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Wo Risiken lauern und wie Sie sich vor ihnen schützen

18.08.2013  |  Manfred Gburek
Wahrscheinlich haben Sie in den Medien schon mehr als ein Dutzend Begründungen gefunden, warum die Preise von Gold und Silber in der abgelaufenen Woche auf einmal gestiegen sind. Zum Beispiel, so ist zu lesen und zu hören, wegen des Bürgerkriegs in Ägypten, wegen halbgarer Indiskretionen aus Zentralbankkreisen oder - einfach, aber falsch gedacht - wegen des Anstiegs der deutschen Kartoffelpreise um 44 Prozent. Da ich während der vergangenen Monate erheblich zur Ursachenforschung beigetragen habe, immer wieder auf die Möglichkeit eines baldigen Preisanstiegs bei den Edelmetallen hingewiesen und das alles vor zwei Wochen mit einem Appell an Ihre Gold- und Silbertreue abgeschlossen habe, hier nur dies:

Die Preise der Edelmetalle mitsamt den Kursen ihrer Aktien beginnen jetzt ihren Endspurt im Rahmen des seit April 2001 anhaltenden, seit September 2011 allerdings heftig unterbrochenen Aufwärtstrends. Wie weit er gehen und wie lange er anhalten wird, ist nicht vorhersehbar. Lassen Sie sich deshalb weder von Börsengurus noch von Chartisten oder selbst ernannten Experten mit irgendwelchen Prognosen abspeisen. Solange viel zu viel sogenanntes Papiergeld, dessen innerer Wert null ist, durch die Welt vagabundiert, gibt es für Gold und Silber, aber auch für eine Reihe weiterer realer Werte, keine Preisgrenze nach oben.

Nun wird es höchste Zeit, diesen Überlegungen einige weitere folgen zu lassen. Denn Ihr Geld arbeitet ja nicht in einem keimfreien Raum, sondern läuft ständig Gefahr, von Finanzviren befallen zu werden wie einst das Kapital der Banken IKB, Hypo Real Estate oder Lehman Brothers. Das A und O beim Umgang mit Geld wird in den nächsten zwei bis drei Jahren sein, Risiken aus dem Weg zu gehen. Um einen Gedanken gleich vorwegzunehmen: Es handelt sich nicht um die von Theoretikern in komplizierte mathematische Formeln umfunktionierten Risiken, die sich primär an der Intensität von Kursschwankungen ausrichten, sondern um alles, was Ihrem Geld - im weiteren Sinn, also einschließlich Ihrer Anlagen - gefährlich werden könnte.

Die folgende Aufzählung ist zwar umfangreich, umfasst aber trotzdem nur einen Teil der Risiken: über die Verhältnisse leben; Privatinsolvenz; keine Finanzplanung; Klumpenrisiko, überwiegend mit Immobilien, auch mit allen anderen Geldanlagen einschließlich Kapital- oder fondsgebundener Lebensversicherung möglich; zu wenige oder falsche Informationen; Kredite; falsche oder keine Versicherung gegen persönliche Risiken wie Krankheit, Unfall oder Berufsunfähigkeit; Arbeitslosigkeit; Scheidung; unzureichende Altersvorsorge; hohe Steuernachzahlung; vorschnelle Finanzentscheidungen mit langfristiger Bindung, wie Kapitallebensversicherung oder Baufinanzierung, oft unter psychologischem Druck durch Versicherungsvertreter oder sogenannte Anlageberater; falsche Anlage in Fonds, weil Banken und Sparkassen mit ihnen gerade eine Sonderaktion starten; schlechtes Fondsmanagement, das bis zur verlustreichen Auflösung von Fonds führen kann; Zertifikate, die so kompliziert konstruiert sind, dass kaum jemand sie versteht; falsches eigenes Timing; Verkauf unter Zeitdruck; Gier und Angst, vor allem bei Börsengeschäften; Abgleiten von der Spekulation zum Spiel, oft verursacht durch intensives Trading; Kursverlust bis zum Crash, zuletzt im Fall von Aktien wie Praktiker, Solarworld oder IVG; Inflation; Deflation; Natur- und Umweltkatastrophen; Enteignung; Krieg.

Am besten, Sie lassen sich jedes Risiko einzeln durch den Kopf gehen und denken nach, bei welcher Gelegenheit und aus welchem Anlass Sie es entweder schon einmal eingegangen sind oder ob Sie Gefahr laufen, es bald einzugehen. Praxisnah in Bezug auf die Finanzen definiert, bedeutet Risiko: die Möglichkeit, Geld zu verlieren. Das klingt zunächst banal, ist es aber nicht. Angenommen, Sie spekulieren mit Aktien und machen 50 Prozent Verlust. Um wieder auf den alten Stand zu kommen, müssen Sie 100 Prozent Gewinn erzielen, egal ob mit Aktien oder sonst was. Die Erkenntnis daraus: Es lohnt sich, jede Anlage vor dem Kauf gründlicher im Hinblick auf Risiken abzuklopfen als auf vermeintliche Chancen. Das gilt, wenn man den Begriff Anlage weit definiert, gleichsam für Aktien wie für alle anderen mehr oder weniger liquiden Anlagen und finanziellen Lebensumstände bis hin zu Versicherungen.

Am vergangenen Donnerstag habe ich mich in meiner Kolumne auf wiwo.de mit einer Anzahl von Risiken beschäftigt, die den niedrigen Zinsen zuzuschreiben sind - ein zurzeit besonders heißes Thema, das unter anderem an die Substanz des deutschen Altersvorsorge-Systems geht und wegen der Brisanz im Bundestagswahlkampf von Politikern weitgehend ausgeklammert wird. Sie können den Beitrag mit einigen Klicks im Internet nachlesen, sollten sich ergänzend dazu jedoch die Wirtschaftswoche-Printausgabe vom 5. August besorgen. Darin finden Sie einen fundierten Beitrag über die sprichwörtlichen Leichen im Keller der 30 deutschen Dax-Konzerne - ein Augenöffner, besonders auch für all diejenigen, die deutsche Aktien immer noch für kaufenswert halten.

Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich, ob ich den Faden zu Gold und Silber verloren habe. Habe ich nicht. Die Antwort: Beide Edelmetalle beinhalten ein Schwankungsrisiko, das sich zwischen Herbst 2011 und Sommer 2013 ja reichlich ausgetobt hat. Nun kehrt Gold allerdings wieder zu seinem höheren inneren Wert zurück, der die Erhaltung der Kaufkraft widerspiegelt. Ob dieser Wert bei 1500 Dollar, 2000 oder 5000 Dollar liegt, hängt davon ab, wie viel Unfug die Zentralbanker mit ihrer Geldpolitik noch anstellen. Silber dürfte zwar die Richtung des Goldes beibehalten, aber wie bisher unter größeren Schwankungen. Gold ist schlechthin eine Versicherung gegen die ausufernde Geldpolitik, Silber als Auch-Industriemetall nur zum Teil.

Eine Versicherung schließt man nicht ab, damit der Versicherungsfall eintritt, sondern um geschützt zu sein, falls etwas Schlimmes passiert. Das heißt, Sie sollten aus aktueller Sicht nicht Ihr ganzes Geld in Gold und Silber anlegen, sondern nur den Teil, der Sie über eine Finanzkatastrophe hinweg rettet. Das kann bei einem Anleger mit wenig Vermögen bis auf einen Anteil von 50 Prozent hinauslaufen, während ein sehr reicher Anleger mit 5 Prozent auskommen dürfte. Die Anteile über Gold und Silber hinaus sollten vor allem Liquidität, Aktien - aber erst auf erheblich niedrigerem Kursniveau - und eine selbst genutzte Immobilie umfassen. Die Veränderung der Anteile von Zeit zu Zeit ist ebenso zu empfehlen wie das zeitgerechte Timing. Alles in allem also eine harte Nuss, für deren Knacken Sie sehr viel Zeit investieren sollten - aber unbedingt notwendig, damit Sie finanziell überleben.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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