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Geht es jetzt abwärts mit den Preisen für Seltene Erden (SE)?

23.11.2011  |  Dr. Dietmar Siebholz
"Hosianna" und "kreuziget ihn" kennen wir aus der Leidensgeschichte unseres Religionsstifters. Nach dem gleichen Verfahren wird in der oberflächlichen Welt der Finanzszene gehandelt und sich vor allem geäußert. Nun hätte ich eigentlich nichts dagegen, wenn die Apologeten sich in der Vergangenheit schon einmal aufklärend über den Markt für Seltene Erden verdient gemacht hätten. Aber Tatsache ist, dass die von 2005 bis 2010 unisono schwiegen, dann nach dem Einsetzen der SE-Hype überschwänglich auf die SE und ihre Aktien setzen und nun alles, was SE angeht, verteufeln. Wie oben bereits gesagt "Hosianna" und …

Dem möchte ich meine eigene Auffassung dagegen setzen. Und der Zeitpunkt erscheint mir sehr günstig. Unter der Voraussetzung, dass wir es nicht mit einem totalen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zu tun habenwerden (dann allerdings werden alle Investitionen und Kapitalanlagen in den berüchtigten Orkus gehen), werden sich bis hin zum Jahre 2016 die Marktgrundlagen durchsetzen und die sehen nun gänzlich anders aus, als die von den Pessimisten verbreiteten. Ich erkläre Ihnen gern, warum dies so ist.

Häufig wird auf die Statistiken von China zurückgegriffen und festgestellt, dass China "auf Halde" arbeitet. Lassen Sie mich dazu sagen, dass ich Chinas Statistiken noch weniger glaube als unseren eigenen. Es ist nach chinesischer Mentalität ja geradezu eine Pflicht, seine Gegner durch falsche Taktikinterpretation Sand in die Augen zu streuen. Hier die Fakten: Sicherlich wird in der Inneren Mongolei bei der größten Lagerstätte für SE eine Vorratshaltung betrieben, aber diese Lagerstätte verfügt fast ausschließlich über die leichten Seltenen Erden. Das Problem für die Weltversorgung liegt aber bei den mittleren und schweren Seltenen Erden, die letzteren kommen vor allem aus den Lehmlagerstätten aus Südchina, und da hat die Zentralregierung große Umwandlungen veranlasst.

Hier werden schon aus Umweltgründen (und das nicht, weil die Welt sich hierzu mokiert, sondern weil die Wasserverschmutzung in diesen Regionen ein unerträgliches Niveau erreicht hat und sich der Widerstand in der Bevölkerung regt) einige Minen gänzlich stillgelegt oder in den nächsten drei Jahren saniert werden. Warum sich dieser Trend noch nicht in einer Erholung der Preise für die schweren SE´s niederschlägt? Weil gerade in Südchina noch erhebliche nicht kontrollierbare Bestände an schweren SE´s außerhalb der genehmigten Kontingente veräußert wurden. Aber jetzt greift auch hier die starke Hand aus Peking. Die heimlichen Bestände sind überwiegend veräußert worden. Da auch die Exporte nunmehr wohl im Griff der Zentralregierung (durch die Installation von verantwortlichen Firmen, die die Exporte zu überprüfen und die Exportquoten zu überwachen haben) sind, wird die Übersichtlichkeit der Angebots- und Nahfragesituation erheblich klarer.

Vergessen Sie bitte nicht, dass die SE-Produktionsbetriebe in China mit einer unglaublichen Verschwendung von Energie und Umwelt arbeiten und das Thema Energie und Umwelt nun auch immer mehr in China beachtet wird. Eine grundlegende Umorganisation dieser Industrie ist eingeleitet und am Ende der Aktion wird eine neue Konstellation vorzufinden sein, die einem Paradigmenwechsel entspricht. Dass diese Umwandlungsperiode gleichzeitig auch eine Kostenlawine bei den SE-Herstellern auslösen wird, denn die Kosten für Energie und für Umweltschonung sowie ganz besonders die Personalkosten werden extrem steigen. Das ist für mich absolut sicher. Hier droht eine Preiserhöhung für SE erheblichen Ausmaßes.

Wenn also die asiatischen und lateinamerikanischen Länder weiteres Wirtschaftswachstum schaffen und somit gerade in den neuen Technologien weitere Nachfrage nach den SE generieren - und damit rechne ich fest - dann werden wir bald den derzeitigen Rückgang der SE-Preise als beendet ansehen müssen. Der derzeitige Einbruch bei den Preisen wird sich dann als das herausstellen, was er wirklich ist: Eine Konsolidierung nach extremen Preisanstiegen um mehrere Hundert Prozent.

Ich habe oben ausgesagt, warum dieser Anstieg zustande kam. Zu lange hat man die Grunddaten dieses Marktes ignoriert und sich zu den Endzielen der chinesischen Strategie keine Gedanken gemacht und dann kam die Verfügung der Exportsteuern und Exportquoten. Da wurde die Diskussion über SE zum Hauptthema; jahrelang hatte man auch von der Politik nichts über dieses kleine Marktsegment gehört und dann fährt unsere Angie nach Peking und bittet den dortigen Regierungschef um Freigabe von Lieferungen. Wenn es nicht so zynisch wäre, dann müsste man unsere so fähigen Politiker als Kontraindikator für seine eigenen Investmententscheidungen nehmen: Wenn sie sich nicht äußern, dann sollte man kaufen, wenn sie in Panik machen und wie immer hinterherlaufen, dann ist Verkaufen angesagt. Dieser Indikator wäre der beste Ratgeber in den letzten 5 Jahren gewesen und das nicht nur bei den SE, sondern auch beim Euro und bei anderen wichtigen Vorgaben.

Nun aber zur Sache: Gleiches gilt bei den SE aber auch für die Anlageberater, deren Anzahl sich in den letzten 2 Jahren vervielfacht hat; ob das ein Zeichen für Qualität ist, wage ich zu bezweifeln, denn nach wenigen Monaten "Lehrzeit in Sachen SE" sich zum Fachberater aufschwingen zu können, grenzt an ein intellektuelles Wunder, wo sich die richtigen Fachleute mit einer Vorlaufzeit von mehr als 5 Jahren ihre Meriten verdient haben. Nur zur Klarstellung; Ich zähle nicht dazu, lese aber die Ausarbeitungen dieser Fachleute.




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