Anleihen/ Aktien: Die große "Nicht-Rotation"
15.08.2013 | Clif Droke
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"Cash is King" in einem deflationären Umfeld, das hatten wir schon in einem Beitrag von letzter Woche erklärt: In Folge der Kreditkrise explodierte die Nachfrage nach Geld, da Investoren im panischen Streben nach Liquidität Aktien und Rohstoffe abstießen. Die starke Nachfrage nach US-T-Bills setzte Ende 2007 ein, und über die Jahresmitte 2008 hinaus verkaufte die US Fed dann fast ihre gesamten Bestände an US-T-Bills, um die unersättliche Nachfrage nach sicheren Anlagen zu befriedigen. Seit drei Monaten verkaufen Investoren aber hastig ihre US-Staatsanleihen sowie andere zinssensible Investments. Und trotzdem hat es auch bis Anfang August noch keinen entsprechenden Ansturm auf den Aktiensektor gegeben. Die verhaltende Einstellung der Investoren gegenüber Aktien liegt mit Sicherheit auch daran, dass die in Rekordmengen geschöpfte Liquidität der Zentralbanken bis zu einem gewissem Grad von den starken deflationären Unterströmungen der ökonomischen Langwelle aufgehoben wurden. Da sich der 60-Jahre-Zyklus noch bis Ende nächsten Jahres in seiner "steilen" finalen Abwärtsphase befindet, so werden sich, der entschiedensten Anstrengungen der Fed zum Trotz, die deflationären Kräfte noch deutlich zeigen. Wir haben schon einen Eindruck davon bekommen können - so in Form der periodisch auftretenden Krisen der letzten drei Jahre in verschiedenen Regionen der Erde. Je näher wir der Talsohle von 2014 kommen, desto stärker werden diese periodischen Krisenausbrüche wahrscheinlich auch ausfallen.
Eine kräftige und nachhaltige Kapital-Rotation zurück in den Aktiensektor wird es wahrscheinlich erst nach Erreichen des Zyklustiefs im nächsten Jahr geben. Nach 2014, wenn wieder ein neuer langfristiger Inflationszyklus unterwegs ist, werden Investoren erneut den Anreiz verspüren, ihr Kapital wieder in andere Bereiche als Barreserven "rotieren" zu lassen. Solange jedoch Unsicherheit herrscht, wird die langersehnte “Große Rotation“ wohl noch aufgeschoben bleiben.
Goldbergbau-Aktien
Die letzten Tage waren gute Tage für Gold, und noch bessere Tage für die Gold- und Silberaktien. Der Bergbausektor erhielt dabei Unterstützung von einem schwachen US-Dollar, der letzte Woche ganze fünf Tage in Folge gefallen war.
Werfen wir einen Blick auf die Gruppe der Gold- und Silberbergbauaktien - und zwar mithilfe des XAU Index. Zur Bewertung des zwischenzeitlichen Trends im XAU Index werde ich an dieser Stelle aber keine Trendlinien oder irgendwelche gleitenden Durchschnitte hinzuziehen, welche den Gesamteindruck manchmal verstellen können. Ich bin zwar überzeugt, dass gewisse gleitende Durchschnitte wichtig sind (und das gilt besonders für die zwischenzeitlichen Trends), ich bin aber auch der Meinung, dass es gefährlich sein kann, den gleitenden Durchschnitten zu viel Aufmerksamkeit zuzumessen. Trader tappen gelegentlich in diese Falle, wenn die bestimmten gleitenden Durchschnitten fast schon mystische Kräfte zuschreiben; das kann ein gefährlicher Fehler sein. Zur Einschätzung des zwischenzeitlichen Haupttrends im XAU ist es häufig am besten, allein auf den “nackten Chart“ zu blicken - ohne technische Verzierungen wie z.B. gleitende Durchschnitte.
Schauen wir uns den Chartverlauf des XAU Index seit Jahresbeginn an, und zwar unter der genannten Einschränkung. Wie man unten sehen kann, scheiterte bislang jeder Aufholversuch kläglich; der Versuch einer positiven Marktwende damals im Januar verkehrte sich letztendlich nur in eine Abfolge niedrigerer Tiefs, aus der sich schließlich ein anhaltender Abwärtstrend entwickelte.
Definitionsgemäß muss bei einer Markttrendwende diese Kette aus tieferen Hochs und tieferen Tiefs erst einmal durchbrochen werden - und zwar mit der Ausbildung eines finalen Tiefs. Mit anderen Worten: Der Markt muss es erst einmal schaffen, höhere Tiefs und höhere Hoch zu markieren, und das ist dann der erste Schritt innerhalb eines neuen Aufwärtstrends. Wie wir aber schon oft gesehen hatten, konnte auch an Tagen wie dem heutigen [12.08., Anm. der Red.] - an denen der XAU aufholte - keine Umkehr des Abwärtstrends bewirkt werden. Aber in einer Hinsicht haben sich die Chartmuster des XAU in den letzten Wochen schon verändert: Der Index ist dabei, ein HÖHERES Tief auszubilden.
Sollte der XAU hier in den kommenden Tag nachsetzen können, indem er das nächstliegende Hoch von 103 auf Handelsschlussbasis übersteigt (es wurde am 23. Juli zu Handelsschluss markiert), dann wäre zumindest zum ersten Mal in diesem Jahr ein höheres Tief und auch ein höheres Hoch bestätigt. Und dann hätten wir auch den Beginn einer echten Marktwende - und nicht wieder nur einen "dead-cat bounce".
© Clif Droke
www.clifdroke.com
Dieser Artikel wurde am 12.08.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.