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Gold-Backwardation erklärt

12.08.2013  |  James Turk
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Ein neuer Name trotzdem nichts an dem hier wirkenden Grundprinzip. Der Gold-Zinssatz kann also für die Berechnung der Terminkurse eingesetzt werden. Sie werden in der Tabelle oben in US-Dollar dargestellt, weil die meisten Gold-Aktivitäten in US-Dollars geschehen. Die von mir zur Berechnung der Terminkurse genutzten Zinssätze werden von der LBMA übermittelt.

Anhand dieser Daten können wir sehen, dass Gold sich für 30-Tage und 90-Tage im Voraus in einer Backwardation befindet, für ein Jahr voraus allerdings im Contango. Auch ist die Backwardation für 30 Tage voraus ausgeprägter als die für 90 Tage voraus; nichtsdestotrotz herrscht hier Backwardation. Das bedeutet, dass die Gold-Zinssätze für 30 und 90 Tage im Voraus höher sind als die des Dollars für diese Zeiträume. Das führt uns zu der einen noch unbeantworteten Frage.

Wenn die Zinssätze das Abwertungsrisiko wiederspiegeln und physisches Gold nicht wie Landeswährungen durch das ‘Drucken‘ zu vieler Einheiten abgewertet werden kann, wie kann dann der Zinssatz des Goldes höher liegen als der des Dollars?

Die Antwort lautet: Das kann er nicht, oder zumindest nicht in einem Markt, der von staatlichen Interventionen unberührt ist. Gold-Backwardation ist ein anormaler Zustand; allerdings sind Theorie und Praxis verschiedene Dinge. Es kommt extrem selten vor, dass sich Gold in einer Backwardation befindet, doch wenn es passiert, greifen staatliche Stellen in den Marktprozess ein.

Gold ist anders als Rohöl, Soja und alle anderen Rohstoffe, welche allesamt in einer Backwardation sein können und auch immer wieder einmal sind. Gold hat einen Zinssatz. Nutzholz, Zucker, Mais und alle anderen Rohstoffe haben hingegen keinen. Ihre ‘Haltekosten’ (cost of carry) zur Bestimmung der zukünftigen Preise basieren hauptsächlich auf Lagerhausgebühren, die für deren Lagerung entrichtet werden müssen.

Zudem gilt Folgendes: Gold ist Geld, weil es akkumuliert werden kann. Das gesamte in der Menschheitsgeschichte abgebaute Gold befindet sich praktisch auch heute noch in den oberirdischen Beständen, während Rohstoffe verbraucht werden und verschwinden. Sie sind kein Geld, wie ich schon in der Abhandlung “The Above Ground Stock: Its Importance and Its Size“ erklärt hatte.

Gold-Backwardation ist eine Seltenheit, während eine Rohstoff-Backwardation kein außergewöhnliches Ereignis ist. Obgleich es eine Gold-Backwardation in der Theorie nicht geben kann, so kommt sie praktisch dann vor, wenn staatliche Interventionen ihren erwünschten Effekt verlieren - und das heißt nur, dass die Marktkräfte die staatlichen Manipulationsversuche übertrumpfen.

In diesem seit 1999 laufenden Goldbullenmarkt hatte es zuvor nur zwei Fälle von Backwardation gegeben, die jeweils nur wenige Tage andauerten. In beiden Fällen überwunden die Marktkräfte die staatlichen Interventionen, welche auf eine Manipulation der Zinssätze abzielten. Gold-Backwardation kommt also auch trotz staatlicher Interventionen gelegentlich vor, weil Zentralbanken kein physisches Gold ‘drucken‘ können, um den Nachfragedruck zu verringern.

Erstaunlicherweise ist Gold seit meinem KWN-Interview in einer Backwardation gegenüber dem Dollar geblieben. In den über 4 Jahrzehnten, die ich den Goldmarkt nun schon verfolge, hat es noch keine Backwardation dieser Dauer gegeben. Hier passiert mit Sicherheit etwas Bemerkenswertes, was meiner Meinung nach ein Signal dafür ist, das etwas ‘Wichtiges noch geschehen‘ wird. Ein Hinweis auf die Art dieses Ereignisses könnte man vielleicht sogar aus der Definition von Backwardation herauslesen, die die LBMA auf ihrer Webseite präsentiert:

BACKWARDATION - eine Marktsituation, in der die Preise für zukünftige Lieferungen unter dem Spotpreis liegen, verursacht durch Angebotsengpässe oder -knappheit.

Die Definition der LMBA bezieht sich eindeutig auf Rohstoff-Backwardation und nicht auf Backwardation zwischen verschiedenen Geld-Typen in Folge von Zinssatzdifferenzen. Diese Definition kann trotzdem auf physisches Gold angewendet werden, da es einerseits Geld aber auch - wie Rohstoffe - eine Sachwert ist. “Angebotsengpass oder -knappheit” bedeutet, dass der Preis steigen muss, falls die Nachfrage nicht nachgeben oder das Angebot nicht steigend sollte. Angesichts der derzeit starken Nachfrage nach physischem Gold, scheint ein Nachfragerückgang bei der aktuellen Preislage unwahrscheinlich.

Anders als nationale Währungen, deren Angebot sich durch bloße Buchungseinträge um jede erdenkliche Menge erhöhen lässt, kann physisches Gold nur aus zwei Quellen stammen: neue Bergbauproduktion oder bereits oberirdisch existierende Bestände. Die Bergbauproduktion ist allerdings relativ begrenzt. Wie ich in The Aboveground Gold Stock: Its Importance and Its Size erkläre, wächst der oberirdische Goldbestand Jahr für Jahr konstant um 1,8%, also nicht schnell genug, um die aktuelle Nachfrage zu befriedigen.

Folglich kann der aktuelle “Angebotsengpass oder -knappheit” nur mit den existierenden oberirdischen Beständen überwunden werden. Das kann aber nur dann geschehen, wenn der Goldpreis so stark steigt, dass die Goldbesitzern wieder einen Anreiz verspüren, ihr physisches Metall gegen Dollars einzutauschen; und genau das passierte die letzten beiden Male, als Gold in die Backwardation fiel.

Zusammengefasst heißt das Folgendes: Als Gold 1999 und 2008 in die Backwardation fiel, markierte der Goldpreis wichtige Tiefstände und entscheidende Wendepunkte, denen mehrere Jahre laufende Aufwärtstrends folgten. Ich gehe davon aus, dass es auch jetzt wieder so kommen wird, weil Gold erneut in einer Backwardation steckt.


© James Turk
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Dieser Artikel wurde am 29. Juli 2013 auf www.fgmr.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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