreis.

Ein altes Sprichwort lautet: "Je höher der Flug, desto härter der Fall." In jeder Hinsicht kann sich die heutige US-Regierung als die glücklichste Regierung seit Jahrhunderten schätzen. Sie hat sich zu ungekannten monetären Exzessen aufgeschwungen und wurde dafür auch noch belohnt. Es sieht ganz so aus, als würden tiefer fliegende Flugzeuge gerade ins Trudeln geraten; und man kann sich kaum vorstellen, wie schnell und wie weit die USA - aus dieser Höhe - fallen dürften.

Mein bescheidener Ratschlag: Versuchen Sie sich nicht an einem zeitnahen Ausstieg, benutzen Sie lieber Ihren goldenen Fallschirm, bevor es zu spät ist.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 10.11.11 auf http://news.silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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