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Wenn der Bankenkrach kommt …

27.11.2011  |  Manfred Gburek
Wir haben eine Woche voller Turbulenzen hinter uns und noch turbulentere Wochen, ja Monate vor uns. Dabei geht es um die Probleme der Geschäftsbanken, der Europäischen Zentralbank (EZB) und ganz besonders um Problemlösungen durch die Politik. Dass Sie als Anleger von all dem betroffen sein werden, lässt sich nicht vermeiden. Aber Sie können den Schaden begrenzen.

Beginnen wir, was den zuletzt genannten Punkt angeht, mit dem Bankendrama, dem Sie sich auf elegante Weise entziehen können: Indem Sie beispielsweise Ihre privaten Tages- und Festgeldanlagen oder sonstigen Einlagen, falls sie das Limit der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Person (bei Gemeinschaftskonten also 200.000 Euro) überschreiten, in später wieder über die Börse liquidierbare Bundesobligationen oder Bundesschatzanweisungen umschichten. Für Unternehmen gilt die Einlagensicherung nicht (Ausnahme: Kleinstunternehmen). Die Renditen der genannten Bundespapiere - wenn man davon überhaupt noch sprechen kann - sind zwar nahezu gleich null, aber der Gegenwert dieser Papiere bleibt Ihnen im Fall eines Bankenkrachs erhalten, auch wenn es um Beträge über 100.000 bzw. 200.000 Euro geht.

Die infrage kommenden Bundesobligationen und -schatzanweisungen sollten kurze Restlaufzeiten haben, damit Sie kein Kursrisiko eingehen. Die Auswahl ist auch für den Einsatz höherer Beträge groß genug. Da der Börsenhandel jedoch üblicherweise mit den Laufzeiten abnimmt, sollten Sie Ihre Kaufaufträge zeitlich und auf verschiedene Tranchen verteilen.

Eine einfache Möglichkeit, alle relevanten Papiere ausfindig zu machen, besteht darin, dass Sie zum Beispiel bei comdirect.de unter Kurssuche die beiden Begriffe Bundesobligation und Bundesschatzanweisung anklicken. Dann bekommen Sie alles serviert, was Sie brauchen, bei extrem kurzer Restlaufzeit etwa eine am 16. März 2012 fällige Schatzanweisung mit 1 Prozent Nominalzins, 0,039 Prozent Rendite und einem monatlichen Handelsvolumen von zuletzt über 239.000 Euro. Oder besser noch: die am 15. Juni 2012 fällige Schatzanweisung mit 0,5 Prozent Nominalzins, 0,082 Prozent Rendite und einem monatlichen Handelsvolumen von zuletzt über 778.000 Euro.

Neben der gesetzlichen Einlagensicherung gibt es bekanntlich noch die gesetzlich nicht garantierte freiwillige, die je nach Institutsgruppe unterschiedlich ausgeprägt ist: Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken verfolgen unter Einschaltung ihrer Spitzenverbände das Ziel der Institutssicherung, während der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken die Einlagen der Anleger direkt sichern soll, und zwar bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals einer Bank. Diese 30 Prozent laufen in der Regel zwar auf viele Millionen Euro hinaus, dürften aber einem allgemeinen Run auf die Banken nicht standhalten.

In diesem Kontext ist bemerkenswert, was Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober 2008 von sich gab, als nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank eine Weltwirtschaftskrise drohte: "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind." Damals drohte das Bankensystem zusammenzubrechen. Die Merkel-Worte erzielten die erhoffte Wirkung. Ob sie es jetzt immer noch tun würden, ist äußerst zweifelhaft. Denn abgesehen davon, dass sie rechtlich bedeutungslos sind, geht es inzwischen doch um 1 Billion Euro, die allein den Banken im Euro-Raum immer noch fehlt, nachdem sie sich bereits 500 Milliarden Euro von der EZB geliehen und davon aus Sicherheitsgründen gleich wieder zwei Drittel bei der EZB deponiert haben. Aus Sicherheitsgründen deshalb, weil die Banken sich untereinander überhaupt nicht mehr trauen.

Die EZB übernimmt ohne Zweifel immer mehr die Funktion des Bollwerks zur Verhinderung eines Bankenkrachs. Das ergibt sich übrigens nicht allein aus den hier genannten Zahlen, sondern auch aus den plakativen Formulierungen aus Anlass des jüngsten Treffens des deutschen Kanzlerin mit ihren Streitgenossen Mario Monti und Nicolas Sarkozy. Letzterer posaunte bei dieser Gelegenheit seine zwei wichtigsten Sätze so deutlich in die Welt hinaus, dass alle, die sich angesprochen fühlen sollten, sie zwangsläufig hören mussten: "Wir vertrauen der EZB. Wir verbitten uns positive oder negative Kommentare."

Der Hintergrund dazu: Die EZB bereitet sich spätestens seit dem Amtsantritt ihres neuen Präsidenten Mario Draghi besonders intensiv auf ihre Rolle als Euro- und Bankenretter vor. Da wäre es prekär, wenn in der Finanzwelt der Eindruck entstünde, sie lasse sich unter Druck setzen, um den Geldhahn weit aufzudrehen. Insofern dienen alle Appelle von höchster politischer Instanz wie der von Sarkozy ein und demselben Zweck: Den Druck von der EZB fern zu halten, damit sie sich in aller Ruhe auf den Tag X vorbereiten kann, an dem sie - für die Finanzmärkte möglichst überraschend - die aus ihrer Sicht richtige Entscheidung trifft. So sind auch die scharfen Worte zu verstehen, die das Trio Merkel/Sarkozy/Monti gegen EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso wegen seines Plädoyers für Eurobonds losgelassen hat. Zumal dieser damit offenbar das Ziel verfolgt, der EU-Kommission mehr Rechte für die Kontrolle einzelner Staatshaushalte einzuräumen.

Das ungleiche Trio will bis zum nächsten EU-Gipfel am 9. Dezember Vorschläge zur Änderung der europäischen Verträge ausarbeiten lassen, und zwar nur in Bezug auf die 17 Euro-Mitgliedsländer, also ohne Großbritannien & Co. Damit ist natürlich der nächste Ärger so gut wie programmiert - nicht nur wegen der Briten, die entsprechend stänkern werden, sondern auch, weil die anderen Euro-Länder sich nicht den Vertragsvorschlägen aus Deutschland, Frankreich und Italien unterwerfen wollen. Und wer weiß, ob Sarkozy und Monti nicht schon übereingekommen sind, sich gegen die deutsche Kanzlerin zu verbünden, um ihre Interessen, das heißt primär die ihrer Banken, durchzusetzen.

Fazit für Anleger: Falls es zum Bankenkrach und so zu einem weltweiten Liquiditätsengpass kommt, bevor die EZB mit kräftiger Unterstützung durch die führenden Politiker des Euro-Raums den Ausweg aus der Finanzkrise gebahnt hat, ist Liquidität Trumpf. Das heißt, bis 100.000 Euro (bei Gemeinschaftskonten bis 200.000 Euro) auf dem Konto, bei höheren Beträgen in Form von Bundesschatzanweisungen und Bundesobligationen mit kurzen Restlaufzeiten. Da ein Liquiditätsengpass neben einer Aktienpanik auch größere Goldverkäufe auslösen könnte, wäre in diesem Fall ein nochmaliger vorübergehender Rückgang des Goldpreises möglich. Er sollte dann ebenso zur Aufstockung von Barren und Anlagemünzen (einschließlich Silbermünzen) genutzt werden wie die später niedrigen Aktienkurse zum Aufbau eines größeren Aktienportfolios.

Denkbar ist indes auch das rechtzeitige Umschwenken der EZB auf einen Kurs der Geldpolitik, wie ihn ihr Pendant Fed in den USA seit vielen Jahren pflegt: Im Zweifel alle Bedenken hinsichtlich Inflationsgefahr durch zu viel Geld über Bord werfen und, um Altkanzler Helmut Schmidt aus früherer Zeit zu zitieren, lieber 5 Prozent Inflation als 5 Prozent Arbeitslosigkeit zuzulassen. Für diesen Fall wären Gold und Silber, später auch Aktien, die beste Wahl.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).




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