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Kupfer: Das Ende eines mittelfristigen Zyklus

28.10.2005  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -

Rohstoffzyklen und Terminmärkte

  • Zyklische Entwicklungen an Rohstoffmärkten

  • Bedingt durch allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen, verlaufen die Rohstoffpreise in Zyklen. Die Zyklen für Agrarrohstoffe sind von der Tendenz her relativ kurz, bei Metallen und Energieträgern dauern sie dagegen oft sogar Jahrzehnte (sog. Superzyklen). Die Superzyklen hängen von strukturellen volkswirtschaftlichen Veränderungen ab. Die Dauer diverser mittelfristiger Rohstoffzyklen entspricht dagegen oft der benötigten Zeit für die Erschließung zusätzlicher und den Ausbau bereits existierender Produktionskapazitäten. Beim Kupfer kann man historisch wichtige mittelfristige Zyklen feststellen, die im Durchschnitt etwa fünf Jahre dauern haben. Da die Ressourcen über Jahre hinweg stabil bleiben, ist diese Zyklizität auf die Zeit zurückzuführen, die man für die Erschließung neuer Minen braucht. Während die Erschließung neuer großer Projekte bis zu 10 Jahren in Anspruch nimmt, dauert die Ausweiterung von Minenprojekten bzw. die Wiederinbetriebnahme von Kupferminen in der Regel nicht länger als zwei bis drei Jahre. Aus diesem Grund kann man bei Kupfer Fünf-Jahres-Zyklen feststellen, in denen die Aufwärts- sowie Abwärts-Bewegungen etwa gleich lang ungefähr 2,5 Jahre dauern.

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    Die jetzige Kupferhausse dauert bereits seit Ende 2002 und ähnlich wie in früheren Zyklen droht derzeit eine weitere Zuspitzung. Einen letzten rasanten Anstieg können wir zwar nicht ausschließen, jedoch glauben wir, dass ein solcher mittel- bis langfristig einen ausgesprochen negativen Effekt auf die Preisentwicklung haben sollte. Die in einer solchen Situation entstehenden Überkapazitäten sind oft sehr schwer zu beseitigen. Außerdem leidet der Preis danach oft auch langfristig unter einem nachhaltigen Vertrauensverlust enttäuschter Finanzinvestoren, die Kupfer daraufhin als rein spekulative Anlage ansehen.

    Obwohl eine Vielzahl der Investoren und Rohstoffexperten den Markt auf dem gegenwärtigen Niveau als gut abgesichert ansieht, glauben wir, dass der Markt die Gefahr eines lokalen Hochs und eine darauf folgende scharfe Korrektur zumindestens teilweise einpreisen sollte. Schließlich haben die Preise für viele Kupfersubstitute, wie z.B. Aluminium oder Stahl, bereits nach unten gedreht. Die Kupfernachfrage erwies sich historisch als relativ unelastisch auf Preisveränderungen, weil sich vor allem die Preise für Ersatzstoffe parallel zum Kupferpreis entwickeln haben und dadurch keine Anreize für eine nachhaltige Substitution geschaffen wurden.

    Obwohl die Reaktion des Kupferpreises bis jetzt noch ausblieb, glauben wir, dass sich das Ende dieses mittelfristigen Zyklus bereits allmählich abzeichnet. Die Stahlpreise in den USA und Europa kamen seit Jahresanfang zunehmend unter Druck und verloren mittlerweile rund 20% gegenüber ihren Hochs. Die Stahlpreise reagieren oft als vorlaufender Indikator für das Wachstum der Weltwirtschaft und auch für die Preise anderer Metalle.

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    Das liegt vor allem daran, dass Stahl neben Rohöl zwar der wichtigste Wertstoff ist, aber im Gegenteil zu den meisten anderen Rohstoffe nicht an den Terminbörsen gehandelt wird. Die fehlende Spekulationskomponente macht die Preise hauptsächlich von Veränderungen der Angebot-Nachfrage Situation abhängig. Das Ende der Rallye bei Stahl signalisiert aus unserer Sicht auch eine Verlangsamung der Nachfrage nach Metallen und deutet auf ein mittelfristiges Hoch bei der Metallhausse hin.

    Außerdem erkennt man bei Kupfer historisch ein relativ eindeutiges saisonales Muster, wonach die Preise im zweiten Quartal normalerweise eine Schwächeperiode aufweisen. Ein Teil der saisonalen Korrektur haben wir zwar vermutlich schon hinter uns, aber auch von dieser Seite dürften eher negative Überraschungen für den Kupferpreis ausgehen. Wir rechnen daher mit einem Preisrückgang in Richtung 1,20 USD pro lbs. bzw. 2650 USD pro Tonne. Auch eine stärkere Korrektur ist nicht ausgeschlossen, weil das äußerst volatile spekulative Interesse weiterhin sehr hoch ist.

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  • Terminmärkte und ihr Einfluss auf Preisentwicklung

  • Der Weltkupferpreis kommt durch die Transaktionen an den Terminwarenbörsen zustande, wo Kupfer in Form von A-Grade Kathoden (Raffinadekupfer) gehandelt wird. Die wichtigsten Handelsplätze für Kupfer sind die Metallmärkte LME in London, COMEX/NYMEX in New York und Shanghai Exchange in China. In New York erfolgt die Notierung in USD pro lbs., in London in USD pro Tonne und in Shanghai in Juan pro Tonne, wobei der Juan an den USDollar gekoppelt ist. Da eine metrische Tonne etwa 2200 lbs. enthält, können die Preise an unterschiedlichen Metallbörsen miteinander verglichen werden, wobei ein Kupferpreis von 1,45 USD pro lbs. an der NYMEX rund 3200 USD pro Tonne in London entspricht.

    Da Kupfer einer der meistgehandelten Rohstoffe weltweit ist und außerdem fast ausschließlich an den Terminmärkten gehandelt wird, spielt die Nachfrage nach Kupferderivaten seitens der Finanzinvestoren im Preisbildungsprozess eine übergeordnete Rolle. Traditionell behandeln die Finanzinvestoren Kupfer aufgrund des Fehlens handelbarer Produkte auf Eisenerz oder Stahl als den am besten geeigneten vorlaufenden Indikator für die weltweite Konjunktur und die Metallnachfrage. Die unerwartet stark steigende Nachfrage aus China und kurzfristig knappe Kapazitäten tragen zum Preisanstieg bei und locken das Interesse der Investoren mit attraktiven Renditechancen.

    Darüber hinaus sehen viele Anleger Rohstoffe und Kupfer als eine eigene Anlageklasse an und engagieren sich aus Diversifizierungsgründen zunehmend am Kupfermarkt. Außerdem spielen Ängste vor einer bevorstehenden Erschöpfung der Ressourcen im Entscheidungsprozess oft eine Rolle. Da das Gesamtvolumen des Anlegerengagements relativ hoch ist, kommt es dabei oft zu spekulativen Exzessen. Momentan ist das spekulative Kaufinteresse überdurchschnittlich hoch geworden, worauf die Höhe aller ausstehenden Positionen sowie die Anzahl der spekulativen (Non-Commercial) Long-Positionen hindeutet. Falls der Kupferpreispreis über einen längeren Zeitraum nicht mehr stark anzieht, sollten Spekulanten ihre Positionen weitgehend glattstellen, was vermutlich zu einem sich spürbar beschleunigenden (aus charttechnischen Gründen) Preisverfall führen könnte.

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